„Mehr Mietspiegel braucht der Landkreis Konstanz“

Wohnungssuchende wissen: Die Mieten nicht nur in der Stadt Konstanz, sondern im ganzen Kreis sind hoch. Doch wie hoch? Nur in Konstanz und Radolfzell gibt es Mietspiegel, die darüber Auskunft geben. Das will der Deutsche Mieterbund Bodensee nun ändern. Helfen könnte dabei ein neues Förderprogramm des Landes.

2018 und 2019 will das Land den Städten und Gemeinden Zuschüsse geben, die gemeinsam eine solche Mietpreisübersicht erstellen. 400 000 Euro hat das Wirtschaftsministerium für diese Modellprojekte eingeplant. Vorbild ist der benachbarte Bodenseekreis, in dem nicht nur Städte wie Überlingen, sondern auch viele kleinere Kreisgemeinden seit einigen Jahren einen Mietspiegel anbieten.

Ein qualifizierter Mietspiegel gibt Auskunft, welche Wohnungsmieten ortsüblich sind, erläutert der Mieterbund-Vorsitzende Herbert Weber. Dabei wird das Baujahr, die Größe, die Lage, die Ausstattung und die Beschaffenheit einer Wohnung berücksichtigt. Viele Daten eines lokalen Wohnungsmarkts fließen in diese Statistik ein. Qualifiziert ist ein Mietspiegel dann, wenn er nach anerkannten wissenschaftlichen Methoden erstellt wird. In der Stadt Konstanz sorgt seit 2002 ein Mietspiegel für Transparenz auf dem Wohnungsmarkt, in Radolfzell gibt es diese Übersicht seit 2017.

Für kleinere Städte und größere Gemeinden bedeutet eine solche Datenerhebung einen relativ hohen Aufwand. Diese hätten die Rathaus-Chefs bislang gescheut. Durch die Zusammenarbeit benachbarter Kommunen ließen sich diese Kosten aber spürbar senken, betont Mieterbund-Sprecher Winfried Kropp. Um eine Landesförderung zu erhalten, müssten mindestens zwei Kommunen zusammenarbeiten, hat das Wirtschaftsministerium des Landes mitgeteilt.

Um die Fördermittel des Landes abzurufen, solle das Landratsamt eine aktivierende und federführende Rolle übernehmen und interessierte Kommunen des Landkreises zusammenbringen, schlägt der Mieterbund Landrat Hämmerle vor. Denn auch die Sozialverwaltung des Landkreises habe von weiteren Mietspiegeln im Kreis deutliche Vorteile: Sowohl Sozialamt als auch Jobcenter bezahlen viel Geld für die Kosten der Unterkunft von Grundsicherungsempfängern. Eine objektive Übersicht könne bei der Sachbearbeitung hilfreich sein, meint der Mieterbund.

Ein Mietspiegel sorge nicht für einen Mietenstopp, weist der Mieterbund Bodensee auf ein weit verbreitetes Missverständnis hin, sondern sorge für Transparenz auf dem Mietwohnungsmarkt. In vielen Kreisgemeinden gehe die unvollständige Information über die Preise derzeit zu Lasten von Mietern und Wohnungssuchenden. So nütze die Mietpreisbremse den Einwohnern in Singen und Rielasingen-Worblingen gar nichts, weil dort niemand nachvollziehbare Auskunft über die ortsübliche Vergleichsmiete geben könne. Dies sei ein großer Unterschied zu den Immobilienpreisen. Auch in kleinen Gemeinden gebe es Preisübersichten der Gutachterausschüsse, an denen sich Kaufinteressenten orientieren können.

MM

Link: Information des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg
https://wm.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse-und-oeffentlichkeitsarbeit/pressemitteilung/pid/wirtschaftsministerium-startet-bundesweit-einmalige-foerderung-von-kooperationsprojekten-zur-erstell/