Das bohèmistische S U B J E K T I V

Am vergangenen Freitag war Vernissage der Ausstellung „Das bohèmistische Subjektiv“ mit sechs Konstanzer Künstlerfreunden im Turm zur Katz. Die Arbeiten sind dort noch bis zum 11. November in der dritten und vierten Etage zu sehen. Aufgrund der mehrfachen Nachfrage veröffentlichen wir die Eröffnungsrede unserer Kollegin Veronika Fischer im Wortlaut.

Ich möchte Sie heute Abend im Turm zur Katz begrüßen und freue mich, dass ich Ihnen mit ein paar Worten die Ausstellung eröffnen darf. Diese trägt den Titel „Das bohèmistische Subjektiv“, der ja selbst schon ein Kunstwerk ist und daher Erklärung bedarf. „Subjektiv“ ist eine Wortneuschöpfung aus „Subjekt“ und „Kollektiv“ und zielt somit auf das Zusammenspiel von einem Einzelnen und der Gruppe ab. Aristoteles sagt, dass das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile und vielleicht ist das ein Grund, warum Künstler sich zusammenschließen zu Kollektiven.

Thomas Radke ist der Kurator dieser Ausstellung. Ihn schwemmte es im Jahr 2005 wegen einer Frau an den Bodensee, ursprünglich kommt er aus Mecklenburg-Vorpommern. Er ist beruflich in die Kunst- und Kulturszene integriert, da er bei der Internationalen Bodensee-Konferenz grenzüberschreitende Projekte koordiniert und unterstützt. Er stellte fest, dass die hier lebenden Künstler – wie es ja in der Kunst allgemein üblich ist – oftmals erst 100 Jahre später Anerkennung für ihr Schaffen finden. Es gibt dann große Ausstellungen und „100 Jahr“-Banner, Schwarzweißfotografien der Künstler, wie sie in ihren Ateliers sitzen oder in verrauchten Kneipen mit ihren Freunden die längst vergangenen Nächte durchzechen.

Es würde auf der Hand liegen, eine Ausstellung über den Konstanzer Dichter Rudolf Adrian Dietrich und sein Künstlerkollektiv, den „Komet-Kreis“, zu organisieren, denn dieser jährt sich gerade zum 100. Mal. Doch dieser Fakt wurde Radke erst bewusst, als sein Konzept für die vorliegende Ausstellung schon bestand und ist somit ein Zufall, der gut ins Konzept passt.

Dietrich war Hauptfigur in dem satirischer Roman „Bohème in Kustenz“ von Eduard Reichnacher, der 1929 erschien und vom Konstanzer Expressionismus-Experten Peter Salomon überarbeitet und 2009 neu herausgeben wurde. Manfred Bosch beschreibt in seinem Werk „Bohème am Bodensee“ das künstlerische Leben am See zwischen 1900 und 1950. Mit dem aktuellen Leben am See beschäftigt sich der Schriftsteller Sebastian Winterberg und fragt nach der Landschaft, den Leuten und der Kultur in Texten und Zitaten aus der Vierländerregion. Ich möchte Ihnen einen kurzen Auszug vorlesen, über eine Situation, die bestimmt jeder kennt. Sie heißt: Radikal regional

„Wenn man in Konstanz mit dem Maler A auf die Party einer WG, in der man niemanden kennt, geht, dann ist da zunächst auch der Maler B, den man ganz gut kennt und der zufällig im selben Haus wohnt (Der Maler C verkehrt in anderen Kreisen). Später kommt auch D, der kein Maler ist und den man auch ganz gut kennt und immer mal wieder trifft. E, der einen berühmten Vater in Berlin hat und dem man gelegentlich eher beruflich über den Weg läuft, ist schon mit F da, den man nur aus der Ferne und von einigen Fast-Begegnungen kennt …“

Sebastian Winterberg hat noch eine Toninstallation zum Thema Bohème zu dieser Ausstellung beigesteuert, die Sie im Treppenhaus finden.

