NUN ist es wieder soweit

Vor einem halben Jahr starteten zwei Grafikerinnen aus Konstanz ihr Herzensprojekt: ein grenzübergreifendes, kostenloses Magazin in Konstanz und Kreuzlingen: Das NUN. Manch einer fragte sich, ob sich das Konzept langfristig trägt. Soeben ist die zweite Ausgabe erschienen. Die Resonanz? Riesig!

„Liebe Herausgeberinnen, eigentlich lese ich keine kostenlosen Magazine und eigentlich schalte ich auch keine Anzeigen, aber bei Ihrem Magazin ist das anders. Ein großes Kompliment! Die Qualität, begonnen beim Papier, über die professionelle Gestaltung und die ausgewählte Werbung, bis hin zu den einzelnen Artikeln, ist alles perfekt. Kurzum: in der nächsten Ausgabe wäre ich gerne mit dabei! Herzliche Grüße und weiterhin viel Erfolg!“ So und anders klingen die Nachrichten, die seit ein paar Tagen im Postfach von Annabelle Höpfer und Miriam Stepper landen. Schon die Resonanz auf die erste Ausgabe war überwältigend für die beiden und das nimmt mit der zweiten Ausgabe nicht ab.

„Mit dem ersten Magazin waren wir auf alles gefasst. Innerlich haben wir uns darauf vorbereitet, dass es nicht wahrgenommen wird und niemand drauf reagiert. Das hätte ja auch sein können“, so Stepper. Aber ganz im Gegenteil. Das Echo war durch und durch positiv. Es meldeten sich nicht nur Anzeigenkunden, sondern auch Fotografen, Grafikdesigner, Journalisten und Menschen, die bei der Organisation helfen wollten. Eine große NUN,-Gemeinschaft also, die sich alle bei einem Treffen kennenlernen und austauschen konnten.

Sie alle arbeiten ohne Honorar. Woher kommt also der Zulauf? „Das wissen wir auch nicht so genau“, sagen die Herausgeberinnen, „vielleicht ist es einfach die Liebe und Begeisterung, die wir in das Projekt stecken und die dann wieder zurückkommen?“

Mir jedenfalls ging es genauso. Nachdem ich die erste Ausgabe gelesen hatte, wollte ich unbedingt wissen, wer hinter dem Heft steckt und habe mich mit meiner journalistischen Neugier im Gepäck auf einen Kaffee ins Hofhaus eingeladen. Nach einem kurzen Kennenlernen war mir schnell klar, dass ich auch gerne etwas in die nächste Ausgabe beisteuern wollte. Zusammen mit meiner Lieblingsfotografin Jette-Marie Schnell (erste Reaktion: „Warum denkst du bei Aufträgen ohne Geld direkt an mich?!“, zweite Reaktion: „Na gut, ich bin dabei!“) haben wir unsere Kids eingespannt (erste Reaktion: „Warum müssen wir jetzt eigentlich euren Job machen?!“, zweite Reaktion „Kriegen wir ein Eis?“) und die neue Intendantin der Konstanzer Philharmonie sowie den Leiter des Kreuzlinger Blasorchesters nach ihren Lieblingswitzen und Schnapsgeschichten befragt. Das Ergebnis gibt es auf Seite 14 im NUN, Nummer 2.

Drum herum tummeln sich Geschichten und Beiträge zum Thema „Die bewegte Stadt“, es geht im Zick-Zack-Kurs über die Grenze und genauso flott auch zwischen ernsthaften und witzigen Themen und liebevoll bunten Illustrationen hin und her. Die wenigen und ausgewählten Anzeigen fügen sich unaufgeregt in die Seiten.

Release-Party, Ausstellung und Hörversion

Vor einer Woche war es dann soweit. 3000 frisch gedruckte Exemplare wurden geliefert und auf einer Release-Party präsentiert. Hierfür stellte die Stadt Konstanz einen Raum im Turm zur Katz zur Verfügung. Mit 144 Nägeln sind dort die einzelnen Seiten des Magazins feinsäuberlich an die Wand gepinnt und können zudem in einer Hörversion, die der Konstanzer Schauspieler Tomasz Robak eingesprochen hat, über Kopfhörer im Audioformat genossen werden.

Über 200 Gäste waren zum Auftakt vor Ort und haben mit den Macherinnen gefeiert. Sie stehen nur kurz auf der Bühne und geben den Applaus an alle Beteiligten der zweiten Ausgabe weiter. Als Herausgeberinnen sind sie aber des Öfteren auf Bühnen zu sehen: Bei einer Podiumsdiskussion des Kult-X zur Stadtentwicklung, auf der Bodenseerundfahrt für Medien- und Kulturschaffende des Kulturschiffs oder auf dem Glaubenskongress des Konstanzer Stadttheaters präsentierten Höpfer und Stepper das Kulturmagazin und die Idee dahinter.

Zukunftspläne

Jetzt geht es erst einmal Reisen. Danach wollen die beiden jungen Frauen planen, wie das Magazin langfristig gesichert werden kann. Weiterhin soll es „für die Leser kostenlos im Halbjahrestakt erscheinen, allerdings nicht mehr als reine Non-Profit-Geschichte“, so Höpfer. Sieben Euro stehen auf dem Magazin als Wert deklariert. Als Hausnummer dient der Betrag, um festzulegen, wie viel Geld auf anderen Wegen als durch einen Verkauf des Heftes generiert werden muss.

Die Stadt Kreuzlingen hat sich dabei schon von einer großzügigen Seite geäußert. Eine Dreijahresfinanzierung wurde in Aussicht gestellt, die jetzt aber doch in den Mühlen der Bürokratie festhängt. Die Herausgeberinnen sind zuversichtlich: „Das Rad, das wir angeschubst haben, dreht sich. Und den Schwung nehmen wir mit in in die Zukunftsplanung!“

Veronika Fischer (Text und Foto; der Text erscheint auch auf www.saiten.ch)


Info: Wer das Magazin unterstützen möchte, kann für 23,50 Euro unter www-nun-magazin.de/goenner ein Gönnerabo abschließen und erhält das NUN-Magazin per Post.


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