Solarcomplex in der Erfolgsspur
Das regionale Bürgerunternehmen solarcomplex AG in Singen will die Bodensee-Energieversorgung bis 2030 auf erneuerbare Energien umstellen. Die beiden Geschäftsführer Achim Achatz und Bene Müller (s.Foto) sehen in dem Unternehmen dann auch den „Prototypen des Stadtwerkes im 21. Jahrhundert“. Noch in diesem Jahr gehen drei Anlagen ans Netz, die genau diesen Ansprüchen der „Energie-Erneuerer“ entsprechen.
Am 05. November 2011 wird die Inbetriebnahme des Solarparks Mooshof bei Bodman-Ludwigshafen gefeiert. Mit rund 4,5 MW Leistung und einer Investition von über 10 Mio Euro eines der anspruchsvollsten Projekte der erst 10 Jahre alten Firma. Ebenfalls noch im November geht die Bioenergie Messkirch in Betrieb. Und am 7. Dezember feiern die „Energie-Erneuerer“ die Inbetriebnahme ihres sechsten Bioenergiedorfes in Weiterdingen.
Bei einem Umsatz von 12 Mio Euro (Vorjahr 11 Mio) lag das EBITDA (Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibung) bei rund 2 Mio Euro (Vorjahr 1,5 Mio), das Ergebnis vor Steuern bei gut 300.000 Euro und das Ergebnis nach Steuern bei rund 200.000 Euro. Das Grundkapital der solarcomplex AG beträgt aktuell 5,675 Mio Euro. Die über 700 daran beteiligten Aktionäre beschlossen auf ihrer Hauptversammlung im Juli die Ausgabe einer neuen Tranche von Genussrechten (3 Mio. Euro) sowie eine ordentliche Kapitalerhöhung (2,2 Mio. Euro) und eine bedingte Kapitalerhöhung zur Ausgabe von Mitarbeiteraktien (125.000 Euro). In Folge der kräftigen Investitionen in den solarcomplex-eigenen Kraftwerkspark hat sich das Anlagevermögen des Bürgerunternehmens auf nun 23 Mio. Euro erhöht (Vorjahr 19 Mio). Die Bilanzsumme wuchs von 24,5 auf gut 28,6 Mio Euro.
„Aus dem einbezahlten Geldvermögen unserer Bürgerinvestoren machen wir Anlagevermögen, also Sachwerte“, so solarcomplex-Vorstand Bene Müller, und weiter „Hier entsteht eine konkrete, sinnvolle und langfristig tragfähige Infrastruktur zur Nutzung heimischer erneuerbarer Energien.“
Die Geschäftsführer Achatz und Müller geben sich dann auch kämpferisch, wenn sie in ihrem aktuellen Newsletter ausführen: „Nachdem der Ausstieg aus der Atomenergie binnen etwa eines Jahrzehnts als gesellschaftliches Großprojekt grundsätzlich und parteiübergreifend beschlossen ist, steht eine weitere spannende Frage im Raum: Wird die zukünftig regenerative Energiebereitstellung weiterhin von zentralistischen Großstrukturen bestimmt oder gelingt mit dem Wechsel der Energiequellen auch eine Änderung der Energiestrukturen, hin zu dezentralen, regionalen Systemen? “
Die Windkraftanlagen in der Nord- und Ostsee nutzen nur den Konzernen
Für ihre Kritik an den Konzernstrukturen der gegenwärtigen Energieversorgung in Deutschland haben die solarcomplex-Manager gute Argumente: „Je dezentraler und kleinmaschiger die Erzeugerseite ist, umso geringer die Notwendigkeit zum Netzausbau und die damit verbundenen volkswirtschaftlichen Kosten. Tausende von Megawatt Windkraftanlagen in der Nord- und Ostsee ziehen einen großen Ausbaubedarf nach sich, Tausende von Megawatt verteilt über ganz Baden-Württemberg in der Nähe der Städte und Gemeinden nur einen kleinen Ausbaubedarf.“
Das Ziel von solarcomplex hingegen ist klar: „Wir wollen einen möglichst hohen Anteil des regionalen Energiebedarfs auch regional bereit stellen und so die Wertschöpfung aus Energie möglichst vor Ort halten.“
Autor: PM/hpk
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