Sie wollen nur spielen – und das gemeinsam
Wenn man abends mit einem Lächeln aus dem Theater tritt, haben Schauspieler und Regisseure alles richtig gemacht. Sollte man meinen. Auch wenn das Stück angestaubt ist, die theatralische Umsetzung manche Fragen aufwirft und mindestens ein Slapstick zu viel über die Bühne huscht. So geschehen am Samstagabend in der Konstanzer Spiegelhalle mit „Die Farbe des Lachens“.
Ein Stück aus dem vorvorigen Jahrhundert von einem hierzulande kaum bekannten Lustspieldichter: Eugène Labiche hat zahlreiche Komödien immer nach demselben Muster geschrieben – Gutbürgerliche aus dem Paris des 19. Jahrhunderts verheddern sich in ihren Salons und Affären, schlittern in ein gefährliches Abenteuer oder – wie in Die Affäre Rue de Lourcine, die Pate stand für „Die Farbe des Lachens“ – gar in einen vermeintlichen Mordfall. Meistens wird am Ende alles gut, was für dieses Stück jedoch nicht gänzlich gilt.
Heutzutage ist das kein wirklich aufregender Plot. Glücklicherweise aber ist das Stück, ist die Geschichte dahinter nicht das Wesentliche dieses Theaterabends. Das sind vielmehr die Schauspieler und wie sie miteinander spielen. Fünf aus Burundi, drei aus Konstanz, zwei Regisseure, vier Sprachen – seit zwei Jahren arbeiten sie zusammen in dem Projekt „Comédie? Humaine 21st“, die Premiere in der Konstanzer Spiegelhalle ist ihr erster Auftritt vor Publikum.
Und was für einer. Da wird gelacht, gesungen, gesprungen, gestolpert, da wird mit Sprache gespielt, wenn dieselbe Szene gleichzeitig in zwei Bühnenecken (pfiffiges Bühnenbild: Marie Labsch) und zwei verschiedenen Sprachen vorgeführt wird, wenn die Schauspieler einander simultan übersetzen, wenn Schwarze und Weiße unversehens ihre Rollen tauschen, wenn auf Zuruf eine Szene im Zeitraffer wortlos wiederholt wird. Ein Feuerwerk von Regie-Einfällen (Clemens Bechtel und Freddy Sabimbona) stürzt auf die ZuschauerInnen ein – aufgedreht fast bis zum Klamauk, den die famosen Darsteller gerade noch vermeiden können. Toll: Georg Melich, skurril-sympathisch: Sylvana Schneider, ungemein professionell: Freddy Sabimbona mit seinem Derrick-Part.
Was also ist komisch? Gibt es einen Humor in Zeiten des Genozids (seit mindestens zwei Jahren herrscht Bürgerkrieg in Burundi, wo das Stück im nächsten Jahr aufgeführt wird), kann man miteinander lachen über Grenzen hinweg und angesichts menschlicher Tragödien? Die bunte Schauspiel-Truppe führt das eindringlich vor – Lachen gegen Rassismus, Humor gegen Diskriminierung ist möglich – und wirkt. Sogar auf die ZuschauerInnen in der bis auf den letzten Platz gefüllten Spiegelhalle färbte das ab – donnernder Applaus und fünf Vorhänge waren der faire Lohn für diese interkulturelle Truppe, die einfach nur spielen will, das aber gemeinsam. Denn die Farbe des Lachens ist nicht schwarz und nicht weiß, sondern bunt.
hpk/Foto: Theater Konstanz/Ilja Mess