Jugendliche demonstrieren für Übernahme nach der Ausbildung
Während die Arbeitsagenturen allüberall im Ländle einen Rückgang der Arbeitslosen-Zahlen feiern, demonstrieren Auszubildende aus Friedrichshafen und Oberschwaben für eine Übernahme nach ihrer Ausbildung. Und weisen auf einen besonders fiesen Aspekt der Arbeitslosigkeit hin: Noch immer erhält nur jeder dritte Auszubildende nach seiner Lehre einen festen Job. Die von Lehrherren gewollte Arbeitslosigkeit beschert den Jugendlichen eine Zukunft ohne Perspektive.
„Laut und stark – Zukunft und Perspektive für die junge Generation“ heißt dann auch das Motto des Jugend-Aktionstages der IG Metall am kommenden Samstag, 1. Oktober. Über 300 Jugendliche aus der IG Metall-Verwaltungsstelle Friedrichshafen-Oberschwaben werden mit sieben Bussen aus Friedrichshafen, Ravensburg, Weingarten, Wangen und Leutkirch nach Köln fahren, wo 15.000 Jung-Gewerkschafter erwartet werden. Die demonstrierenden Auszubildenden vom Bodensee und aus Oberschwaben kommen
– aus Friedrichshafen von ZF, mtu, Georg Fischer und der Firma Braun;
· aus Ravensburg von Schuler Pressen und Voith,
· aus Bad Waldsee von der Hymer AG
· und aus Wangen von Diehl AKO
· aus Leutkirch von myonic und Sycotec.
Um 4 Uhr stehen die Busse am Samstag bereit, um alle Jugendlichen mitzunehmen. „Laut und stark“ werden die Jugendlichen ihre Forderung nach unbefristeter Übernahme nach der Berufsausbildung deutlich machen und eine „Charta Junge Generation – Arbeit: sicher und fair“ präsentieren. In dieser Charta sind alle die Rechte und Forderungen der jungen Generation nach sicherer und guter Arbeit, nach Vereinbarkeit von Arbeit und Leben und nach gerechten Chancen auf Bildung und Ausbildung sowie sozialer Sicherheit abgebildet.
Ab 12:00 Uhr gibt es in Köln an verschieden Plätzen Auftaktkundgebungen. Dann geht es in einem Sternmarsch durch die Stadt auf den Neumarkt zu einer Auftaktveranstaltung. Anschließend führt eine gemeinsame große Demonstration durch die Stadt zur LANXESS Arena. Dort gibt es ein großes Festival mit „Culcha Candela“, „Revolverheld“ und weiteren bekannten Gruppen.
„Prekäre Arbeitsverhältnisse sind unsichere Arbeitsverhältnisse“ sagt Robert Bäuerlein, IG Metall- Jugendsekretär aus Friedrichshafen, und weist damit auf die gemeine Praxis mancher Arbeitgeber hin, Auszubildende nach ihrer erfolgreichen Ausbildung, wenn überhaupt, höchstens in zeitlich befristete Arbeitsverhältnisse zu übernehmen. „Dagegen wehren wir uns“. Unterstützt wird er in dieser Forderung von seiner Gewerkschaft, die eine neue Kampagne „Junge Generation“ ins Leben gerufen hat. Diese Kampagne hat zentral die Zukunft der jungen Generation im Auge und will im Frühjahr 2012 tariflichvertraglich in Baden-Württemberg die unbefristete Übernahme von Auszubildenden und Dual Studierenden regeln.
Manche Betriebsräte sind da schon weiter: Bei Alcan in Singen wurde vor wenigen Wochen die Übernahme sämtlicher Auszubildenden per Betriebsvereinbarung abgesichert.
