Südkurier auf Schrumpf-Kurs
Fast könnte man meinen, das Konstanzer Medienhaus schließe seine Lokalredaktionen im Zwei-Jahres-Takt: 2015 traf es die Ein-Mann-Lokal-Redaktionen in Furtwangen und Triberg, jetzt wird die Lokalredaktion in Friedrichshafen – so meldete es zuerst der SWR – zum Jahresende geschlossen.
Damit endet der „Südkurier“-Versuch, in eine Domäne des größten Konkurrenten einzubrechen: Die „Schwäbische Zeitung“, mit rund 170 000 gedruckten Exemplaren nach wie vor die größte Abo-Zeitung im Südwesten, trumpft nämlich in der Region Friedrichshafen/Ravensburg – dahin wurde vor kurzem der Redaktionssitz verlegt – besonders stark auf. Der „Südkurier“ hingegen kam, so hört man aus den berühmten „gut informierten Kreisen“, in Friedrichshafen seit Eröffnung der Lokalredaktion vor über 20 Jahren über die Marke von 4000 Abonnenten nie hinaus.
Die Auflagen-Entwicklung ist es auch, die dem „Südkurier“ wie allen Printmedien in Deutschland große Sorgen macht. Mit einer aktuellen Auflage von 117 996 (IVW 3/2017) nämlich setzt das Heimatblatt seinen Sinkflug stetig fort. Im Jahre 2000 zählte man noch gut 150 000 regelmäßige LeserInnen, sechs Jahre später waren es bereits 10 000 weniger, 2010 lag die Auflage dann nur noch knapp über 130 000, um aktuell unter die 120 000-Marke zu rutschen. Da eine Umkehr dieses Trends – Leser und Anzeigen-Kunden wandern ins Internet ab – kaum zu erwarten ist, sparen die Verlagshäuser im ganzen Land, wo sie nur können. Jetzt trifft es die KollegInnen in Friedrichshafen.
Zwar sollen den gegenwärtig fünf RedakteurInnen (erst 2016 übernahm mit Kerstin Mommsen eine neue Leiterin die Lokalredaktion) anders als ihren Schwarzwald-KollegInnen vor zwei Jahren neue Arbeitsplätze im Medienhaus angeboten werden, wie man hört. Doch ob das auch für die wohl gleich vielen Verwaltungsangestellten und für die zahlreichen „freien Mitarbeiter“ gilt, darf bezweifelt werden.
Noch gibt der „Südkurier“ nach eigenen Angaben 17 Lokalausgaben heraus (jetzt eine weniger), noch beschäftigt das Medienhaus über 700 Menschen, noch verdient der Verlag mit seinen Anzeigenblättern („Anzeiger“ in Konstanz und Ableger in ganz Baden), den Postdienstleistungen („Arriva“), seinen Hörfunk-Angeboten („Radio Seefunk“) und seinen Fremdaufträgen für die hochmoderne Druckerei genügend Geld, dass die Eigentümer aus Augsburg – die Mediengruppe Pressedruck, nach eigenen Angaben das siebtgrößte Zeitungshaus in Deutschland – nicht wirklich nervös werden. Doch die Konstanzer Führungscrew aus Geschäftsführer Rainer Wiesner, Verlagsleiter Michel Bieler-Loop und Chefredakteur Stefan Lutz wird achtgeben müssen, will sie die nächsten Monate unbeschadet überstehen. Die Schließung der Lokalredaktion Friedrichshafen ist erst ein Vorbote.
hpk
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Diese Nachricht überrascht mich, angesichts der Tatsache, dass der Südkurier vor nicht allzulanger Zeit für genau diese Redaktion Personal suchte. Natürlich überrascht mich die Gesamtentwicklung nicht, das ist wie überall. Und seit der Maulkorb-Scala-Affäre in Konstanz lese ich das Blatt auch nicht mehr, da ich derartige Mafia-Methoden nicht unterstütze. Ich bin sehr froh, dass es seemoz gibt. Ebenfalls liebe Grüße vom nördlichen Bodensee.
„Die guten Gedanken wie eine Bodensee-S-Bahn rund um den See, mit Beförderungsbedingungen die in Österreich oder Schweiz Standart sind und Tarifen wie beim Vorarlberger Verkehrsverbund (www.vmobil.at), die es nicht nur Touristen für wenige Cent ermöglichen das Gesamtnetz der Bahnen und Busse zu nutzen, sondern auch Leistungsbeziehern und Rentnern das wäre schon einer regelmäßigen Berichterstattung wert.“
Für die Berichterstattung unterhalb jedes Seemoz-Artikels der letzten Wochen sorgen Sie ja schon 🙂
Vom Influencer zur wirklich unabhängigen Tageszeitung am Bodensee ist eine Aufgabe, die der Südkurier wohl nicht lösen konnte. Übrigens die Schwäbische Zeitung ebensowenig. Unabhängig würde bedeuten, dass Redakteure ihr Einkommen nicht durch Nebentätigkeiten bei den Gemeindeblättern aufbessern müssten.
Um dort weiter schreiben zu dürfen sind sie dann auch immer vom Wohlverhalten politischer Amtsträger abhängig. Ähnlich verhält es sich mit Laien, die meist unter der Beobachtung eines öffentlichen Arbeitgebers stehen, also einer Schule, Dienststelle oder Tourist Information. Wo also die sogenannte vierte Gewalt unter die Knute politischer Amtsträger gerät, die jegliche Kritik mit Liebes-, besser gesagt Auskunfts- oder Auftragsentzug bestrafen steht es schlecht um die Gewinnmarge unabhängiger Verlagsunternehmen.
So führte die Einflüsterung, dass die Echt Bodensee Card unbedingt notwendig sei, wie auch eine andere Sicht zu kommunalen Themen zur Gründung von zwei Internetforen. Das Forum Langenargen und Gastgeber Uhldingen-Mühlhofen wurden zu Berichterstattern, die obwohl des Öfteren bedroht, die Schere im Kopf verweigern. Es wird übrigens immer noch bedauert, dass die seemoz Berichterstattung den nördlichen Bodenseekreis meidet. Das hat aber wohl eher seine Ursache in Kapazitätsproblemen. Erst mit der Journalistin Katy Cuko sahen hunderte Gastgeber und Einwohner ihre Einwände gegen politische Fehlentscheidungen von Bürgermeistern, Touristikern und Landratsamt wieder objektiver in das Licht der Öffentlichkeit gerückt. Besonders, nachdem die Gastgeber im Fall der Datenkrake EBC vor dem Verwaltungsgericht erfolgreich geklagt hatten. Die guten Gedanken wie eine Bodensee-S-Bahn rund um den See, mit Beförderungsbedingungen die in Österreich oder Schweiz Standart sind und Tarifen wie beim Vorarlberger Verkehrsverbund (www.vmobil.at), die es nicht nur Touristen für wenige Cent ermöglichen das Gesamtnetz der Bahnen und Busse zu nutzen, sondern auch Leistungsbeziehern und Rentnern das wäre schon einer regelmäßigen Berichterstattung wert. Schade nur, dass man es bisher scheinbar vorzieht die gesamten kostspieligen Fehlentscheidungen, an Lobbyisten geketteter Politiker, in ein besseres Licht zu rücken. Aber dafür sind wir ja da – ihr im Raum Konstanz, Singen und Stockach und wir am nördlichen Ufer des Bodensees, die euch besonders gern lesen und als Mitglieder einer großen Familie objektiver Berichterstattung bewundern.