Theater um Nix: Keiner will´s gewesen sein

In nichtöffentlicher Sitzung hat der Konstanzer Gemeinderat beschlossen, den Vertrag von Intendant Christoph Nix, der 2020 ausläuft, nicht um ein weiteres Jahr zu verlängern. Seitdem blühen die Speku­latio­nen, in deren Mittelpunkt der FGL-Rat Müller-Neff steht. (Bild links im Teaser). Ein eher grauer Vorhang nach dem anderen fällt und es rumort hinter den Kulissen.

Nach der Sitzung, in der die Personalie Nix auf der Tagesordnung stand, drangen Informationen nach außen. Der Südkurier wurde informiert und berichtete, dass die geheime Abstimmung mit 24 zu 13 Stimmen gegen den Theaterintendanten ausgegangen sei. Die geheime Abstimmung hat sicher dazu beigetragen, dass es mehreren Mandatsträgern erleichtert wurde, Vorbehalte gegen den quirligen Impressario mit einem Nein in der rätlichen Dunkelkammer leichter und unerkannt abzusondern.

Durch die Berichterstattung im Südkurier wurde die Angelegenheit weitgehend öffentlich und kann somit auch genauer beleuchtet werden. Aber, so fragen sich viele, wer war denn nun der gemeinderätliche Maulwurf, der die Tageszeitung informierte? Hoch gehandelt wurde und wird weiterhin eine Person: Peter Müller-Neff (72). Der FGL-Rat sitzt seit Jahrzehnten im Stadtparlament und Spötter auch aus seinem Umfeld argwöhnen: „Der wird bei den kommenden Kommunalwahlen wieder kandidieren und hat offensichtlich Lust, sich im Rathaus den goldenen Rollator zu verdienen.“ Damit stünde er aber in Konkurrenz mit CDU-Stadtrat Wolfgang Müller-Fehrenbach (76), der mit einer kurzen Unterbrechung seit 1971 die Interessen seiner Partei vertritt.

Der auf Müller-Neff gefallene Verdacht hat eine Vorgeschichte, zu der der Betroffene auch seinen Teil beigetragen hat. Ende 2017 wurden Schauspieler des Konstanzer Theaters bei allen Gemeinderatsfraktionen vorstellig und warben dafür, den Vertrag von Nix um ein Jahr zu verlängern, denn große Projekte, wie beispielsweise die baden-württembergischen Theatertage 2019, stünden an, mit deren Durchführung das Konstanzer Theater beauftragt wurde. Daraufhin erklärte Müller-Neff mehrmals auch in öffentlicher Runde seinen Unwillen über das Vorgehen: „Nix schickt seine Schauspieler vor und instrumentalisiert sie“.

Kein Wunder also, dass einige meinen, Müller-Neff habe dem Südkurier das aktuelle Abstimmungsergebnis zur Causa Nix gesteckt. Der Verdacht erhärtete sich, als Müller-Neff zum Vorgang ausführlich in der Tageszeitung zitiert wurde und dort die gewünschte Vertragsverlängerung erneut harsch kritisieren durfte. Das Vorgehen sei zu wenig transparent gewesen, und Nix wie Mitglieder des Theaters hätten es an der nötigen Diplomatie fehlen lassen. Bei der FGL-Sitzung vergangenen Montag soll es wegen der Äußerungen Müller-Neffs hoch hergegangen sein. Manche, auch aus den Reihen der FGL, die allerdings nicht namentlich zitiert werden wollen, vermuten gar, Müller-Neff habe sich mit seiner Indiskretion positive Berichterstattung beim Südkurier erkauft. Ein schwerer Vorwurf, dem bislang der Beleg fehlt. seemoz hat Müller-Neff um eine offizielle Stellungnahme gebeten. Derlei Vermutungen, so der Befragte knapp, seien „unrichtig“ und ansonsten habe er zu diesem Thema „schon alles gesagt“.

Derweil laufen beim Konstanzer Theater neue Stimmen ein, die die Ablehnung der Vertragsverlängerung kritisieren. Die Regisseurin Johanna Schall schreibt: „Ich habe sehr selten ein Theater erlebt, das so scharf auf die Nöte seiner Umwelt schaut, um sie dann mit fröhlicher Klugheit und Spiellust zu untersuchen. Das ist Professor Nix und seinem Ensemble zu danken. Eine Schande, wenn man sie vertreiben würde“.

Ähnliches formuliert die Regisseurin Vera Nemirova: „Christoph Nix. Volljurist. Theatermann. Clown. Philosoph. Redner. Intendant. Freund. Mensch. Progressiv. Streitbar…Verletzbar. Mutig. (…) Afrika. Menschen verbinden. ..Grenzen überwinden. Ängste bewältigen. …Begabung fördern. Mit Christoph. Sonst NIX!“

Auch Dr. Rolf Eichler (früher Uni Konstanz) hat ein Statement abgegeben: „Die Nichtverlängerung des Vertrags von Christoph Nix lässt uns noch häufiger ins Konstanzer Theater gehen als bisher. Ein Theater, das inzwischen bundesweit Aufmerksamkeit auf sich zieht. Wir wollen noch die Zeit nutzen, die ein Könner wie Intendant Nix sicherlich noch in petto hat …“.

H. Reile (Foto: FGL)

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