Schwimmendes Theater auf der Suche nach Atlantis

Zwischen April und Juni 2020 soll ein Theaterschiff von Konstanz in den See stechen. Auf dem Schiff befinden sich Figuren der griechischen Antike, Überlebende der Odyssee, aber auch letzte Kosmonauten aus der Zeit, als es den Mond noch zu entdecken galt, eine interdisziplinäre Gruppe von androgynen Aristokraten, Forscherinnen und Forschern auf der Suche nach der verschwundenen Republik Atlantis mitten im Bodensee.

Auf der Schiffsreise werden alte und neue Stoffe gespielt werden, so auch die Geschichte der Odyssee, die in Friedrichshafen gezeigt werden wird, der ersten Station. Das Schiff wird begleitet von Beischiffen, Segelbooten aus den Konstanzer Seglervereinen, auf denen Mikrogeschichten gespielt werden – wie „An der Arche um halb acht“, ein Stück über die überlebenden Tiere bei der Sintflutkatastrophe, ein Schiff „Heinrich Seuse“, auf dem der Mystiker Geschichten erzählt über Früh-, Fremd- und Fehlgeburten, ein weiteres Schiff, das sich ausschließlich mit dem Entwurf eines Sonnenstaates beschäftigt, ein anderes Schiff, auf dem „Hermann, der Lahme“ und „Jan Hus“ über die Zukunft Gottes streiten.

Diese Schiffe mit ihren Mannschaften, also den Schauspielern, werden die Städte Friedrichshafen – Romanshorn – Lindau, Arbon/Rohrschach – Bregenz-Bodmann – Langenargen/Hagnau – Meersburg/Mainau – Bottighofen/Kreuzlingen und die Teufelsschlucht anlaufen. Zum Teil werden die beteiligten Kleinschiffe nur Flashmops veranstalten, wie an der Teufelsschlucht oder auch in Bottighofen. Das große Schiff wird die erstgenannten Orte erreichen.

In jeder dieser Städte brauchen die Theaterleute noch Botschafter, die teilweise auf dem großen Schiff mitreisen sollen. Diese Botschafter sind Schweizer, Österreicher oder Deutsche, die als forschende Atlantis-Suchende in ihren Städten Kurse anbieten über die Rekonstruktion vergangener Welten.

Wie wird alles das organisiert?

Als frühester Zeitpunkt kommt Mai 2020 in Betracht. Das Stadttheater Konstanz ist im Gespräch mit den Bodensee-Schifffahrtsbetrieben, um eines der Großschiffe „Schwaben“ oder „Karlsruhe“ anmieten zu können. Außerdem wird mit dem Ministerium für Wissenschaft und Kunst verhandelt, um einen größeren Zuschuss zu bekommen, da mit Kosten von bis zu 700.000 € kalkuliert wird. Doch bereits gibt es Zusagen verschiedener Stadtpräsidenten aus der Schweiz und dem Regierungsmitglied aus Bregenz, um zu planen, welche Theater und welche Kultureinrichtung sich an diesem Projekt noch beteiligen mag.

Insgesamt handelt es sich um eine länderübergreifende Utopie, die immer im Zusammenhang mit dem See als verbindendem und trennendem Element steht. Es geht um die Verbindung von Geschichte und Geschichten der Frühzeit und des Mittelalters. Und es geht um die Entwicklung utopischer Entwürfe, wie mitten in Europa drei Anrainerstaaten ein Lebensmodell entwickeln können, aus dem heraus es sich lohnt, europäisch-schweizerisch zu denken.

MM/hpk