Für Thomas Radke aber war seine historische Forschungsarbeit, die Sie in der ersten Vitrine betrachten können, nur der Auftakt zu einem anderen Projekt. Er möchte nicht Vergangenes inszenieren, sondern Gegenwärtiges und hat sich auf die Suche begeben nach einem Künstlerkollektiv, das heute hier lebt und arbeitet.

Während seiner Recherche kam bei dem Kurator die Vermutung auf, dass im Nachhinein oftmals mehr in die hinterlassenen Fotos und Dokumente hinein interpretiert wird, als es tatsächlich war. Um mit diesen Begrifflichkeiten von „Kollektiv“ und „Künstler“ zu spielen, inszenierte Radke die Ausstellung, wie wir sie heute sehen: Mit Künstlerinnen und Künstlern, die in den Jahren 2013 bis 2018 in Konstanz gelebt und gearbeitet haben. Die in irgendeiner Weise miteinander in Berührung kamen und deren Wege verflochten sind. Es entstand das „Subjektiv“. Kai Matussik, ein Künstler, dem man im ersten Raum begegnet, hat als Symbol für das Subjektiv eine Art „Blauer Reiter“ entworfen: Ein Trojanisches Pferd, in dessen Hüllen sich mehrere Menschen verstecken, mit Farbeimer und Pinsel ausgestattet. Die Positionierung dieser Gegenstände ist übrigens rein zufällig und ohne weitere Bedeutung. Sie müssen also nicht weiter über eine mögliche Interpretation nachdenken.

Wie sich die Begegnungen der Subjektiv-KünstlerInnen in Konstanz ab dem Jahr 2013 entwickelt haben, welche gemeinsamen Ausstellungen und Veranstaltungen besucht wurden, wo wer wann war, sehen Sie in einem Zeitstrahl an der Wand, der sich bis hinauf ins oberste Stockwerk zieht, und dort am heutigen Abend endet. Thomas Radke zeigt nicht nur die Einzelnen, sondern auch die Makroebene der Künstler, die Umwelt, in der sie sich bewegen. Wir finden aktuelle Presseartikel, die Form, Gestalt und Förderung der Kultur diskutieren und kritisieren. Unter anderem auch über den Ort, an dem wir uns gerade befinden: Den ehemaligen Bildungsturm, der seit Anfang diesen Jahres als Turm zur Katz zu einem Zentrum für Zeitgenössische Kunst und Gestaltung umfunktioniert wurde. Bis Dezember läuft die Ausstellungsreihe „Zwischen zwei Türmen“, die Projekten wie diesem Platz bieten und sich sowohl mit regionalen, als auch internationalen Künstlern beschäftigt. In den ersten beiden Etagen sind Sie bereits dem Konstanzer Dominik Böhringer sowie der österreichischen Künstlerin Sarah Bildstein begegnet.

Andere Künstler sind Vorbild und Inspirationsquelle. So auch im Fall von unseren Künstlern hier. Um zu zeigen, wo die einzelnen Wurzeln liegen, hat jeder eine exemplarische Arbeit aus der persönlichen Kunstsammlung mitgebracht.

Ulrich Riebe: Helge Rost-Hauffe, Malerei
Steffi Scheurell: Cornelia Brintzinger, Malerei
Bernd Sommer: Claus Dietrich Hentschel, Lithographie
Andreas Wacker: Jonas Burgert, Portraitzeichnung
Kai Matussik: Otto Athenstaedt, Ölgemälde, Bodenseelandschaft
Thelan Nguyen: Claudia Nguyen, James B., Collage
Sebastian Heinrich: OutCast, Aliens, LP Albumcover

Kurator Thomas Radke inszeniert also mit dieser Ausstellung nicht nur die Werke der Kunstschaffenden, sondern beleuchtet auch ihr Leben, sprich den Werdegang und Alltag. Wie viel Zeit ein jeder mit welchen Tätigkeiten verbringt, finden Sie neben den Biografien der Künstler. Und auch, dass der Alltag nicht immer nur von Erfolgen geziert ist, sondern auch von Ablehnung, Misserfolgen und Absagen, erzählt die Ausstellung. Ein Schrein des Scheiterns findet sich also ebenso in dieser Ausstellung. Thomas Radke hat hier eine Absage vom Konstanzer Kulturfonds beigesteuert, die den ersten Entwurf dieser Ausstellung betrifft, nun aber vom Kulturamt revidiert wurde, wie Sie heute Abend sehen können.

