Forum Allmende: Wer rastet, der rostet

Die literarische Gesellschaft Forum Allmende wird 20 Jahre alt, und der Verein feiert das Ereignis Ende der Woche mit einem Podiumsgespräch und mehreren Lesungen. Ob das halbe Dutzend Gründungsmitglieder der literarischen Gesellschaft, darunter der Konstanzer Schriftsteller Hermann Kinder und der Lyriker Peter Salomon, im Gründungsjahr 1998 damit gerechnet hat? Wohl kaum, vermutet unser Autor.

Das halbe Dutzend hat sich deutlich vermehrt. Der eingetragene Verein zählt inzwischen knapp 150 Mitglieder. Das war nicht unbedingt so geplant. Ursprünglich wollten die Gründer unter sich bleiben. Wer am Ende die „Öffnung“ in die Welt betrieb, das bleibt Betriebsgeheimnis. Aber das stete Wachstum, nicht nur bei den Mitgliederzahlen, sondern auch der Zuwachs an Aktivitäten, tut dem Verein offensichtlich gut.

Die Mitglieder von Forum Allmende leben verstreut im südwestdeutschen Raum und darüber hinaus – in Österreich, der Schweiz und im Elsass. Das bedarf einer guten Logistik. Die Mehrzahl hat allerdings im Bodenseeraum ihr Zuhause. Entsprechend der literarischen Tradition und Funktion spielt dabei das kulturelle Oberzentrum am See, Konstanz, eine wichtige Rolle.

Es sind literarisch interessierte oder im Literaturbetrieb tätige Menschen, die dem Verein angehören, darunter Autoren, Publizisten und Journalisten. Sie alle vereint die Liebe zur Literatur und der kühne Gedanke, das literarische Leben im Südwesten grenzüberschreitend zu befeuern. Diesem Ziel dient eine Reihe von Aktivitäten, von denen die wichtigsten sind:

Die „Reihe Forum Allmende“. Die bisher 13 Bände dieser Reihe gelten vergessenen und wiederentdeckten Autorinnen und Autoren der Bodenseeregion.

„Konstanzer Literaturgespräche“. Die eintägige Marathonlesung „Literatur am See“, die sich 2010 aus einer Hommage an Hermann Kinder ergab, wurde 2014 in neuer Konzeption von den „Literaturgesprächen“ abgelöst. Die neue Reihe präsentiert viermal im Jahr Autoren aus der Bodenseeregion.

Die „Jahres-Ausstellungen im Hesse-Museum“ gehören zu den wichtigsten Aktivitäten von Forum Allmende. Seit 2005 kuratieren Mitglieder des Vereins die Ausstellungen in Gaienhofen auf der Höri. Der Blick über die Grenze war und ist dabei wichtig. In diesem Jahr sind „Die Manns am Bodensee“ Thema. Das Begleitbuch zur Ausstellung haben die Mitglieder als Jahresgabe erhalten.

Die bibliophile Reihe „portrait“ dokumentiert die Ausstellungen bzw. ist als weiterführendes Begleitheft konzipiert. Auch unabhängig vom Forum Allmende publizierte Bücher der Mitglieder werden gefördert.

Der „Freundeskreis Jacob Picard“ arbeitet unter dem Dach von Forum Allmende. Anne Overlack koordiniert die Aktivitäten. Der Freundeskreis widmet sich dem Andenken des Dichters Picard (1883 Wangen/Höri – 1967 Konstanz), der das deutsche Landjudentum literarisch überliefert hat.

Auch die „Wohnzimmerlesungen auf der Höri“ gehören zum Profil von Forum Allmende. Bisher gab es mehr als 60 Veranstaltungen. Die Themen der Lesungen bzw. Vorträge orientieren sich an den Referenten und Aspekten der Literatur, die mit der Höri oder aber ihrer Umgebung zu tun haben.

Wie jeder Verein führt auch Forum Allmende Jahreshauptversammlungen durch. Der Verein, von der Stadt Konstanz und vom Landkreis gefördert, kombiniert diese Treffen mit „literarischen Exkursionen“. In diesem Jahr führt die Mitglieder-Reise ins nahe Hohenems in Vorarlberg. Es ist Wunsch und Wille des Vorstands, dass das Forum Allmende seinen Wirkungskreis erweitert. So wird im nächsten Jahr der Meßkircher Schriftsteller Arnold Stadler 65 Jahre alt. In der Planung ist ein Symposion, möglicherweise kommt auch eine Ausstellung zustande. Forum Allmende ist dabei.

Und im Jahre 2020 findet in Überlingen die Landesgartenschau statt. Lesungen und Gespräche in privaten Gärten ist eine Option für den Verein, der sich aktiv um Kooperationen bemüht – das letzte „Literaturgespräch“ mit Julia Weber organisierten Studierende der Universität Konstanz auf dem Campus. Die Mitglieder von Forum Allmende, nicht unbedingt die Jüngsten, wissen: Wer rastet, der rostet.

Diskussion und Lesungen

Der Verein feiert seinen Geburtstag gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten (ALG), die vom 7. bis 9. September in Konstanz und in Gaienhofen auf der Höri ihre Jahrestagung abhält. Forum Allmende ist ALG-Mitglied wie etwa 260 andere literarische Gesellschaften, Stiftungen und Vereine bundesweit.

Am Vorabend der Tagung, Donnerstag, 6. September, 20 Uhr, findet im Speichersaal des Konzilgebäudes ein öffentliches Podiumsgespräch unter dem Titel „Orte für Worte – die Zukunft unserer Literatur- und Dichterhäuser“ statt. Teilnehmer: Stefan Keller (Zürich), Albert Kümmel-Schnur (Konstanz), Thomas Schmidt (Marbach) sowie Hans Wißkirchen (Lübeck) und Francesca Vidal (Landau). Moderation: Siegmund Kopitzki. – Eintritt frei.

Am Freitag, 7. September, 20 Uhr, lesen ebenfalls im Speichersaal drei Autoreninnen und Autoren aus der internationalen Bodenseeregion: Monika Helfer (Bregenz), Peter Stamm (Winterthur) sowie Alissa Walser (Überlingen-Nussdorf). Moderation: Waltraut Liebl-Kopitzki. – Eintritt 10 Euro, ermäßigt 6 Euro. Karten an der Abendkasse.

Beide Veranstaltungen stehen ausdrücklich auch Nicht-Mitgliedern offen. Forum Allmende will Aufmerksamkeit auf den Gedanken lenken, das literarische Leben im Südwesten grenzüberschreitend zu befeuern.

Manfred Bosch

Weitere Informationen unter: www.forum-allmende.de