Mehr von diesen Break-up-Songs
Die Singer/Songwriterin Brigitte Naggar wuchs in Montreal auf und spielt im Rahmen ihrer aktuellen Europatournee am kommenden Sonntag ein Konzert im Kult-X. Uns hat sie mehr über die Bedeutung ihrer dunklen Indie-Folk-Songs verraten und erzählt, warum sie gerne traurige Musik hört und macht und welche Rolle die Religion für sie dabei spielt.
Sie werde oft gefragt, warum ihre Lieder so ruhig seien und so traurig, erzählt Brigitte Naggar, die sich als Künstlerin Common Holly nennt, und beteuert: „Dabei blase ich natürlich nicht ständig Trübsal“. Sie arbeite aber hauptsächlich an Songs, wenn sie am Grübeln ist. In ihrem Debutalbum hat die junge Sängerin das schwierige Ende einer Liebesbeziehung verarbeitet. Diesen Prozess beschreibt sie rückblickend wie einen Ausbruch: „Das musste raus“, sagt sie.
Egal zu welcher Tageszeit, ob bei einer Fahrt mit dem Bus, wenn sie an der Uni war oder abends in einer Bar, behielt die Kanadierin Textfragmente oder Melodiefetzen im Ohr, um die dann zu reduzierten Songs für Gitarre und Gesang auszuarbeiten. Zwischen Text und Musik macht die Komponistin dabei keinen Unterschied: Beide haben denselben Stellenwert für sie und tragen sich im besten Fall gegenseitig. „Außerdem höre ich selbst gerne traurige Songs“, sagt Naggar. „Melancholie hat etwas Befriedigendes. Am besten, wenn es echte Gefühle sind, roh und ehrlich“.
Intimes Album
Seit sie „Playing House“ veröffentlichte, haben Kritiker die Musikerin mit Lob überschüttet. Produziert wurde die Platte von einem ihrer Freunde, Devon Bate, der die Kompositionen nochmals mit ihr durchging. Teilweise stellte er sie auch um, programmierte zusätzliche elektronische Klänge und spielte weitere Instrumente ein. „Uns war es wichtig, keine weiteren Personen an Bord holen zu müssen», sagt Naggar. Aufgenommen wurde deshalb auch nicht in einem Studio, um die intime Atmosphäre nicht zu zerstören. Später tourte die Künstlerin viel allein. Das sei anstrengend, lohne sich aber auch sehr. Auf der aktuellen Europatournee tritt sie mit einer Band auf.
Bevor sie sich der Musik verschrieb, hat sie ihren Abschluss in Religionswissenschaften gemacht – wie viele andere Singer/Songwriter auch. „Weil uns eine philosophische Neugier antreibt zu wissen, warum die Menschen sind, wie sie sind“, erklärt sie ihre Motivation. „Wie geben sie ihrem Leben einen Sinn? Religion ist ein guter Weg, um zu studieren, wie Menschen ticken“. Religionen stellen für sie Sinn her aus Erlebtem, aus Tradition und Glauben. Beim Liedermachen spielten Kreativität und Ausdruck mit hinein. Aber in beiden Lebensbereichen steht die Gemeinschaft im Vordergrund, sagt Naggar.
Wer dieser These auf den Grund gehen will, kann dies am Sonntag, 27. Mai, im Kult-X an der Hafenstrasse 8 in Kreuzlingen tun. Zu hören gibt’s den perfekten Soundtrack für Tage, an denen einem klar wird, dass nichts so rosig ist wie es schien. Oder an denen man einfach traurige Songs hören will. Unterstützt wird Common Holly dabei vom Konstanzer Jan Heizmann mit Gitarre und Gesang.
Es ist dies der Auftakt einer Konzertreihe in Kooperation mit dem Horst Klub.
Tickets gibt’s ausschließlich an der Abendkasse (5,-). Kein Vorverkauf, keine Reservierung. Türöffnung: 19 Uhr.
MM/hpk