Von Wonder Women und anderen schrägen Vögeln
Queere Filme aus Brasilien und Irland, aber auch Kinderporträts aus einem Flüchtlingslager in Kobanê, Filme über eine Lady Macbeth, die rein gar nichts mit Shakespeare zu tun hat, und einen Rembrandt van Rjin, der den Detektiven gibt – das Dezember-Programm des Konstanzer Zebra-Kinos ist abwechslungsreich wie eh und je: Rein- und Zuschauen lohnt allemal.
LADY MACBETH
UK 2016, 89 Min., Regie: William Pugh. Original mit deutschen Untertiteln
In zartem Alter wird Katherine mit Alexander, dem Sohn eines englischen Landadligen und Minenbesitzer verheiratet. Es ist eine arrangierte Ehe, bei deren Vertragsabschluss auch materielle Interessen eine Rolle spielten. Beide Jungvermählte hadern mit ihrem Schicksal: Alexander hat kein Interesse an seiner Gemahlin, weder emotional noch körperlich. Katherine gibt sich einer endlosen Lethargie hin, ihre melancholischen Spaziergänge durch die kargen Ländereien werden vom patriarchalischen Schwiegervater unterbunden. Doch als eine geschäftliche Angelegenheit die Männer in Beschlag nimmt, fällt Katherine in ihrer Abwesenheit unverhofft die Rolle der Hausherrin zu. Sie blüht auf, gewinnt an Selbstbewusstsein und stürzt sich in eine Affäre mit dem Stallburschen Sebastian. Als die Liebschaft aufzufliegen droht, ist ihr jedes Mittel recht, um sie zu retten.
Basierend auf der Novelle Die Lady Macbeth von Mzensk des russischen Schriftstellers Nikolai Semjonowitsch Leskow entwickelt Regisseur William Oldroyd in seinem Kinodebüt einen klassischen literarischen Stoff der die unterdrückten Leidenschaften der viktorianischen Gesellschaft entfesselt.
Spieltermine: Do., 30.11., 19 Uhr | Fr., 1.12., 21:30 Uhr | Sa., 2.12., 19 Uhr | Mo., 04.12.17, 21:30
PROFESSOR MARSTON & THE WONDER WOMEN
USA 2017, 109 Min., Regie: Angela Robinson. Englische Originalversion
Wir schreiben das Jahr 1941. William M. Marston (Luke Evans) veröffentlicht seinen ersten Wonder Woman Comic, der in der Gesellschaft der vierziger Jahre mit gemischten Gefühlen aufgenommen wird. Marston lebt in einer polygamen Beziehung mit seiner Frau Elizabeth Marston (Rebecca Hall) und seiner ehemaligen Studentin Olive Byrne (Bella Heathcote). Er sieht sich dafür mit Missachtung gestraft. Dennoch entwickeln die Drei gemeinsam die Figur der Wonder Woman, welche stark durch ihre feministischen Perspektiven geprägt ist. Doch wie soll sich die Figur gegen ihre männlichen Mitstreiter, Superman und Batman, behaupten? Schnell gerät Marston durch seine kontroverse Darstellung in die Schusslinie der Presse und muss sich mehr als einmal dafür rechtfertigen.
Spieltermine: Do., 30.11. 21 Uhr | Fr., 1.12., 19 Uhr | Sa., 2.12., 21 Uhr | Mo., 4.12.17, 19 Uhr
LIFE ON THE BORDER
SYR/IRQ 2015, 67 Min., Regie: Mahmod Ahmad. Deutsche Synchronisation
Was haben Kinder erlebt, die nun ihren Alltag in einen Flüchtlingslager in Kobanê oder Sindschar bestreiten müssen? Wie wichtig sind dabei Traditionen und die persönlichen Erlebnisse? In dem Projekt LIFE ON THE BORDER gab Regisseur Bahman Ghobadi sieben Flüchtlingskindern die Möglichkeit, diese Fragen filmisch zu beantworten (Foto). Mit Ghobadis Hilfe erzählen die jungen Filmemacher ungeschönt ihre Geschichten und Erlebnisse der Flucht und dem Leben unter der Terrorherrschaft des IS. Sie geben dabei nicht nur einen Einblick in ihren Alltag sondern auch in ihre ganz persönlichen Lebensgeschichten: Der 13 jährige Diar aus Kobanê erzählt, wie sein Haus in Brand gesteckt wurde, wobei seine Eltern schwer verletzt wurden. Besameh aus Sindschar berichtet, wie sie einem Angriff des IS entkam, bei der Flucht aber ihren Arm verlor. Hazem erzählt vom 13-jährigen Birhat, dessen Eltern der IS gefangen nahm. Birhat kümmert sich seitdem um seine kranke Großmutter und seine kleine Schwester. Der 13 jährige Mahmod aus Kobanê zeigt uns seine Heimatstadt, die nach einem Angriff nur noch eine Ruine ist.
