Kein Freibrief für Steuerhinterzieher

20110929-013444.jpgLetzte Woche unterzeichnete Finanzminister Schäuble das Steuerabkommen mit der Schweiz: Trotz leerer öffentlicher Kassen werden Milliarden Steuergelder an Vermögende verschenkt. Jetzt muss der Bundesrat das Abkommen stoppen, der noch in dieser Woche um Zustimmung oder Ablehnung zu dem Deal ringt. Die Initiative Campact startet derweil eine Kampagne, der sich schon 60.000 Bürger angeschlossen haben.

Bei Deutschlands Steuerbetrügern herrscht Feierlaune. Finanzminister Schäuble unterzeichnete letzte Woche das umstrittene Steuerabkommen mit der Schweiz. Rund 50 Milliarden Euro Steuern haben Vermögende allein über den Alpenstaat hinterzogen. Als Nachzahlung garantiert das Abkommen der öffentlichen Hand in Deutschland aber nur mickrige zwei Milliarden. Für diesen Obolus gehen die Betrüger straffrei aus – ein Schlag ins Gesicht jedes ehrlichen Steuerzahlers. Schwarz-Gelb verschenkt Milliarden, während die klammen Kassen von Bund, Ländern und Gemeinden fast leer ausgehen.

Doch noch ist das Abkommen nicht in trockenen Tüchern: Bevor es in Kraft tritt, muss auch der Bundesrat zustimmen, in dem Schwarz-Gelb keine Mehrheit hat. Mehrere SPD-regierte Länder signalisieren bereits, dem Abkommen ihre Stimme zu verweigern. Jetzt will Campact dafür sorgen, dass sich die Mehrheit der Ministerpräsidenten hierauf festlegt. Über 60.000 Menschen haben bereits den Appell an sie unterzeichnet.

Lieber zwei Milliarden als gar nichts: So verteidigt die Regierung ihren Kniefall vor der Schweiz. Doch ausgerechnet die USA zeigen, dass es auch anders geht. Die US-Steuerbehörde zwingt Banken aus aller Welt, Transparenz über die Konten von US-Bürger/innen in Steueroasen herzustellen. Andernfalls drohen ihnen empfindliche Strafzahlungen. So mussten Schweizer Banken den US-Finanzbehörden schon tausende Datensätze über die Konten amerikanischer Steuerflüchtlinge übermitteln.

Auch die EU unternimmt große Anstrengungen, Steuerflucht wirksam zu bekämpfen. Dazu soll ein automatisierter Informationsaustausch zwischen der EU und Drittstaaten wie der Schweiz eingerichtet werden. Schwarz-Gelb unterläuft diese Politik, indem es mit dem Abkommen das Schweizer Bankgeheimnis zementiert. Wasser auf die Mühlen von Steueroasen wie Österreich und Luxemburg, die jetzt auch an ihrem Bankgeheimnis festhalten wollen.

Erfreulicherweise hat der rheinland-pfälzische Finanzminister Dr. Carsten Kühl als Koordinator der SPD-Finanzminister angekündigt, dass etliche SPD-geführte Bundesländer dem Abkommen im Bundesrat nicht zustimmen wollen. Auch aus NRW und Bremen kommen eindeutige Signale.

Autor: PM/Campact