Hilfe, ich möchte grillen! Doch wo soll ich hin?

Das Grillen gehört mittlerweile zum sommerlichen Lebensgefühl wie Blitze zum Donner. Nicht nur Supermärkte versuchen sich im Angebot von fertig mariniertem Billigfleisch zu überbieten, auch Buchhandlungen verkaufen Bücher mit Grillrezepten für jeden Geschmack von „am liebsten mag ich Gemüse, wenn es durch ein Steak ersetzt wird“ bis „ich esse nichts, was einen Schatten wirft.“

Auch wenn ich von all diesen Sachen reichlich wenig halte, so packt mich doch manchmal die Grill-(Fleisches)lust. Doch was tun, wenn man in einer Mietwohnung mit überdachtem Balkon wohnt? Genau, ab in den Garten oder in den Park (also, dahin in den Park, wo Grillen erlaubt ist, versteht sich). Es zeigt sich jedoch rasch, dass das nicht so einfach ist.

Ohje, Herosé

Eine Freundin berichtete mir neulich, sie sei vor ein paar Tagen mit Freunden an der öffentlichen Grillstelle im Herosé-Park beim Grillen gewesen. Im ausgewiesenen Grillbereich, aber mit eigenem Grill, da „auf den vorhandenen Grill nur eine Person draufpasst“. War wohl ein kleiner Freud‘scher Versprecher. Gemeint war natürlich, dass nur das Grillgut einer Person auf dem doch etwas minimalistisch geratenen, fest installierten Grill Platz habe.

Aber auf der geschotterten Fläche mit maximaler Entfernung zur Wohnanlage Hofgärten mit eigenem Grill zu grillieren, sollte ja keine Probleme bereiten – möchte man meinen. Die fröhliche Brutzelei sollte schon bald von einer mehr als erzürnten Anwohnerin gestört werden. Sie sei verärgert, denn sie könne sich nicht auf ihren Balkon setzen, so sehr ziehe dieser Rauch (Google Maps sagt: in etwa 120 Meter) auf ihren Balkon hinüber. Auf die Aufforderung, die Gruppe solle doch bei sich zuhause grillen, entgegnete meine Freundin, das würde sie tun, wenn sie denn einen Balkon oder Garten hätte. Doch damit wollte sich die Dame nicht zufrieden geben. Als eine andere Person der Gruppe sie fragte, was sie denn mit ihrem Auftritt bezwecke, und meinte, sie würden dieses Gelände nicht verlassen, da Grillen hier offiziell erlaubt sei, solle sie sich doch bei der Stadt beschweren, kam nur die Antwort: „Aber die Stadt sagt ja, ich muss das tolerieren.“

Nur die Harten kommen in den Garten

Szenenwechsel. Ausnahmsweise habe ich einmal (hier wörtlich zu nehmen) beschlossen, nicht an eine Grillstelle zu gehen und im Hinterhof-Garten mit Erlaubnis der Eigentümerin des Hauses unser Grillgut zu brutzeln. Also – für das Brutzeln war mein Freund zuständig. Ich deckte derweil den Tisch auf dem Balkon. Ja, wir wollten tatsächlich einfach nur unser Essen gar bekommen, um es dann in der Nicht-Öffentlichkeit genüsslich zu verzehren. Jedoch – was ist schon eine Handlung im Hinterhof ohne einen handfesten Nachbarschaftsstreit?

Mein Freund war gerade einmal zehn Minuten am Grill zugange, da hörte ich eine Nachbarin aus dem Nachbarhaus, die zuvor noch nie ein Wort mit uns gewechselt hatte, zu ihm in den Garten brüllen: „Diese Grillerei muss endlich ein Ende haben!“ (Anm. d. Autorin: Tags zuvor hatten die Nachbarn aus dem Erdgeschoss gegrillt – uuuhh.). Sie könne ihre Wäsche nicht mehr zum Trocknen raus hängen und ihre Fenster nicht mehr offenstehen lassen und wir würden sie mit Kohlenmonoxid vergiften ( Jemand, der sich einigermaßen mit Physik auskennt, weiß, dass Kohlenmonoxid in der Luft absinkt.) …

Sie werde sich rechtlich informieren und die Garten-Eigentümerin anrufen, um ihr zu sagen, dass das so nicht gehe und und und … Gesagt, getan – am nächsten Tag stand die Eigentümerin des Gartens bei uns vor der Tür und berichtete uns, die Dame aus dem Nachbarhaus habe ihr geraten, dass wir doch an öffentlichen Grillstellen unser Essen zubereiten sollten …

Ab nächster Woche bis zum Ende der Sommermonate neu in seemoz: die Reihen „Heimatlose Griller suchen ein Zuhause“, „Hier grill ich, wer will mich?“ und „Bares für Gares“.

Carla Farré