Welche Veranstaltungen braucht die Stadt?

Eric Thiel war in seinem Element: Der Chef der Konstanzer Marketing und Tourismus GmbH (MTK) und stets lächelnde Schnellredner stellte im Haupt- und Finanzausschuss (HFA) sein „Veranstaltungskonzept für Großveranstaltungen in Konstanz“ vor. Und – fast – alle waren begeistert.

Höchstens 15 Großveranstaltungen mit mehr als 5000 Besuchern soll es pro Jahr künftig in Konstanz geben dürfen. Allerdings sind die Dauerbrenner wie Oktoberfest, Flohmarkt auf der Laube, Straßenfasnacht und Seenachtsfest in dieser Rechnung nicht enthalten. Thiel schwebt eher ein „Lichterfest“ oder ein „Bodensee-Genuss-Fest“ vor. Recht genau beschreibt er jedoch, was er nicht will: Keine Veranstaltungen mit „extrem erotischem Charakter“ (was ist das?) oder „radikalen Gesinnungen“ (?); auch die Rüstungsindustrie soll ausgeklammert bleiben.

Besondere Neuerung ist die Stelle eines „Veranstaltungsmanagers“, der Anfragen bündelt und entsprechend eines Kriterienkatalogs auswählt. Wo der Posten angesiedelt werden soll, ist ebenso ungeklärt wie etliche juristischen Fragen: Was darf die Stadt vorschreiben, was kann sie verhindern, wie und was ordnungspolitisch – beispielsweise bei Verkehrsfragen – regeln? Solche offenen Fragen soll eine Arbeitsgruppe aus Verwaltung, MTK und Gemeinderat abklären.

In jedem Fall, so Thiel, sollen solche Großveranstaltungen den Ruf der Stadt verbessern und Konstanz als Veranstaltungsort weltweit bekannt machen. Dazu fehlten einigen Räten aber „die innovativen Ideen, denn noch mehr Feste zum Schlucken, Saufen und Böllern“ seien überflüssig (Holger Reile, LLK) oder „ein Verkehrskonzept“ (Zahide Sarikas, SPD). Reile kritisierte zudem, dass die Konzeption „die Einheimischen zu wenig einbezogen“ habe.und das „Thema in die Tagesordnung rein gestopft“ worden sei, was eine kritische Behandlung dieses wichtigen Themas unnötig erschwere.

Der Tourismus-Chef versprach, alle Anregungen gemeinsam mit der Arbeitsgruppe, die sich noch mindestens fünf Mal treffen soll, aufzugreifen – über ein endgültiges Konzept werde dann wohl erst im nächsten Jahr der Gemeinderat entscheiden.

hpk