Pferdeäpfel frei: Die E10-Gebote
Oh holdseliges Mittelalter! Da gab es noch Zünfte, einen wirklich freien Markt, echte Qualitätsprodukte, und es gab auf jedem Marktplatz einen Pranger. An dem wurde jeder öffentlich geschmäht, verhöhnt und angespuckt, der sich gegen die Zunftordnung oder sonstige geltende Sitten, Gebräuche und Übereinkünfte vergangen hatte. Besonders gern sah man dort jene Lumpen und Betrüger, die dem Volke minderwertige Waren für überteuertes Geld aufzunötigen trachteten. Tempi passati.
Wir sehen uns dagegen heute konfrontiert mit allmächtigen Konzernen, die uns, dank tatkräftiger staatlicher Unterstützung oder zumindest politischer und juristischer Duldung, beliebig das letzte Hemd ausziehen dürfen. Jüngstes Skandalbeispiel ist das E10-Debakel, welches nun einen grotesk anmutenden Ausgang nimmt:
Mangels Nachfrage (freier Markt!!!) wurde die Versorgung mit der „Öko“-Plörre nun nach und nach wieder eingestellt. Die Mineralölkonzerne, von der Regierung genötigt, blieben zwar auf ihrem zweifelhaften Produkt sitzen, auf den Kosten werden sie jedoch erklärter Maßen nicht sitzen bleiben. Sowohl die Belastungen für die Bereitstellung, als auch die von der Regierung wegen Nichterfüllung der Verkaufsquote (freier Markt!!!) verhängte Konventionalstrafe werden die „Versorger“ natürlich an uns Verbraucher weitergeben (durch erhöhte Preise ihrer anderen Produkte), so die gestern verlautbarte Erklärung.
Was genau so zu erwarten war. Schließlich leben wir nicht mehr im Mittelalter, wo jeder kaufen konnte, was ihm gerade in den Kram passte!
Das folgt mit unerbittlicher Konsequenz der nämlichen kruden Logik, nach der wir den Ausstieg aus der Atomkraft mit zusätzlichen Milliarden zu bezahlen haben, die wir den Energiekonzernen kompensatorisch dafür schulden, dass Sie unseren Planeten auf Jahrtausende hinaus verseucht haben.
Ich wünsche mir die selige Zeit der Pferdegespanne zurück. Nicht nur, dass man den braven und sparsamen Kleppern zu Fressen geben konnte, was man wollte – nein, auch höchst vortreffliche, umweltverträgliche und wachstumsfördernde Wurfgeschosse lieferten sie uns frei Hand. Pferdeäpfel – Feuer frei!
Hier zur Vergewisserung der berechtigten Empörung nochmals die gültige Gesetzeslage. Widerstand ist das Gebot der Stunde!
“Und es begab sich aber, dass ein Gebot vom Obersten Rate ausging, umfassend die E10-Gebote, als da lauten:”
Die E10-Gebote
1. Du sollst nicht denken
2. Du sollst nicht tanken:
– Anderen Sprit, als man Dir vorsetzt
– Billigeren Sprit, den man Dir anbietet
(vor allem nicht im benachbarten Ausland!)
– Besseren Sprit, der die Umwelt, Dein Auto und Dein Budget weniger belasten
3. Du sollst mehr E10 tanken, und dadurch:
– mehr Steuern zahlen
– die Volkswirtschaft ankurbeln, indem Du Dein Auto ruinierst
– die verfehlte Regierungspolitik sanktionieren
4. Du sollst nicht Infragestellen die Kompetenz von Experten, Spezialisten, Monopolisten und Lobbyisten im Auftrage und in Diensten der allwissenden Regierung
5. Du sollst nicht begehren Deines Nächsten Jeep, SUV, Benzinkanister, Beifahrerin, noch alles, was Sein ist
6. Du solltst den Namen Deiner Volksvertreter ehren und lobpreisen in alle Ewigkeit, Amen
7. Du sollst eigentlich jeden Sprit schlucken, der Dir vorgesetzt wird, und dafür froh und dankbar sein
8. Du sollst nicht Preisbrechen
9. Du sollst gefälligst jeden geforderten Spritpreis mit jeder noch so hanebüchenen Steuer-Erklärung akzeptieren und bezahlen, gestern, heute und in alle Ewigkeit, Amen
10. Du sollst nicht aufmucken (siehe 1. bis 9.)
Autor: Siegfried Galter