Wasserbus auf Probe
Die Wasserbuslinie auf dem Konstanzer Seerhein wird Wirklichkeit. Das zumindest planen Stadt und die Bodensee-Schiffsbetriebe. Dazu ist ein Probelauf vorgesehen, denn noch ist nicht sicher, ob das funktionieren kann und ob sich das rechnet. Ab Ende Mai soll daher die MS „Reichenau“ auf die Reise geschickt werden. Zur Probe. Immer nur samstags.
Mit zwei Schiffen ist der ganzjährige Betrieb einer Wasserbuslinie zwischen dem Bodenseeforum und dem Hafen geplant. Hierzu starten die Bodensee-Schiffsbetriebe am 26. Mai 2018 immer samstags einen Probebetrieb mit der „Reichenau“. Die Testzeit läuft bis zum 15. September 2018. Das Schiff hat Platz für 250 Gäste und wird in dieser Zeit samstags zwischen 10:15 und 19:45 Uhr zwischen dem Steg am Bodenseeforum und dem Konstanzer Hafen verkehren.
Es gelten die Bustickets der Stadtwerke Konstanz beziehungsweise das Kombiticket des P+R-Parkplatzes am Bodenseeforum. Die einfache Fahrt mit dem Wasserbus in die Stadt dauert 13 Minuten. Abfahrt am Steg beim Bodenseeforum ist immer zu den Minuten 15 und 45. Zurück geht es ab dem Konstanzer Hafen, Anlegesteg 4, jeweils zur vollen und zur halben Stunde. Eine Ausnahme gibt es zum Seenachtfest am 11. August, da verkehrt nur der Shuttlebus.
MM/hpk (Foto: BSB)
Nachdem ich nun gestern aus diversen Ecken ermutigt wurde, weiter zu machen und doch noch hören durfte, daß das Thema Flussbus und einige andere Punkte, u.a. die bereits am Rande angesprochenen, doch noch einige Leute mehr interessieren und viele genauso enttäuscht und verärgert über die Entwicklung unserer Stadt in den letzten Jahren sind, kann und möchte ich zum Thema Flussbus selbstverständlich auch noch etwas ausführlicher und konstruktiver schreiben, anstatt nur zu meckern.
Das Thema liegt mir seit vielen Jahren am Herzen. Sogar so sehr, daß ich eine zeitlang schon damit geliebäugelt hatte, eine kleine innerstädtische Personenschifffahrtslinie auf dem Seerhein selbst aufzubauen und zu betreiben. Allerdings mußte ich damals schnell einsehen, daß ich selbst das ganze aus diversen Gründen wohl nicht werde machen können. Aber eigentlich ging es mir auch eh immer mehr um die Sache an sich und meine Motivation, hier eventuell auch selbst unternehmerisch tätig zu werden, war eigentlich mehr dem Gedanken geschuldet, daß es halt endlich mal „irgendjemand“ machen müsse und wenn es denn sonst niemand täte, man dann halt selbst ran müßte… – Den Verkehrsstau, speziell in der Reichenau- und Spanierstrasse erlebe ich seit über 20 Jahren beinahe täglich und frage mich immer, wie man denn glauben kann, PKW-Fahrer dazu motivieren zu können, ihr Auto vor den Toren der Stadt stehen zu lassen und mit öffentlichen Verkehrsmitteln weiter in die Innenstadt zu fahren, wenn die Leute dann anstatt im eigenen PKW sitzend, nun im Bus sitzend im Stau stehen (zumal man beim derzeitigen Park- und Busgebührensystem noch nicht einmal einen finanziellen Anreiz hat, dies zu tun – vom freiwillig in Kauf genommenen zeitlichen Mehraufwand ganz zu schweigen…) – Und direkt daneben, neben Reichenau- und Spanierstraße, ist mit dem Seerhein ein, in dieser Hinsicht, ungenutzter Verkehrsweg, der garantiert immer staufrei ist! Dies ist, wie gesagt, weltweit einzigartig! Keine andere Stadt kam je auf die Idee, ihre Wasserstraßen NICHT zu nutzen! (und ich habe lange gesucht…)
Nun gut, inzwischen bin ich jedenfalls längst (zurück) zu der Meinung gekommen, daß man den Betrieb einer Flussbus-Linie in die Hände von Leuten und Firmen legen sollte, die bereits professionellen Personentransport und/oder Schiffahrt betreiben – ergo natürlich naheliegenderweise die Stadtwerke bzw. BSB, eventuell in Kooperation mit einer der hiesigen kleinen regionalen Personenschifffahrtsgesellschaften. – Tja, so weit waren wir vor fünf Jahren aber auch schon. Es gab Anfang 2013 bereits einmal einen kleinen Runden Tisch mit der BSB-Führung, lokalen Personenschifffahrtsgesellschaftsbetreibern, Anrainergastromomen… – u.v.a. dank der damals gründlichen Vorarbeit und Recherche seitens der BSB, liegen seitdem eigentlich auch schon die benötigten Daten, Zahlen, Gesetzesvorgaben (z.B.was bei der Anschaffung von Neuen, im Vergleich zu bereits auf dem Bodensee in Betrieb befindlichen „Bestandsschiffen“ zu beachten ist; mögliche alternative Antriebsarten, behindertengerecht,…) etc. vor! – Wenn man aber nun die aktuelle Meldung aus dem Rathaus zum geplanten Probebetrieb und seinen Details hier liest, fragt man sich, ob da eigentlich auf SV-/SWK-/BSB-Ebene nicht miteinander geredet wird – und/oder ob das jetzt geplante Vorgehen, zumindest in der bislang kommunizierten praxisfernen sinnlosen Form, gar von einem dieser ominösen und allseits gefürchteten externen Fachmänner/Gutachter geplant und entworfen wurde!? – Also, entweder ist der Artikel unvollständig und wichtige Details, z.B. zu weiteren Haltepunkten, fehlen – oder es wird gerade so ziemlich das genaue Gegenteil von dem gestartet, was eigentlich sinnvoll und erfolgsversprechend wäre!