Autor: PM/hpk
Wenn ich als Gegenstimme auch etwas dazu sagen dürfte: Ich bin 22 Jahre alt und im dritten Lehrjahr als Mediengestalterin. Ich sehe bei unseren Betrieben in Deutschland ein ganz großes Problem: Jeder will junge, motivierte Mitarbeiter haben, aber doch bitte mit mindestens 30 Jahren Berufserfahrung, überspitzt gesagt. Ich kenne viele junge Menschen, die nach ihrer Ausbildung nicht übernommen wurden von ihrem Betrieb, da diese eine Übernahme grundsätzlich nicht in Erwägung ziehen, auch wenn der Azubi noch so gut sein sollte, oder den Betrieben einfach das Geld dazu fehlt. Und da die Ausbildungszeit nicht als „Berufserfahrung“ zählt, haben es viele, qualifizierte Menschen nach ihrer Ausbildung sehr schwer eine Stelle zu finden. Wie „Niels“ schon sagte, junge Bewerber werden „kategorisch abgelehnt“ ohne ihnen überhaupt die Chance zu geben sich zu beweisen. Es werden alle über einen Kamm geschert (siehe „Das einzige, was junge Leute heute interessiert, ist Party und das andere Geschlecht. Sonst haben die nichts im Kopf.“). Genau diese Art von Personalleiter, Geschäftsführer etc. frage ich nun, wie soll man Ihnen denn bitte als junger Mensch mit gerade abgeschlossener Berufsausbildung beweisen, dass man etwas auf dem Kasten hat, wenn Sie von vornherein sagen, dass Sie junge Bewerber aus Prinzip ablehnen? So einfach ist es leider nicht. Und wenn ich als Geschäftsführer wissen möchte, ob der Bewerber qualifiziert genug ist für den Job, dann lasse ich ihn entweder eine oder zwei Wochen probe arbeiten oder der Bewerber erhält erstmal einen befristeten Vertrag für ein Jahr mit dreimonatiger Probezeit, nur mal als Beispiel. Aber Leuten mit gerade abgeschlossener Berufsausbildung prinzipiell keine Chance zu geben finde ich schlichtweg falsch und gebe den demonstrierenden Azubis recht. So viel dazu.
Nun noch zu „Niels“: Ihre Rechtschreibung ist zum Davonlaufen. Beweisen Sie doch erstmal, dass Sie etwas können bevor Sie „das Maul aufreißen“ und sich hier mit voreiligen Kommentaren inklusive Rechtschreibfehlern blamieren.
Guten Tag.
Ich kann das in etwa bestätigen, auch wenn wir noch nicht ausbilden.
Was in der Regel an jungen Arbeitnehmern ( in unserem Fall Gebäudereiniger) auf dem Arbeitsmarkt zu finden ist, kann in einer Firma, die hohe Ansprüche eines Kunden zu befriedigen hat, den meisten heutigen Anforderungen nicht gerecht werden.
Wir suchen seit fast 2 Jahren Mitarbeiter, und bisher sind wir nicht fündig geworden. Das einzige, was junge Leute heute interessiert, ist Party und das andere Geschlecht. Sonst haben die nichts im Kopf. Ich lehne bereits alle Bewerber unter 25 Jahren kategorisch ab.
Man beweise mir das ich falsch liege.
Es ist nach der Ausbildung, in der ich mich immerhin bis zu drei Jahren empfehlen kann, das gleich wie mit der Probezeit bzw. einem befristeten Vertrag. Azubis sollten sich erst einmal beweisen, bevor sie sich auf die Straße begeben und das Maul aufreißen, um sich als Opfer darzustellen. Zeigt erstmal daß Ihr was könnt! Dann werdet Ihr mit Kußhand eingestellt und bekomt eine faire Chance.
Ich glaube, hier liegt ein massives Missverständnis vor: Ausbildungsverträge gelten für die Ausbildungsdauer. Wer einen Ausbildungsplatz erhält, hat den ersten Schritt geschafft.
Dann gilt es, sich zu qualifizieren und für die Übernahme zu empfehlen. Wer seinem Arbeitgeber keinen Nutzen stiftet, der hat keine Anspruchgrundlage für eine Übernahme.
Aber wer gut ist und sich einsetzt, der findet auch einen Arbeitgeber, der das zu schätzen weiß. Leider liegen jedoch Selbst- und Fremdeinschätzung oftmals weit auseinander. Wer sich selbst für super hält, ist noch lang kein Superheld.
Wenn tariflich geregelt wird, dass Azubis übernommen werden müssen, dann würde ich als Arbeitgeber keine Azubis mehr einstellen. Denn im Gegensatz zu der Meinung mancher Gewerkschaftler ist ein Azubi in der Regel keine ausgebeutete Hilfskraft, sondern ein Potentialmitarbeiter der Zukunft, in den erst mal investiert wird: Zeit Geld, Fehlertoleranz, unzählige Tage Berufsschulabstinenz.
Einem ROI-Vergleich mit ausgelernten Arbeitskräften halten Azubis trotz geringerem Gehalt nur in wenigen Fällen stand. Aber diese leistungsfähigen Kandidaten werden dann mit Sicherheit auch übernommen.