„Solche Vermieter sind kriminell“
Aufgeladen und hoch emotional war die Stimmung unter den gut 30 Gästen, mehrheitlich Vonovia-MieterInnen, die Anne Mühlhäußers Einladung ins Barbarossa gefolgt waren. Ein „Konstanzer Bündnis für bezahlbare Wohnungen“ sollte ins Leben gerufen werden, gegen die befürchteten Mieterhöhungen in der Konstanzer Schwaketenstraße sollte zusätzlicher Druck aufgebaut werden oder – viel einfacher – man wollte sich einfach vergewissern, dass man im Kampf gegen den Miethai nicht alleine ist.
In der Vorstellungsrunde – viel weiter kam man an diesem Abend nicht – wurde dann der ganze Frust spürbar, den die von „Modernisierung“ bedrohten MieterInnen ertragen. Von „kriminellen Vermietern“ war die Rede und damit war nicht nur Vonovia gemeint, von „bösen Tricks“ wurde berichtet, wenn notwendige Sanierungen als Modernisierung verkauft werden und als Vorwand für drastische Mieterhöhungen herhalten müssen, von „Abkassieren“ und „Abzocke“. Und dem mochten sich die drei anwesenden GemeinderätInnen durchaus anschließen.
Auch die Konstanzer Stadtverwaltung wurde kritisiert, die allzu häufig öffentliches Eigentum an Grund und Boden an Investoren verscherbelt hat. Selbst das Land Baden-Württemberg wurde nicht geschont, denn auch die Häuser in der Schwaketenstraße waren einst sozialer Wohnraum in öffentlicher Hand und gelangten erst durch den Verkauf der Landesbank in den Besitz des Miethais. Kaum verwunderlich darum, dass auch bei dieser Versammlung die Rufe nach einer Verstaatlichung von Vonovia nicht nur durch LLK-Rätin Anke Schwede laut wurden.
Das selbe Bild am Tag drauf: Da hatte die Linke Konstanz zusammen mit der LLK unweit der Schwaketenstraße einen Infostand aufgebaut, um mit den MieterInnen Möglichkeiten der Gegenwehr zu diskutieren (s. Foto). Auch hier wurden Forderungen nach mehr sozialem Wohnungsbau laut, und das Wort von der Enteignung machte die Runde. Wie übrigens auch in Stuttgart, wo linke Stadträte schon weiter sind und die Enteignungsforderung an die Adresse von Vonovia bereits juristisch untermauern.
Im Barbarossa fand sich derweil ein vierköpfiges Organisationsteam zusammen, das bis in den Frühherbst ein organisatorisches Gerüst für das Bündnis zimmern wird und Vorschläge für weitere Aktionen machen will. Spätestens im September will man wieder zusammen kommen, um der Stadt und den Parteien Dampf zu machen für eine soziale Wohnungspolitik. Dann nämlich ist es nur noch ein gutes halbes Jahr hin bis zur Wahl eines neuen Gemeinderats.
hpk (Foto: dsc)
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