Stuttgart 21 und sein absehbares Scheitern
Seit kurzem ist Stuttgart 21 wieder in aller Munde. Warum? Weil endlich bahnoffiziell zugegeben wird, dass S21 um 1,1 Milliarden Euro teurer und erst 2023 fertig erstellt sein wird. Uns wird vorgerechnet: Ein Ausstieg käme „zu spät“ und „kommt noch viel teurer als das Weiterbauen“. Das hören und lesen wir nun seit acht Jahren. Was ist dran? Winfried Wolf gibt Antworten. Erst in Singen, dann auch in Konstanz.
Tatsächlich geht es bei S21 um viel mehr. Stuttgart 21 ist in dreifacher Weise einmalig: Es handelt sich erstens um das mit Abstand teuerste Bauprojekt in Deutschland. Es kostet laut Bundesrechnungshof, nicht sieben oder sechs, sondern mindestens zehn Milliarden Euro. Es ist zweitens das einzige Projekt, bei dem eine gigantische Summe dafür ausgegeben wird, eine bestehende Kapazität – hier die des Hauptbahnhofs Stuttgart – zu verkleinern. Schließlich gibt es drittens nirgendwo in Deutschland eine derart große, kreative Protestbewegung, die seit mehr als sieben Jahren und am 15. Januar 2018 mit dann 400 Montagsdemonstrationen aktiv ist.
Und warum wird weitergebaut? Da gibt es die Interessen der Konkurrenz, Autoindustrie und Flugverkehr, denen eine weitere Schwächung der Schiene zupass kommt. Doch vor allem geht es um Staatsräson. Laut Angela Merkel wird mit Stuttgart 21 der Standort Deutschland verteidigt. Wenn Stuttgart 21 gestoppt wird, dann wird bundesweit der Widerstand gestärkt werden gegen andere zerstörerische Großprojekte – etwas derjenige gegen die Feste Fehmarnbelt-Querung oder derjenige in München gegen die zweite S-Bahn-Stammstrecke oder derjenige in Frankfurt/M. gegen den weiteren Ausbau des Rhein-Main-Airports.
Winfried Wolf präsentiert in Singen sein neues Buch „abgrundtief + bodenlos“. Es handelt sich um die erste Veröffentlichung, die in umfassender Weise das Großprojekt darstellt, dessen zentrale Schwächen analysiert und die weiter anhaltende Bürgerbewegung gegen Stuttgart 21 vorstellt. Winfried Wolf ist Diplompolitologe und Dr. phil. Er wuchs in Ravensburg auf und lebt heute bei Berlin. 1994 bis 2002 war er PDS-Bundestagsabgeordneter, gewählt in Baden-Württemberg. Wolf veröffentlichte das erste Buch überhaupt zu Stuttgart21 („Hauptbahnhof im Untergrund?“, 1. Aufl. Köln 1995). Er ist Chefredakteur der Zeitschrift Lunapark21, die 2014 das LP21-Extraheft „20 Jahre Bahnreform – 20 Jahre Stuttgart 21“ publizierte.
MM/hpk (Foto: Kontextwochenzeitung)
Winfried Wolf: „abgrundtief + bodenlos“; Freitag, 19. Januar, 19.30 Uhr, GemS Singen, Gasthaus zum Kreuz.
Veranstalter: Singen ökologisch und sozial, attac – Gruppe Singen, seemoz e.V.
Vormerken: Auf Einladung von seemoz e.V. kommt Winfried Wolf am 25.1. auch nach Konstanz in den Treffpunkt Petershausen, um dort über Stuttgart 21 zu berichten.
Unbedingt vorab nachhören: die Reden auf der 400. Montagsdemo u.a. Christine Prayon und Volker Lösch!
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