Was wäre ein Kollektiv ohne einen Ort, der alle vereint? In unserem Fall heute ist es zum einen der Horst Klub in Kreuzlingen als auch die Galerie Lachenmann, die ihre Räumlichkeiten im Konstanzer Industriegebiet hat, und mit ihren Vernissagen und Festen als Szenetreffpunkt gilt. Stellvertretend für diesen Ort, der von Juliane Lachenmann geleitet und einem jungen, engagierten Team geführt wird, steht hier in der Mitte ein Stuhl und Leergut von der letzten Schwarzmarkt- Vernissage, an welcher die meisten Künstler von heute vertreten waren. Beinahe hätte das Reinigungspersonal heute Nachmittag die leeren Flaschen weggeräumt, doch sie sind Teil der Ausstellung. Ich finde ja, es wurde erstaunlich viel Wasser getrunken…Lachenmanns sind auch die Organisatoren der Fahrt zur Gallery Weekend in Berlin, an der einige Künstler bereits zum zweiten Mal teilgenommen haben.

Bevor ich nun zu den einzelnen Künstlern komme, möchte ich Ihnen noch den Hinweis geben, dass es einige Motive gibt, die sich im Rahmen der Ausstellung wiederholen. Diese dürfen Sie gerne für sich in Ruhe finden, wenn Sie später durch die Ausstellung gehen, oder vielleicht entdecken Sie auch jetzt schon etwas, während ich Ihnen die einzelnen Kunstschaffenden vorstelle:

Kai Matussik

1965 in Hamburg geboren, studierte er Produktdesign, arbeitete in Galerien und Designstudios in Düsseldorf und Köln und lebt seit zehn Jahren am Bodensee (er kam wegen einer Frau). In der Schweiz hat er als Koch gearbeitet und ist noch heute Koch aus Leidenschaft. In seiner Kunst macht Matussik gerne unanständige und freche Sachen, wie er selbst sagt. Seine Bilder sind zum Teil ein Streifzug durch die Kunstgeschichte – mit Fußnoten zu berühmten Werken versehen. Es findet sich aber auch Gesellschaftskritik: der afrikanische Wursthändler, Plastik im Ozean, die Hoffnung der Flüchtlinge auf ein schönes Leben bei ihrer Ankunft in Italien, ein Affe und ein Astronaut, die evolutionstechnisch miteinander verbunden die Friedenspfeife rauchen oder ein frühes Selfie.

Andreas Wacker

1975 in Calw geboren, ist Psychotherapeut in Münsterlingen und hat schon allein in diesem Jahr fünf Ausstellungen hinter sich. Seine Arbeit in der Klinik spiegelt sich thematisch in seinem künstlerischen Schaffen wider. Elemente sind angeordnet wie in einem absurden Traum oder Albtraum, wie ein Abbild des Unbewussten, das es zu deuten gilt. Aktuelle Bezüge zum Zeitgeschehen und zu Einflüssen auf unsere Gesellschaft sind als deutliche Referenzen zu erkennen. Im Unterbewussten der Bilder schlummern Zutaten, die Andreas Wacker in seine Farben mischt. Antidepressiva, Alkohol, Blut, Schweiß und Babyöl sind hier mit enthalten. Der Begriff „Störungsbilder“ lässt sich bei Andreas Wacker wörtlich nehmen.

Die „Wasserprobe“ stellt einen nordkoreanischen Diktator im Comic-Gewand neben einen zerbrochenen Mac-Bildschirm. Sigmund Freud, Walt Disney sowie der weiße Tiger von Sigfried und Roy ergänzen das Szenario. Man möchte das Kind, das sich so unbedarft diesen Einflüssen stellt, schützen, vor all dieser Umwelt und den Gefahren, die im Einzelnen nicht bedrohlich wirken, im Zusammenspiel aber eine Wirkung erzeugen, die verstörend ist.