Oder, ganz anders: Wir reden gerade aneinander vorbei und es geht gar nicht um ein neues öffentliches Verkehrsmittel für Konstanz und seine Bürger und Gäste, sondern nur um ein Parkplatz-Shuttle vom Lago-Außenparkplatz „Schänzle-Nord“ zum Lago-Center in der City für die mit dem PKW über die Autobahn anreisende schweizer Kundschaft. – O.K., wenn dem so wäre, wäre ich still! Dann brettert halt mit nem 250-Personen-Schiff am Samstagnachmittag in den Sommermonaten ohne Zwischenstop zwischen Parkplatz und Lago hin- und her! – Aber dann sollte man dies ehrlicherweise auch klar so kommunizieren – und konsequenterweise auch den Betrieb und das Risiko aufs Lago übertragen! Auch solche Modelle gibt es, erfolgreich funktionierend: in NewYork z.B. betreibt IKEA-Brooklyn die NewYorkWaterTaxis zwischen Brooklyn und Manhattan (für IKEA-Kunden gratis, für Berufspendler mit Bezahl-Fahrschein). Solange so ein Infrastruktur-Sponsoring mit Augenmaß gemacht bzw. angenommen wird, halte ich das für eine gute Sache und wenns nach mir ging, dürfte z.B. auch gerne ein Brausehersteller oder Versicherungskonzern die nächsten 20 Jahre seinen Namen aufs Bodensee-Stadion pappen, wenn er’s dafür auf eigenen Kosten saniert… Aber, ich schweife ab! Zumal Sponsoring in Konstanz ja sowieso nicht so gerne gesehen wird. Man erinnere sich: es ist noch gar nicht solange her, daß Konstanz das Geschenk eines neuen Fußballplatzes ablehnte – weil der Schenkende eine Brauerei gewesen wäre (ein Schelm, wer da an Jugendschutz denkt – am selber Brauerei-Standort seienden Konstanz…)
Zurück zum Flussbus: Wenn wir, wie ich immer hoff(t)e, ein neues öffentliches Verkehrsmittel wollen, ist es doch elementar, eine Route mit mindestens diesen sieben Haltepunkten anzubieten:
Stromeyersdorf/WaPo-Steg – Paradies/SchänzlebrückeSüd – BoFo/Parkplatz“SchänzlebrückeNord“ – Taubenhaus – Pulverturm – Rheinterrasse – Imperia/HafenKonstanz
Ob davon dann z.B. „Paradies“, „Pulverturm“ oder „Rheinterrasse“ nur als Bedarfshaltestellen angefahren werden müssen, mit Haltewunschknopf auf Schiff und jeweiligem Steg, oder noch zusätzliche (Bedarfs-)Haltepunkte z.B. am westlichen Schänzle und/oder am Rheintorturm sinnvoll wären, wird die Praxis zeigen. Auf jeden Fall wären dann die großen Wohngebiete in Paradies und Petershausen jeweils angeschlossen an die Innenstadt, an die großen Einzelhändler von Reichenaustr. bis Unterlohn, an die dortigen Arbeitsplätze, Firmen und Bürostandorte, sowie angrenzenden Naherholungsgebiete, die diversen Schul-, Hochschul- und Sportstätten wären miteinander verbunden, Kindergärten, Strandbad etc. angebunden – kurzum ein Verkehrsmittel, welches wirklich allen in Konstanz nützt.
Daraus ergibt sich dann aber automatisch die Tatsache, daß das ganze nix nützt, wenn es ausgerechnet Samstags, ausgerechnet von 10:15h bis 19:45h betrieben wird. Ganz im Gegenteil: es ist vermutlich exakt genau dieser Zeitraum der, während dem diese Verbindung, abgesehen von einigen wenigen Lago-Einkaufstouristen, nun wirklich ganz und gar gar Niemand braucht!
