Südkurier frisst Kreuzlinger Zeitung
Grenzüberschreitender Paukenschlag in der hiesigen Medienszene: Der Südkurier übernimmt ab 1. Januar 2018 das gesamte Aktienpaket der wöchentlich erscheinenden Kreuzlinger Zeitung und wird somit neuer Eigentümer. Durch den Besitzerwechsel, so Nina Paproth, Geschäftsführerin des Kreuzlinger Gratisblatts, ändere sich nichts. Doch Zweifel an dieser Aussage sind angebracht.
„Mit dem Südkurier“, ließ Nina Paproth wissen, habe man „in Zeiten schwindender Abonnentenzahlen und rückläufiger Auflagen“ einen „starken Partner“ gefunden. Aber der Besitzerwechsel sei weniger finanziellen Überlegungen geschuldet, sondern verfolge vielmehr eine „ideelle Komponente“. Dazu wird Südkurier-Geschäftsführer Rainer Wiesner flankierend zitiert: „Wir wollen der Region Kreuzlingen-Konstanz eine starke Stimme und ein prägendes Identitätsbewusstsein geben und dieses fördern.“ Inwiefern sich diese Übernahme auch negativ auf die weitere Berichterstattung des liberalen Wochenblatts auswirken wird und eventuell auch Arbeitsplätze in Gefahr geraten, bleibt abzuwarten.
Problematisch könnte es für die Kreuzlinger Zeitung vor Ort dennoch werden. Denn als Amtsblatt für Kreuzlingen und Tägerwilen kassiert sie alleine von Kreuzlingen jährlich 49 000 Franken für amtliche Inserate wie Todesanzeigen, Bau- und Einbürgerungsgesuche und sonstige Planungen. Die Stadt Kreuzlingen hat kürzlich den zusätzlichen Vertrag als Amtsblatt mit den „Kreuzlinger Nachrichten“, einer anderen Gratis-Wochenzeitung, die allerdings eher Werbemüll als redaktionelle Inhalte präsentiert, gekündigt. Das brachte die rechtskonservative SVP auf den Plan, die damals schon heftig kritisierte, dass die Kreuzlinger Zeitung ja „im Ausland“ (Konstanz) gedruckt werde. Wenn diese nun mit dem Besitzerwechsel ab Januar 2018 auch noch dem Südkurier, also einem „ausländischen Unternehmen“, gehört, wird die Debatte wohl neu angefacht.
ls/hr (Foto: Kreuzlinger Zeitung)
Um es mit mit Leserbriefschreiber Thomas Martens zu wiederholen: Die Kreuzlinger Zeitung (die jetzt vom Südkurier übernommen wurde) und die Kreuzlinger Nachrichten (Blocher orientiert) sind zwei paar Stiefel! Die Kreuzlinger Zeitung war bisher ein freundliches Amtsblatt (mit all dessen Vor- und Nachteilen).
Werte/r A. Blaser
Ich kann Ihnen voll und ganz zustimmen.
Vielen Dank für diesen konstruktiven Beitrag.
Lieber Herr Kohler, Fehler gibt es in fast jeder Zeitung, gerne auch beim Südkurier und der Thurgauer Zeitung, die sicherlich noch den Luxus eines Korrektorates haben. Sie haben übrigens auch einen Kommafehler in Ihrem kurzen Text, das passiert in der Eile, und das ist häufig so in einem kleinen Team, das alles selbst macht, eigene Artikel, Eingesandtes, Fotos, Layout … ohne Korrektorat. Sie mögen recht haben, dass teilweise primitivste, ausländerfeindliche Klischees bedient werden in dieser Gratiszeitung (Kreuzlinger Nachrichten, Anm.d.Red). Das sind dann aber nicht die Redaktionen vor Ort – jedenfalls nicht die in Kreuzlingen und Weinfelden -, sondern leider die Texte, die vom Verlag kommen. Dass es auch andere Artikel gibt, haben Sie scheinbar verpasst, was daran liegen könnte, dass Sie sie nicht lesen; müssen ja nicht, aber dann auch Vorsicht mit Verallgemeinerungen und Plattitüden.
Werte Frau Thorbecke
Da haben Sie, wie viele andere es immer noch tun, 2 Blätter durcheinandergeworfen. Es gibt die Kreuzlinger Nachrichten (Blocher) UND es gibt die Kreuzlinger ZEITUNG. Um letztere geht es bei der Südkurier-Übernahme.
Der „redaktionelle Inhalt“ der ‚Kreuzlinger Nachrichten‘ beschränkt sich leider auf die Bedienung primitivster, ausländerfeindlicher Klischees (würg). Abgesehen davon machen Sie sich nicht mal die Mühe, Rechtschreibfehler vor Drucklegung zu korrigieren. Statt mich zu ärgern, dass der Briefkasten mal wieder zugemüllt wird kann man damit bestenfalls nasse Wanderschuhe ausstopfen.
…„die allerdings eher Werbemüll als redaktionelle Inhalte präsentiert“…seemoz, kritisch, widerborstig und informativ – lesenswertes aus Kultur und Politik. Hier hat die Redaktion wieder einmal bewiesen, dass keine dieser Aussagen stimmen; seemoz, einfach ausschliesslich niveaulos!
Etwas Besonderes verschwindet
Man muss keine rechtsgerichtete Patriotin sein, um diese Debatte um eine „Fremdbestimmung“ der Kreuzlinger Nachrichten patriotisch zu führen. Ganz gleich, wie man zum Südkurier steht, er ist ein urdeutsches Konstrukt in seiner belehrenden Art, in der offiziellen Amtsblatt-Mentalität, in der Angst, Wutbürger könnten die demokratischen Regeln nicht einhalten usw… Die Schweiz geht da einen ganz anderen Weg.
Bei einer Wochenzeitung fällt das vielleicht nicht so ins Gewicht – aber es ist auf jeden Fall ein dramatischer Einschnitt und dieses Blatt mit dem ganz eigenen Schweizer Charme wird es dann nicht mehr geben. Schade.
Ich hab gerade mein Südkurier-Abo gekündigt, weil die lokale, grenzüberschreitende Berichterstattung unter der Leitung von Herrn Rau alles andere als zufriedenstellend ist UND NUN DAS! Eine journalistische Katastrophe!
Die SVP regte sich über die Kündigung des Amtsblatt-Vertrags mit den „Kreuzlinger Nachrichten (KN)“ wohl vor allem auf, weil die KN neu der BaZ Holding gehören, die wiederum SVP-spiritus-rector Christoph Blocher gehört. Blocher hat via BaZ Holding kürzlich alle Gratis-Regionalblätter des Zehnder-Verlags aus Wil SG übernommen, die in der halben Schweiz erscheinen.