Der im iranischen Kurdistan geborene Produzent und Regisseur Bahman Ghobadi wurde schon oft prämiert, darunter auch mit der Goldenen Palme von Cannes.
Spieltermin: So., 3.12., 16 Uhr
BODY ELECTRIC
BRA 2017, 93 Min., Regie: Marcelo Caetano. Portugiesisches Original mit Untertiteln
Sommer in Sao Paolo. Der 23-Jährige Elias arbeitet als Assistent der Geschäftsführung in einer Großschneiderei. Wegen der Ferienzeit muss er dort viele Überstunden ableisten anstatt Partys zu feiern und sich am Strand zu betrinken. Dafür zieht er nach Feierabend mit seinem Kollegen Wellington, der eigentlich davon träumt, als Drag-Performer zu arbeiten, und anderen Freunden um die Häuser. Schon bald muss er sich zwischen Karriere und übrigem Leben entscheiden. Der Debütfilm des brasilianischen Regisseurs Marcelo Caetano zeichnet mit beeindruckender Beiläufigkeit das Porträt eines schwulen jungen Mannes, sowie das berührende Bild einer Gruppe von jungen Leuten, die sich über Grenzen des sozialen Standes oder der sexuellen Identität hinweg gegenseitig Halt geben.
Spieltermin: So., 03.12.17, 18:30 Uhr
A DATE FOR MAD MARY
IRL 2016, 82 Min., Regie: Darren Thornton. Englische Version mit Untertiteln
Mary McArdle, die wegen ihres ungestümen Temperaments von allen nur Mad Mary genannt wird, kommt nach einer 6-monatigen Gefängnisstrafe zurück in ihre Heimatstadt Drogheda, einem Vorort von Dublin. Ihre beste Freundin Charlene ist inzwischen verlobt. Mary wird eingeladen, die Trauzeugin zu sein, allerdings nur, weil sie sowieso kein Date für die Hochzeit finden würde. Zwar ist Mary wild entschlossen, ihr das Gegenteil zu beweisen, doch all ihre Versuche enden in einem Desaster, bis sie die Fotografin Jess kennenlernt, die Charlene für die Hochzeit engagiert hat.
Die beiden queeren Monatsfilme Body Electric (18:30 Uhr) und A Date for Mad Mary (20:30 Uhr) können entweder einzeln oder als Double Feature (an der Abendkasse) zum vergünstigten Preis angeschaut werden
Spieltermin: So., 3.12., 20:30 Uhr
NIGHTWATCHING
GB/PL/CDN/NL 2007, 134 Min., Regie: Peter Greenaway. Mit Untertiteln
Im Fokus des Films steht der Künstler Rembrandt van Rjin (Martin Freeman). Geachtet und wohlhabend, fertigt er 1642 ein Gruppenportrait der Amsterdamer Schützengilde „Kloveniers“, einer Bürgermiliz, an. Während der Arbeit an dem Gemälde, das später als „Die Nachtwache“ berühmt wurde, erhält Rembrandt brisante Informationen. Betreiben die ehrenwerten Mitglieder der Gilde ein geheimes Kinderbordell? Waren sie Komplizen bei der Ermordung ihres Kommandanten? Rembrandt malt Hinweise in das Bild hinein, welche die Gilde öffentlich anklagen und überführen sollen. Doch die „Kloveniers“ sind mächtig. Sie haben die Mittel, sich an dem missliebigen Künstler und seiner schwangeren Frau (Eva Birthistle) grausam zu rächen.
Spieltermin: Di., 5.12., 19:15 Uhr
MM/hpk (Foto: © eksystent distribution)