Ho Narro?
Gelegentlich behaupten Leute ja, dass Humor oder Satire alles dürfe. Ich bin durchaus nicht dieser Meinung. Weil Witz keine Entschuldigung dafür sein darf, die Würde von Menschen zu verletzen. Warum wir an dieser Stelle darüber reden müssen? Nun, die Fasnachtsgruppe „Toggenburger Hülsnerbuben“ fand es wohl komisch, in Aadorf einen besonderen Umzugswagen zu gestalten. Ein Kommentar.
Es geht um Menschen, die sich in der Hoffnung auf ein besseres Leben auf eine lebensgefährliche Schiffsfahrt einlassen. Mit „Asylparadies Schweiz“ war der Wagen beschrieben, an ihm war eine Blache befestigt, die die schwarzen Hände von ertrinkenden Flüchtlingen zeigte. Wie verroht muss man sein, um so etwas lustig zu finden? Und wie dreist muss man sein, wenn man glaubt, das auch noch als Satire verkaufen zu können?
Blöd für den Cliquenchef der „Toggenburger Hülsnerbuben“, dass er sich vorher auf Facebook als Fan von Adolf Hitler geoutet hatte und auch noch Sympathiespuren für die Partei nationalorientierter Schweizer (Pnos) klickenderweise im Netz hinterlassen hatte, wie das Tagblatt berichtete. Pnos, das sind übrigens die, die in den vergangenen Monaten große Rechtsrock-Konzerte im Toggenburg und St. Gallen organisiert hatten. Da noch zu behaupten, man sei gar nicht rechtsradikal, ist, nun ja, gewagt.
Bizarre Reaktionen
Interessant an dem Fall ist auch, was die mediale Berichterstattung dazu ausgelöst hat. Die Organisatorin des Gähwiler Umzugs, hier wollten die rechten Hülsnerbuben auch teilnehmen mit ihrem Wagen, wird im Tagblatt mit den Worten zitiert, dass es schade sei, wenn sie nun nicht kämen, „sie hatten ja auch einen Aufwand und Kosten für den Wagen“.
Und am Ende ist natürlich immer der Überbringer der schlechten Nachricht der Böse: „Es ist schade, dass die Medien das Ganze nun so aufbauschen. Wir wollen uns nur auf einen schönen Fasnachtsumzug freuen können.“ Ernsthaft? Da kommt ein Hitler-Fan mit seiner Truppe und einem menschenverachtenden Motiv auf seinem Wagen und alles, was der Organisatorin einfällt, ist die Medien für die Berichterstattung zu schelten? Das ist wirklich ganz und gar entsetzlich. Wenn Vergehen gegen die menschliche Würde geduldet werden, um den eigenen Spaß nicht zu gefährden, müssen wir uns dringlich Sorgen um das gesellschaftliche Klima machen.
Michael Lünstroth
Die Reaktion der Veranstalterin und diverser Online-Kommentatoren passt auch zu den Kommentaren, die nach dem Pnos-Konzert im Toggenburg (und ähnlichen Veranstaltungen kamen): Die Rechtsradikalen/Neonazis hätten doch friedlich gefeiert und – gaaaanz wichtig! – nachher alles sauber und aufgeräumt hinterlassen….
Da fällt mir nur ein Wort ein: Widerlich!