Die seltsamen Veranstaltungen von Rektor Beckmann
Die finden nämlich meist nicht statt. Entweder sagt der Rektor des Konstanzer Ellenrieder- Gymnasiums seine Teilnahme ab und sprengt damit die Veranstaltung oder er organisiert selbst solche Diskussionsrunden, die dann aber – weil ihm die Teilnehmer nicht passen – doch nicht stattfinden. So geschehen mit einer Podiumsdiskussion an seiner Schule, vorgesehen für den 10. November, in der es um die Kooperation des Ellenrieder-Gymnasiums mit dem Rüstungskonzern EADS aus Friedrichshafen gehen sollte.
Es war alles so schön vorbereitet: Zugesagt zur Diskussion vor den Elftklässlern des Ellenrieders hatten Prof. Marx von der Konstanzer IHK, Prof. Nix, Intendant des Konstanzer Theaters, Pfarrer Heinz Freudenberger, ein weiterer Geistlicher und sogar Dr. Gerhard Wischmann, derzeit noch als Cassidian-Standortleiter oberster EADS-Rüstungsmanager am Bodensee. Fehlte nur noch ein ausgewiesener Rüstungsgegner. Und da bot sich Jürgen Grässlin geradezu an. Der diesjährige Preisträger des Aachener Friedenspreises war schon mehrfach auf Vortragsreise in Konstanz, wurde aber mehrfach auch schon ausgeladen.
Zuletzt passierte das im April: Da hatte Rektor Beckmann mit Hinweis auf die „einseitige Zusammensetzung des Podiums“ seine Zusage zu einer Podiumsdiskussion im Stadttheater abgesagt. Mit auf dem Podium sollte auch Grässlin – „Deutschlands prominentester Rüstungsgegner “ (‚Spiegel‘) – sitzen.
Und Ende letzten Jahres war es wieder Peter Beckmann vom Konstanzer Ellenrieder-Gymnasium, der drohte, eine angedachte Kooperation zwischen Schule und Theater platzen zu lassen, sollte dort eine Diskussion mit Rüstungsvertretern und Rüstungsgegnern stattfinden. Beckmann schreckte vermutlich die Aussicht, für seinen klammheimlich ausgehandelten Vertragsdeal mit dem Rüstungsgiganten EADS sogar auf der Bühne geschmäht zu werden. Zu der Kooperation zwischen Schule und Theater kam es dennoch nicht. Nun wollte sich Rektor Beckmann, immerhin aktives Mitglied der Konstanzer CDU, wohl den Vorwurf nicht gefallen lassen, als ausgewiesener Freund der Rüstungsindustrie in die Ellenrieder-Annalen einzugehen. Woraufhin er stracks eine eigene Diskussionsrunde plante.
Eben für den 10.11. Mit Professoren und Pfarrern. Rüstungsgegner Grässlin wurde als Letzter eingeladen. Der umtriebige Preisträger aus Freiburg sagte anderer Terminverpflichtungen wegen zunächst ab, ließ sich dann aber von Freunden aus Konstanz doch zu einer Teilnahme bewegen. Das offensichtlich irritierte jetzt wieder Peter Beckmann: Er sagte, welche Überraschung, die Diskussionsrunde an seiner Schule einmal mehr ab. Als Begründung mussten jetzt „Terminüberschneidungen mit der Schülermitverwaltung“ herhalten.
Jürgen Grässlin ist sicher ein friedfertiger Mensch. Und lustig und gutmütig ist er auch. Aber dreimal nacheinander ausgeladen zu werden, ginge auch dem gutmütigsten Menschen über die Hutschnur. Nicht so Jürgen Grässlin. Er hat bereits für eine weitere Veranstaltung zu Anfang nächsten Jahres im Konstanzer Stadttheater zugesagt. Nun fragt man sich unter Friedensfreunden in dieser Stadt, wie und wann Peter Beckmann wieder aktiv wird. Denn soviel ist für Rektor Beckmann klar: Die viel kritisierte Kooperation seiner Schule mit der Waffenschmiede EADS soll nicht schon wieder in aller Öffentlichkeit hinterfragt werden. Schauen wir mal, was der Ellenrieder-Rektor sich dieses Mal einfallen lässt.
Autor: hpk
Weitere Links:
Eine Diskussion (über Krieg und Rüstung) findet nicht statt
ein seltsamer (Schul)-Direktor, der doch eigentlich etwas für seine Schule tun will. Oder sollte das alles politisch angehaucht sein, oder angst vor einer Diskussion, bei denen
manche Verschnupft wieder rausgehen, weil sie nicht ihren Willen bekamen? Irgend etwas warnt doch eigentlich vor solch einem (Schul)-Direktor. Also sehr verehrter Herr Grässlin, besser sich ausladen lassen, als nachher mit Grimm aus einer Diskussion zu gehen. Eine Rüstungsindustrie, das ist das letzte was wir brauchen, Forschung ok, aber nicht für eine Rüstung.