Büdingen: Krieg den Palästen!
In der BürgerInnenfragestunde des Gemeinderats kochte ein Thema hoch, das viele KonstanzerInnen in den nächsten Monaten auf die Barrikaden treiben dürfte: Das geplante Luxushotel im Büdingen-Park. Zahlreiche Betroffene äußerten vehement ihren Unmut. Die Verwaltung gab sich alle Mühe, das Volk zu beschwichtigen und auf den Rechtsweg zu verweisen.
So viel Leidenschaft gibt es im Gemeinderat selten. Gleich vier Betroffene traten in die Bütt und machten ihrem Unmut über die Büdingen-Planung gehörig Luft. Die Stadt hatte vor Kurzem die Nachbarschaft über das Bauvorhaben informiert, und seitdem zeichnet sich nur allzu deutlich ab, dass auf dem seit Jahrzehnten ungenutzten, landschaftlich reizvollen und romantisch angewilderten Parkgelände ein weiteres Luxushotel für den internationalen Jetset entstehen soll – ein ziemlich großes sogar. Eins von der Sorte, die den NormalbürgerInnen signalisiert: Ihr Habenichtse, Ihr Hungerleider und Miesepeter, schaut auf uns, wohnen kann auch Spaß machen.
Büdingen als Playground fürs große Geld
Natürlich liegt das Areal nicht gerade in einem Notstandsgebiet, und den zumeist wohlhabenden Anliegern darf man wohl kaum antikapitalistische Motive oder gar den Wunsch, das heilige Privateigentum stärker zu reglementieren, unterstellen. Aber immerhin scheinen sie keinen Bedarf für den ursprünglich geplanten Hubschrauberlandeplatz zu haben und möchten den Neubau, der langsam unvermeidlich zu sein scheint, auf ein Minimum begrenzen. Das Ausmaß dessen, was dort geplant ist, kann man ermessen, wenn man sich zu Gemüte führt, dass allein von rund 60 Personalzimmern gemunkelt wird. Zielgruppe des schweizerischen Investors sind also offensichtlich Herrschaften, die die Domestiken gern Tag und Nacht für sich springen lassen.
Die Geschäfte des Herrn Buff
Die Aktiven vom Bürgerpark Büdingen, Konstanz e.V., wurden auf einen sehr interessanten Bericht über (Büdingen-Investor) Hans Jürg Buffs Projekte in seiner Schweizer Heimat und die Ablehnung der Bevölkerung aufmerksam gemacht. Zitat:
Ein Votum gegen den Hotelier, nicht die Hotellerie
In St. Moritz steht der Hotelier und Unternehmer Hans Jürg Buff, dessen Swiss Mountain Hotel Group vier weitere Hotels in der Region betreibt, nach dem Volks-Nein vor einem Scherbenhaufen. Erst im Jahr 2011 hatte er das «San Gian» für rund 12 Millionen Franken sanieren lassen. Im Zuge der Sanierung versäumten es die Bauherren jedoch, die baulichen Änderungen der Balkone vorschriftsmässig zu melden. Eine nachträgliche Umzonung hätte die Umnutzung der Balkone rückwirkend legalisieren sowie eine Aufstockung des Hotels um drei Stockwerke ermöglichen sollen. Mit dem Nein ist Buff nun verpflichtet, die Balkone kostspielig zurückzubauen.
Buff führt den Stimmentscheid auf die Tatsache zurück, dass er Einheimischer ist. Er verweist auf vergleichbare Hotelprojekte in St. Moritz, bei denen die Bauvorhaben nicht einheimischer Investoren gutgeheißen wurden – teilweise ebenfalls rückwirkend. Bezüglich seinem Fall spricht Buff von einer «Bankrotterklärung» an die Hotellerie. «Man hat im Engadin immer noch nicht verstanden, von was man lebt.» Er ziehe jetzt die Konsequenzen und widme sich vorerst einem 5-Sterne-Projekt in Konstanz. «Ich investiere mein Geld dort, wo man die Hotellerie schätzt.» Abgeschrieben habe er das «San Gian» indes noch nicht. Der Ball liege nun aber erst mal bei der Gemeinde. Für ihn komme ein Rückbau zum gegebenen Zeitpunkt nicht infrage.
Lesen Sie den ganzen Bericht dazu hier: https://www.htr.ch/tourismus/die-buendner-senken-die-daumen-46897.html.
Von der Verwaltung wollte Dr. Inge Schenk wissen, ob Bebauungspläne eigentlich nur für Normalbürger gelten, oder auch für Investoren. Dieses Bauvorhaben jedenfalls überschreite das vom Bebauungsplan gestattete Maß bei Weitem, was auch die Anwohnerin Eva-Maria Steiger beklagte. Christel Thorbecke ging es um (Überraschung!) die Bäume auf dem Gelände. Nach ihren Angaben sollen dort 235 von 305 vorhandenen Bäumen einem Kettensägenmassaker zum Opfer fallen, was sie als „Katastrophe“ geißelte. Eigentlich sei versprochen worden, den Parkcharakter des Geländes zu erhalten, und der sei ohne die Bäume ja wohl schnell dahin. Die Anwohner sind jedenfalls rege dabei, sich zu organisieren.
