„Das Kongo-Tribunal“

In Kooperation mit Attac Singen zeigen das Weitwinkel-Kino in Singen und das Zebra-Kino in Konstanz den Film „Das Kongo Tribunal“ von Milo Rau. Der Film wurde dieses Jahr auf dem Filmfestival in Locarno uraufgeführt und ist eine ungewöhnliche Mischung aus Dokumentation, Politik und Theater, aufrüttelnd, aber nicht sprachlos machend: Das Doku-Theaterprojekt wird zum Tribunal über Gewalt und Machtstrukturen im globalen Rohstoffhandel.

Es steckt in unseren Smartphones, in unseren E-Bikes und in fast jedem anderen elektronischen Gerät, das wir nutzen: Tantal, das aus Coltan hergestellt wird. Der zweitgrößte Coltan-Lieferant der Welt ist die Demokratische Republik Kongo, ein Land, in dem lange ein Bürgerkrieg tobte, und in dem der Osten des Landes immer noch als Konfliktregion mit andauernden Kämpfen gilt. Die mit dem Coltan-Abbau verbundene Umweltzerstörung, die katastrophalen Arbeitsbedingungen in den Minen einschließlich Kinderarbeit sowie die Finanzierung von Waffen und Kämpfen durch die Einnahmen aus dem Abbau durch Warlords sind auch bei uns bekannt geworden.

Der Friedens-Prozess und die Aufarbeitung dieses Krieges, der bereits bis zu sechs Millionen Tote gefordert hat, kommen nicht recht in Gang. Im Mai 2015, nach zweijähriger Vorbereitung, veranstaltete der Schweizer Theatermacher und Aktivist Milo Rau in Bukavu in der Demokratischen Republik Kongo und in Berlin das “Kongo Tribunal”: eine fiktive Gerichtsverhandlung, bei der die Ursachen und Hintergründe des seit bald 20 Jahren andauernden Kongo-Kriegs untersucht wurden.

Erstmalig in der Geschichte des Landes versammelten sich die Opfer, Täter, Zeugen und Analytiker des Konflikts zu einem großen zivilen Volkstribunal. Präsidiert von einem halb kongolesischen, halb internationalen Expertengremium, entstand in mehrtägigen Hearings ein erschütterndes, analytisch tiefgründiges Tableau der neokolonialen Weltordnung, das auch der jahrzehntelangen Straflosigkeit in der Region entgegenwirken sollte.

Milo Rau ermöglichte mit seinem Kunst- und Theater-Projekt so der afrikanischen Region einen Ansatz für die Aufarbeitung und den Menschen in Europa einen Blick auf die Auswirkungen, die die Nutzung unserer alltäglichen Gegenstände woanders hat. Viele Beobachter sehen im Kongo-Krieg nicht nur einen Kampf um die politische Vorherrschaft in Zentralafrika, sondern zugleich eine der entscheidenden wirtschaftlichen Verteilungsschlachten im Zeitalter der Globalisierung.

Mag die Zahl der beteiligten Rebellenheere undurchschaubar sein – noch undurchschaubarer sind die in den Nachschublinien wirkenden Waffenhändler, die Rolle ausländischer Diplomaten und humanitärer Hilfswerke, aber auch die Verwicklungen multinationaler Minengesellschaften.

„Die Dokumentation dieses Schauprozesses, dessen Künstlichkeit schnell irrelevant wird und die Schuld von Politikern, Unternehmen, aber auch westlichen Konsumverhaltens am Leid der Kongolesen herausarbeitet, steht im Zentrum dieser anstrengenden, aufwühlenden Produktion.“ Kölner Stadtanzeiger

„Kaum jemals zuvor wurde der Zusammenhang von Konflikten, Rohstoffausbeutung und europäischem Wohlstand so schockierend präzise sichtbar gemacht.“ taz

Milo Rau aber, und das ist vielleicht die größte Wirkung des Films, entlässt das Publikum angesichts dieser (nicht neuen) Erkenntnis nicht in trüben Fatalismus. Vielmehr geht von dem Film eine große Hoffnung aus: Dass sich der Einsatz für die Wahrheit lohnt, dass es möglich ist, auch komplizierte Zusammenhänge aufzudröseln und zu einem Urteil zu finden. Und auch dieser Impuls geht von dieser hochkonzentrierten Dokumentation aus: Eine gerechtere Welt lässt sich gestalten. Man muss es nur mit aller Kraft wollen.“ programmkino.de

MM

Attac Singen, Weitwinkel-Kino Singen, und Zebra-Kino Konstanz zeigen den Film in Kooperation:
Do, 14.12., 19:30 Uhr, Kulturzentrum GEMS, Mühlenstraße 13, Singen, Eintritt: 5 €
Sa, 16.12., 19:00 Uhr, Zebra-Kino, Joseph-Belli-Weg 5, Konstanz, Eintritt: 8 €

Zum Film wird es je eine kurze Einführung durch attac Singen geben sowie nach dem Film eine Diskussion mit allen Interessierten.