Wie die Selbstheilungskräfte den Markt nicht heilen
Wirtschaftsfragen als Theaterthemen – geht das? Regisseur Mark Zurmühle und Miriam Fehlker, Dramaturgin vom Konstanzer Theater, meinen ja. Und Ayad Akhtar hilft: Der US-amerikanische Autor pakistanischer Herkunft kleidet in seinem Stück nämlich solche Fragen in eine Thriller-Story – am nächsten Freitag hat „Die unsichtbare Hand“ Premiere im Stadttheater. Man darf gespannt sein.
Die unsichtbare Hand, invisible hand – mit dieser Formel beschrieb vor fast 300 Jahren der schottische Ökonom Adam Smith die von ihm vermuteten Selbstheilungskräfte in Wirtschaft und Gesellschaft, „der Markt wird’s schon richten“. Ayad Akhtar nutzt diesen Spruch für sein preisgekröntes Drama und münzt ihn um in einen Appell gegen Fundamentalismus und Terror, gegen Kapitalismus und Gotteswahn.
Der New Yorker Banker Nick Bright wird Geisel einer islamistischen Gruppe. Doch das Lösegeld ist nicht aufzubringen. Als Börsenzocker schlägt Nick seinen Entführern vor, innerhalb eines Jahres zehn Millionen Dollar an der Börse zu „erspekulieren“. Tatsächlich gehen die Imame auf den Deal ein und lernen während der Zockerei viel über die Dynamik zwischen Kapital und Politik – die unsichtbare Hand des Marktes scheint alle und alles im Griff zu haben. Aber irgendwie klappt das nicht; Mark Zurmühle jedoch, Schauspieldirektor am Theater Konstanz, will den Schluss nicht verraten.
Nur soviel: Es geht um Vorurteile gegen Ausländer (der Autor spricht aus Erfahrung) und Abhängigkeiten eines jeden von uns von Geld, von Ideologie, von Gewalt, von Manipulation. Denn „natürlich ist der Kapitalismus eine Glaubenssache“. Aber wer nach diesem Stück zu verstehen hofft, wie Wirtschaft heute funktioniert, wird von der Dramaturgin enttäuscht. Miriam Fehlker: „Die Mechanismen des Marktes lassen auch uns ratlos zurück.“ Hier für Abhilfe zu sorgen, sei aber auch nicht Sache des Theaters, unisono beteuern beide: „Wir stellen Fragen. Mehr nicht“.
Besonders neugierig machen die Theatermacher auf Bühnenbild und Ausstattung (Eleonore Bircher). Wie ein Kino komme die Bühne daher, mit Leinwänden und Video-Einspielungen. Doch auch darüber verraten sie nicht viel mehr – man wird es sich anschauen müssen: Am Freitag, 23.2. um 20 Uhr oder in einer der vielen nachfolgenden Vorstellungen.
hpk (Foto: Theater Konstanz, Ilja Mess)
Dienstag 27.2 – 20:00 Stadttheater; Freitag 2.3 – 19:30; Samstag 3.3 – 20:00; Mittwoch 7.3.
Donnerstag 8.3; Samstag 10.3 Sonntag 11.3 – 18:00; Mittwoch 14.3; Freitag 16.3 – 19:30;
Samstag 17.3; Mittwoch 28.3 – 15:00.