Ein Vertreter der Bürgerinitiative Büdingen verlas eine Resolution, in der es unter anderem heißt: „Der Verein Bürgerpark Büdingen bittet Sie, liebe Rätinnen und Räte, nun zumindest nicht vom 1987 verfassten und heute noch geltenden Bebauungsplan ‚Seehausen‘ in wesentlichem Umfange abzuweichen. Die übrigen Vorgaben dieses Bebauungsplanes, wie z.B. die Öffnung und der Zugang des Parks für die Bevölkerung, müssen garantiert sein. Ebenso sind die Bäume außerhalb des Baufensters gemäß den Auflagen der 1991 erteilten Baugenehmigung zu schützen. Im Falle der Umsetzung der jetzigen Pläne des Investors bliebe von einem Park nichts mehr übrig, was der der Öffentlichkeit noch von Nutzen wäre.“
Der Sündenfall von 1987
Für die Verwaltung versuchten Bürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn und OB Uli Burchardt, die Wogen zu glätten. Für sie ist der Bau in Büdingen längst keine politische Frage mehr, auf die sie noch nennenswert Einfluss nehmen könnten. Die politische Entscheidung habe der Gemeinderat vielmehr bereits 1987 getroffen, als er auf dem Gelände mit einem Bebauungsplan Baurecht schuf. Heute handele es sich vielmehr um eine rein juristische Angelegenheit und ein streng geregeltes Verfahren, in dem die Politik keine Einflussmöglichkeiten mehr habe. Sowie der Investor die Unterlagen vollständig eingereicht haben wird (was bisher noch nicht geschehen ist), muss das Baurechtsamt prüfen, ob der Antrag den Bestimmungen entspricht. Ist das der Fall, erteilt es die Baugenehmigung, und dann kann gebaut werden.
Wem das nicht passe, der müsse sich eben beim Gemeinderat von 1987 beschweren – oder vors Verwaltungsgericht ziehen, um das alles anzufechten. Am 21.3. wird das Projekt übrigens im Gestaltungsbeirat vorgestellt, und diese Veranstaltung soll öffentlich sein.
Wem das alles bekannt vorkommt – wir können nichts tun, Bebauungsplan usf. – braucht sich nicht verwundert die Augen zu reiben. Das alles hatten wir zuletzt, als es ums Scala ging. Das hat System.
O. Pugliese (Foto: Bürgerpark Büdingen, Konstanz e.V)
Zur frühen Chronologie Büdingens: http://www.buergerpark-konstanz.de/history
Ungefähr 60 !!Personalzimmer mit bis zu ca. 60 qm² Wohnfläche sprechen für einen großzügigen Investor, der sein potentielles Personal sehr zu schätzen weiß! Die hohe Anzahl an „Personal“-Zimmern bedeutet jedoch auch, dass der Hotelier wohl kaum Arbeitskräfte aus Konstanz oder Umgebung einstellen wird, denn Zimmer braucht, wer von auswärts kommt. Wer also mal wieder von „Arbeitsplatzbeschaffung“ quasselt, sollte darüber nachdenken. Um die Millionen, die Herr B(l)uff in den 5-Sterne-Palast stecken will, vermehrt wieder zu bekommen, braucht es täglich, nicht nur Frühling und Sommer, viele Jahre, viele Gäste mit viel Geld. Ob unsere Stadt mit Massen-Einkaufstourismus, Verkehrschaos, Billig-Läden und-Ketten, einer Vielzahl von fantastischen Drogeriemärkten, lautstarken und fröhlich feiernden „jungen Erwachsenen“ in lauen Sommernächten, Massenveranstaltungen usw. Ist unsere Stadt tatsächlich noch attraktiv für die zu erwartetende Klientel? Erwarten Menschen, die sich den Luxus eines 5-Sterne Hotels gönnen nicht auch entsprechendes Flair vor Ort?
Sind Gedanken, dass der Schweizer Unternehmer sich evtl. darauf vorbereitet, nicht nur kurzzeitig Gäste zu beherbergen sondern langfristig Appartements zu vermieten/zu verkaufen, zu weit hergeholt? Sollte der Erfolg eines Luxushotels ebenso in die Hose gehen, wie jener von Ulis Jahrhunderchance rheinaufwärts, wird es wohl einer anderen Nutzung zufallen(müssen). Aber auf solche „Verschwörungstheorien“ kommen nur jene Bürger, die als übersichtliche Häuflein ihre Eigeninteressen verfolgen,