Neue politische Kraft in Singen

SÖS – sozial-ökologisches Singen – könnte das Bündnis heißen, das in den nächsten Singener Gemeinderat will und dort gegen die „informelle große Koalition“ antritt. Bei einem Gründungstreffen letzten Donnerstag im „Gasthaus zur Sonne“ verständigte man/frau sich auf inhaltliche Schwerpunkte und das weitere Vorgehen.

Immerhin 15 Frauen und Männer waren der Einladung des Kreisverbandes der Linken gefolgt, der das neue Bündnis unterstützen will. Dessen Sprecher Jürgen Geiger klärte gleich zu Beginn ein Missverständnis auf, das durch die bisherige Südkurier-Berichterstattung entstanden war: „Es geht nicht um ein Bündnis mit den Grünen im Gemeinderat, sondern um eine Anknüpfung an die Initiative, die jahrelang gegen die Cano-Entscheidung kämpfte.“

Sozialpolitik im Interesse der Mehrheit

Vielmehr, so Peter Mannherz, einst eine der Schlüsselfiguren in der Bürgerinitiative „Für Singen“, die gegen das ECE-Mammutprojekt einer Shopping-Mall am Bahnhof eintrat, wolle man für bezahlbare Wohnungen, eine Senkung der Kita-Gebühren sowie eine Verkehrswende hin zu einem effektiveren öffentlichen Stadtverkehr und einer vernünftigen Radwegeplanung kämpfen. „Ein Bündnis, das soziale und ökologische Schwerpunkte in der Stadtpolitik setzt, ist auch wichtig für den Kampf gegen die AfD, die wahrscheinlich mit einer eigenen Liste in den Gemeinderat einziehen wird“, fügte Jürgen Geiger hinzu.

Mannherz wurde dann auch gleich konkret: „Die Stadt Singen muss direkt in den Wohnungsbau investieren, um bezahlbare Wohnungen auch und gerade für einkommensschwache Familien zu schaffen. Stattdessen hat man die kommunale Wohnungsbaugesellschaft pleite gehen lassen und Landesmittel für den Wohnungsbau nicht abgerufen. Und jetzt soll noch ein Kita-Gelände an private Investoren verscherbelt werden. Das ist skandalös“. Vielmehr sollte man dem Beispiel von Ulm und Wien folgen und städtische Grundstücke nur noch in Erbpacht abgeben, um so ein Mitspracherecht der Kommune bei Bau-Investitionen zu sichern.

Gegen die AfD-Rattenfänger

Neue Schwerpunkte im städtischen Haushalt müssten gesetzt werden, denn schließlich gehöre Singen zu den Gemeinden mit der höchsten Armutsquote im Land. „Wer da nicht konsequent gegensteuert, spielt den Rattenfängern der AfD in die Hände.“ Der neoliberale Glaubenssatz, ein freier Markt werde es schon richten, habe sich längst als Irrweg erwiesen.

Aufbruchstimmung machte sich breit, als Peter Mannherz nach zwei Stunden verkündete: „Wir gehen dieses Projekt jetzt an.“ Auf einem baldigen neuen Treffen sollen konkrete Programmpunkte formuliert, erste KandidatInnen für eine eigene Liste zur Gemeinderatswahl im Mai 2019 aufgestellt und der endgültige Namen des neuen Bündnisses bestimmt werden.

Gegengewicht zur GroKo

Denn es fehle an „linker Kärrnerarbeit“ im Gemeinderat, um konsequent die drängenden Probleme anzugehen: Sozialer Wohnungsbau, Widerpart zur faktischen großen Koalition, die sich nicht nur bei der fatalen Cano-Entscheidung durchgesetzt habe, und für eine vernünftige Verkehrspolitik in Singen, die auch den Klimawandel im Auge hat. „Es ist höchste Zeit für einen Politikwechsel“, waren sich die Männer und Frauen im neuen SÖS-Bündnis einig.

hpk