Soll der Flussbus aber ein Verkehrsmittel für alle sein, für Schüler, Studenten, Berufspendler etc., sollte der Betrieb natürlich gerade wochentags, und spätestens um 7:15h beginnend, stattfinden. Und natürlich erst recht in den Wintermonaten! – Denn während große Teile der vorgenannten Gruppen in den Sommermonaten noch per Fahrrad zwischen Wohn- und Arbeits-/Lernstätten pendeln, ist der Anreiz stattdessen bei Kaffe und Croissant auf dem Wasserweg zum jeweiligen Tagwerk anzureisen, in Kälte und Dunkelheit wohl unstrittig deutlich höher!
In diesem Zusammenhang auch mein alter Vorschlag bezüglich eines Probelauf-Zeitraums: In den Wochen des Weihnachtsmarktes ist die Notwendigkeit aufgrund der Stausituation auf den Straßen am höchsten, die Nachfrage nach einer Stauumgehung auf dem Wasser dementsprechend – und „nebenbei“ wären sogar noch die fehlenden Steganlagen für die Haltepunkte Taubenhaus und Rheintorturm für den provisorischen Probelauf „frei“ (an allen anderen vorgeschlagenen Haltepunkten, befinden sich bereits leicht für diesen Zweck nutzbar zu machende Anlagen): „Die“ liegen in dieser Jahreszeit nämlich einfach am Strand am Hörnle herum… – und last but not least hätten in diesem Zeitraum auch die angedachten kleinen Personenschifffahrtsgesellschaften entsprechende Kapazitäten frei ohne in Konkurrenz zur anderweitigen Auslastung ihrer Schiffe während der „Touri-Saison“ zu stehen – mit geeigneten Schiffen und nicht mit 35-Meter-Kreuzern für 250 Leute!
Hm? – Schade! – Mit dieser, also gar keiner, Reaktion aus der seemoz-Leserschaft und der Konstanzer Bevölkerung auf mein Gemotze hätte ich nun am allerwenigsten gerechnet! – Ich war bei der Causa Turnschuhbaum bereits schwer schockiert, wie wenige, v.a.a. junge Menschen sich heute noch für ihre Stadt und deren Entwicklung interessieren – ein paar Dutzend Menschen überwiegend älterer Jahrgänge sind die einzigen, die sich überhaupt noch FÜR etwas, FÜR die Menschen, FÜR die Natur, FÜR die Belange in IHRER Stadt einsetzen? Konnte das wahr sein? War das noch „mein Konstanz“? – Wenn ich mir vorstelle, die Stadt hätte in den ’70er/’80er-Jahren versucht den Turnschuhbaum niederzumetzeln: Da wäre wahrscheinlich eine höhere vierstellige Anzahl von Schülern aus Humboldt- und Ellenrieder-Gymnasium, Wessenbergschule und HTWG-Studenten vor und um den Baum versammelt gewesen und, natürlich nur bildlich gesprochen…, die Steine wären geflogen, sobald die erste Säge aufgeheult hätte! – Und heute? Heute gibt’s stattdessen sogar noch Häme von irgendwelchen anonymen Schmierfinken in den Südkurier-Leserbriefen („Plärred doch!“, „Ist doch nur ein Baum!“ etc.) für die wenigen übriggebliebenen Couragierten! – Dann die „Causa Büdingen“: Kurzform: SK-Lokalchef Rau sagte sinngemäß, daß das heimliche Verschleudern des attraktivsten Baugrundstücks von Europa (so wurde es des öfteren in der überregionalen/internationalen Presse bezeichnet) zu einem viertel des Marktwertes (250€/m² an der Seestrasse!!!) an einen auswärtigen Baulöwen und was er dann darauf baut wäre 100% der Konstanzer Bürger „Scheißegal“ (O.K., Herr Rau formulierte es etwas diplomatischer…) – Tja, nun läuft seit knapp zwei Monaten die Petition, daß doch nun bitte wenigstens das damals vereinbarte Bauvolumen und Baufenster eingehalten werden möge – und bis heute hat dies gerade einmal 655 von 85.478 Konstanzer Bürgern interessiert, also 99,23% der Bevölkerung zuckt bei „Büdingen“ offenbar tatsächlich noch nicht einmal mehr mit den Schultern – leider ziemlich nahe dran an Raus 100%! – Und jetzt der nächste dilletantische grobe Unfug aus dem Rathaus… – Und wieder interessiert es offenbar NIEMANDEN! – Dann braucht man sich halt langsam auch nicht mehr wundern, wenn die Lebensqualität in unserer Heimat jede Woche ein kleines bisschen mehr zerstört wird! Schade, schade, schade…
Sehr witzig! Dann kann mans eigentlich auch gleich bleiben lassen! Warum jetzt so einen äußerst dämlichen Probelauf machen, wenn man den Flussbus offenbar überhaupt nicht dauerhaft einführen möchte? – Es war sicher nicht einfach, das denkbar unpassendste Schiff am See zu finden, den denkbar unpassendsten Zeitraum und die dämlichste aller möglichen Routen und taktungen auszusuchen! – Na ja, positiv betrachtet: so bleibt Konstanz der Titel wohl noch eine zeitlang erhalten, die weltweit einzige Stadt zu sein, die so beknackt ist, einen großen Wasserweg mitten durch ihre Gemarkung führen zu haben, ohne diesen auch verkehrstechnisch zu nutzen!