Alle Fähren, (fast) alle Busse standen still
Um 4.30 Uhr legte gestern die letzte Fähre von Meersburg ab. Mit ihr kam auch Andreas Schackert, Gewerkschaftssekretär aus Stuttgart, nach Konstanz, um den ganztägigen Warnstreik im öffentlichen Dienst zu organisieren – „ein voller Erfolg“, wie die Gewerkschaft ver.di bilanziert.
4000 GewerkschafterInnen, darunter allein 350 aus Konstanz, waren zur zentralen Streikveranstaltung in Karlsruhe zusammen gekommen – andere traten in Radolfzell, Singen und Konstanz in den Ausstand, zudem trafen sich TeilnehmerInnen zwischenzeitlich zu „Streikfesten“ vor dem Busdepot und dem Konstanzer Klinikum. Rechtzeitig vor der dritten Verhandlungsrunde im Tarifstreit des öffentlichen Dienstes am kommenden Wochenende wollten so die GewerkschafterInnen den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen, die immer noch kein Angebot vorgelegt haben.
Die Forderungen der Gewerkschaft
► 6 Prozent mehr Gehalt, mindestens 200 €
► 100 Euro mehr Vergütung für Auszubildende und PraktikantInnen
► Unbefristete Übernahme der Auszubildenden nach erfolgreichem Abschluss
► Anhebung des Nachtarbeitszuschlags in Krankenhäusern auf 20%
► Tarifierung der Ausbildungsbedingungen für die bisher nicht tariflich geregelten Ausbildungs- und Praktikumsverhältnisse
Auf den Konstanzer Straßen war es gestern ungewöhnlich still. Denn bis auf zwei Linien (in die Schweiz und auf die Mainau) blieben alle Busse im Depot. Auch die Fähre Konstanz-Meersburg stellte zwischen 5 und 21 Uhr ihren Betrieb ein – gut 100 Beschäftigte streikten allein in der Frühschicht und versammelten sich stattdessen um das Grillfeuer vor dem Busdepot in der Max-Stromeyer-Straße.
Am Klinikum Singen wurden drei Abteilungen bestreikt, ebenso wie die Anästhesie im Krankenhaus Radolfzell sowie zwei Pflegestationen und der Operationsbetrieb im Klinikum Konstanz. Auch etliche Kitas in Singen und Konstanz blieben geschlossen oder richteten einen Notdienst ein. Die Streikenden – vornehmlich weiblich – kamen dann ab 12 Uhr zum „Streikfest“ vor dem Krankenhaus in der Mainaustraße zusammen (s. Fotos), wo die ver.di-Geschäftsführerin Sylvia Nosko vor gut 80 Beschäftigten in einer kämpferischen, gleichwohl launigen Rede vor weiteren Warnstreiks warnte, sollte es bei den Tarifverhandlungen am Wochenende in Potsdam wieder nicht zu einer Einigung kommen.
Florian Ott, Betriebsratsvorsitzender im Konstanzer Klinikum, war zufrieden: „Dass mit 80 bis 100 Streikenden heute dennoch relativ wenig Beschäftigte zusammen gekommen sind, darf auch als Indiz für die Unterbesetzung im Krankenhauswesen verstanden werden.“ Umso deutlicher wiesen er und andere Streikenden die Aussage der Geschäftsführer vom Vortag zurück, der Warnstreik sei unverantwortlich. „Bei den Verhandlungen für einen Notdienst während des Warnstreiks wollten die Geschäftsführer Fischer und Ott eine Notbesetzung von einer Pflegerin auf 15 Patienten durchsetzen. Das hat ver.di nicht mitgemacht. Und das zeugt im Gegenteil von einem hohen Verantwortungsbewusstsein gegenüber Patienten und Pflegepersonal.“
Wer diese Auseinandersetzung als Gradmesser für das Betriebsklima im Krankenhaus nimmt, kann weiteren Verhandlungen nur skeptisch entgegen sehen. Das gilt auch für die Tarifverhandlung am 15./16. April in Potsdam. Was heißt: Der nächste, wieder ganztägige Warnstreik ist vorprogrammiert – die streikenden Frauen am Klinikum Konstanz scheinen bereit.
Am heutigen Mittwoch wird die derzeitige Warnstreik-Runde am anderen Bodenseeufer, in Friedrichshafen, Salem und Immenstaad, fortgesetzt.
hpk (Fotos: Pit Wuhrer/hpk)
Ja, wo ist sie denn nun die SPD, ich kann mich noch an eine Zeit erinnern, da waren SPD – Mitglieder deutlich zu erkennen, zeigten Flagge und waren solidarisch mit und bei der Gewerkschaft. Gerade weil sie es uns wert sind die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes. Sie haben es echt nicht begriffen bei der SPD, dass Taten gefragt sind und die Mauschelei im Landtag, für ein möglichst Bestes abschneiden bei der Diätengestaltung unerwünscht ist. Und die NoGroko´s haben sich, scheint es, auch zur eigenen Karriereplanung zurückgezogen. Schämt euch SPDler weil von den 200 Euro bei den gering Verdienenden nach Abzug von Steuern, Sozialabgaben und Mehrwertsteuer (meist 19%) nicht viel mehr als 50 und 80 im Geldbeutel landen, die spätestens im Dezember der Verkehrsverbund als Fahrpreiserhöhung kassiert. Mit der Begründung gestiegener Lohnkosten, wie es so schön heißt.
Dafür steigt man gerne mal einen Tag auf die eigenen Füße um. Ich wünsche den Streikenden, dass ihr Einsatz belohnt wird.