„Deutschlands unbezahlte Griechenland-Schulden“
Der Initiative „Stolpersteine für Konstanz – Gegen Vergessen und Intoleranz“ ist es zu danken, dass Argyris Sfountouris, ein Überlebender des Massakers von Distomo (Griechenland), nach Konstanz kommt. Er wird am morgigen Dienstag an verschiedenen Orten einen ganzen Tag lang aus seinem Leben, von seinem Überleben und seinem Kampf um Entschädigung und offizielle Anerkennung des Massakers als Kriegsverbrechen berichten.
Am 15. Mai will er vormittags im Wolkensteinsaal vor Schulklassen aus Singen und Konstanz (Suso-, Ellenrieder und Humboldt-Gymnasium, Geschwister-Scholl-Schule, Theodor-Heuss-Realschule, Wessenbergschule und Gemeinschaftsschule) sprechen. In der Werkstatt des Stadttheaters wird Argyris Sfountouris dann ab 20 Uhr unter dem Titel „Deutschlands unbezahlte Schulden und der Kampf der Überlebenden“ von seinem Kampf um Gerechtigkeit berichten, und Patric Seibel wird Auszüge aus Argyris Sfountouris‘ Biografie lesen.
Bis heute entzieht sich Deutschland seiner Verantwortung für die Zerstörungen und Verbrechen während der Besatzung Griechenlands. Hunderttausende Menschen kamen um oder wurden ermordet, das Land wirtschaftlich völlig ruiniert. Bis heute weigert sich die Bundesrepublik, Reparationszahlungen oder Entschädigungen für die Opfer von Kriegsverbrechen zu zahlen, obwohl das Londoner Schuldenabkommen von 1953 den Moment der deutschen Wiedervereinigung klar als Ende des Zahlungsmoratoriums definiert.
Argyris Sfountouris ist knapp vier Jahre alt, als deutsche Soldaten am 10. Juni 1944 sein Heimatdorf Distomo überfallen. Sie ermorden 216 Menschen, darunter seine Eltern. Argyris überlebt wie durch ein Wunder. Er wächst in einem Kinderdorf in der Schweiz auf, wird Lehrer, Entwicklungshelfer, Übersetzer und Autor. Gemeinsam mit den Bewohnern von Distomo hat er vor mehr als 20 Jahren die Bundesrepublik herausgefordert. Bis heute kämpft er um Entschädigung und offizielle Anerkennung des Massakers als Kriegsverbrechen. Argyris Sfountouris berichtet von seinem Kampf um Gerechtigkeit. Autor Patric Seibel liest Auszüge aus Sfountouris´ Biografie.
MM/hpk (Fotos: Westend, Stolperstein-Initiative)
Für einen ersten Eindruck:
Ich bin der kleine Junge – Argyris Sfountouris in „Die Anstalt“: https://www.youtube.com/watch?v=LZcW8zJm9OU
Mitveranstalter sind übrigens die VVN-BdA Kreisvereinigung Konstanz und das Stadttheater Konstanz
Bei dem Kommentar von Alexander Salzmann wird deutlich wieweit die Verdummung durch die Mainstreampresse und die Mehrheit der politischen Klasse geht.
Oder was steckt sonst dahinter? Sicher kein kluger Kopf!
Denn hinter der FAZ stecken soviele Lügengebäude, die dem Nachkriegsfaschismus dienlich waren und sind. Die Reihe der Medien, die im Sinne deutscher Kapitalinteressen „informieren“, lässt sich beliebig erweitern. Ob SZ, NZZ, Welt, die meisten lokalen Blättchen wie der Südkurier oder auch ARD, ZDF und die vielen privaten Kurzstrick-Informanten alle, alle sind nicht oder nicht mehr unabhängig, kritisch, aufklärend!
@Alexander Salzmann
Beziehen Sie Bonuszahlungen von Goldman Sachs oder der Deutschen Bank? Lloyd Blankfein wird Ihre Unterstützung für die „göttliche Mission“ an der entsprechenden Stelle zur Geltung bringen. Ganz sicher.
„Kohäsionsmilliarden, Schuldenschnitte, Bürgschaften“ … – bin schwer beeindruckt. Wenn Sie noch nachweisen, wie viele Cents davon in der Rentenkasse oder dem Gesundheitssystem Griechenlands gelandet sind, setzt es eine Einladung zu einem opulenten Essen. Am sichersten von allen Sicherheiten.
@ Alexander Salzmann:
Wenn, wie Sie schreiben, Solidarität keine Einbahnstrasse sein soll, dann würde ich doch gerne wissen, wie Ihrer Meinung nach griechische Solidarität gegenüber Deutschland auszusehen hätte. Bin gespannt.
@ Alexander Salzmann:
Der Titel der morgigen Veranstaltung mit Argyris Sfountouris, der das Massaker von Distomo am 10. Juni 1944 wie durch ein Wunder überlebte, dessen Eltern und viele seiner Verwandte aber zu den über 200 unschuldigen Opfern gehörten, bezieht sich auf den Kampf um die Anerkennung dieses Massakers als Kriegsverbrechen und die ihnen zustehenden Entschädigungszahlungen. Für beides setzt sich Argyris Sfountouris zusammen mit anderen Opfervertretern seit vielen Jahren ein.
Aber: „In Griechenland gibt es tausend Lidices – ihre Namen sind unbekannt und ihre Bewohner vergessen“, stellte 1947 der US-Ankläger im siebten der insgesamt 12 Nachfolgeverfahren der Nürnberger Prozesse zur Schreckensbilanz der deutschen Okkupation Griechenlands mit einem Hinweis auf das zum Symbol gewordene, von der SS am 10. Juni 1942 vernichtete tschechische Dorf fest. Sodass es „unbezahlte Schulden“ – abgesehen von der Ausplünderung des gesamten Landes – längst nicht nur gegenüber den Überlebenden von Distomo zu begleichen gilt.
Hier nähere Informationen zu dem Verbrechen deutscher Wehrmachtssoldaten in Distomo:
http://www.gedenkorte-europa.eu/de_de/distomo.html
Was hingegen die steile These der sogenannten „Griechenlandhilfe“ anbelangt, rate ich der Einfachheit halber zunächst zur Lektüre des jüngst erschienen Krimis „Der große Plan“ von Wolfgang Schorlau (hier auf Seemoz besprochen: http://www.seemoz.de/kultur/deutschlands-doppelte-schulden-an-griechenland).
Für jeden verständlich – und in diesem Aspekt recht weit entfernt von Fiktion – wird darin aufgezeigt, auf welchen Konten die Milliarden der sogenannten „Griechenland-Hilfe“ wirklich landeten.
Soviel zum Thema „Einbahnstraße“.
„Deutschlands unbezahlte Schulden“ gegenüber Griechenland bezieht sich wohl auch auf die Plünderung der griechischen Zentralbank durch die deutschen Besatzer im zweiten Weltkrieg. Gerne hat der deutsche Steuerzahler in Form von Entwicklungshilfe und Kohäsionsmilliarden der EU den Griechen geholfen. Darüberhinaus hat Deutschland schon Schuldenschnitte Griechenlands als Gläubiger mitgemacht und gibt immer wieder Bürgschaften an diesen Staat. Daher ist mein Verständnis sehr begrenzt, wenn heute der griechische Staat noch Reparationen verlangt. Solidarität sollte keine Einbahnstrasse sein.