Sebastian Heinrich

1982 in Jena geboren, studierte BWL, arbeitete als Lackierer, Postbote und Dachdecker, hat die Trainerlizenz zum Boxen und ist seit 2010 Führungskraft und Personalberater hier am Bodensee. Auch er kam übrigens wegen einer Frau und wegen des Jobs. Der Job blieb – und er will nicht mehr weg. Seit 1996 ist er künstlerisch als Rapper und Lyriker tätig. Der Künstlername „Cornell“ ist eine Hommage an seinen verstorbenen Cousin. Im vergangenen Jahr hat Sebastian Heinrichs seinen Job gekündigt und sein Erspartes geplündert, um den Gedichtband „Ich schreibe – du bleibst. Erwartungen an ein Herz“ zu veröffentlichen. Dieses Buch hat eine der höchsten Auszeichnungen im Design gewonnen: den Red Dot Award. Es ist ein Wendebuch, Sie können es auf seinem Schreibtisch, den er hier für uns nachgestellt hat, und in der Vitrine bestaunen.

Thelan Nguyen

1972 Saigon in Vietnam geboren, in Frankreich aufgewachsen und studiert, in San Francisco, Paris und Hanoi gelebt und seit 2010 in Konstanz. Sie dürfen gerne raten, warum – richtig – wegen einer Frau. Seiner Frau! Thelan Nguyen stellt hier drei kleinere Collagen aus San Francisco aus. Man erkennt den bunten Life-Style der Hippies, die Sonne Kaliforniens und die Liebe, die Thelan Nguyen mit dieser Stadt verbindet. Er habe noch nie so schlimmen Liebeskummer gehabt wie bei seinem Umzug weg von San Francisco, sagt der Künstler. Hier am Bodensee sind ruhigere Werke entstanden. Ein Landschaftsgemälde, Collagen sowie ein großes Abbild seiner Angst und deren Überwindung zeigt der Künstler in dieser Ausstellung. Allgemein ist die Kunst für ihn ein Ausbrechen aus der Struktur des Alltags und der Arbeit. Er macht sich in seinem künstlerischen Schaffen frei und beginnt mit Formen, Farben und Materialien zu spielen. Dabei entsteht ein Automatismus und die Motive kommen wie von selbst. Kunst ist für Thelan Nguyen ein Weg zu sich und zu seiner Freiheit.

Stefanie Scheurell

1980 in Berlin geboren, Studium an der Staatlichen Akademie für bildende Künste Karlsruhe, Universität der Künste Berlin und der Staatlichen Akademie für Bildende Künste in Stuttgart, Aufenthalte in Neuseeland, Australien, Hong Kong, Singapur, auf Okinawa, Japan und in Frankreich. Seit 2008 ist sie in Konstanz. Sie ist die einzige Künstlerin im Subjektiv, hat dafür aber eine Ausstellungsvita, die für drei ausreichen würde. Allein in diesem Jahr ist es ihre siebte Ausstellung. Hier zeigt sie Arbeiten aus den Werkzyklen Kadmium. Es sind Bilder und Skulpturen, die in erdigen Rottönen gehalten sind und von der Überwindung des Todpunktes erzählen. Für mich spiegeln sie eine brachiale Weiblichkeit wider: Blut, Brustkörbe, Naturelemente und immer wieder das Neue, das aus der Dunkelheit entsteht. Kombiniert hat Stefanie Scheurell diese Werke hier mit ihren kleinen Schreinen, die sie aus Kästchen und Naturelementen zusammenstellt. Inspiriert wurde sie dazu auf einer Reise durch eine afrikanische Wüste, auf der der Reiseführer Naturmaterialien gesammelt und diese wie magische Zauberstäbe zusammengefügt hat. Auch hier geht es um das Verborgene, Geheimnisvolle, um Natur und Mystik. Kennengelernt habe ich Stefanie Scheurell auf ihrer Ausstellung RUTH, die vor knapp zehn Jahren im Neuwerk in Konstanz zu sehen war. Ihr Buch zur Ausstellung ist jetzt im Prima-Verlag erschienen und einer meiner persönlichenLieblingskunstbände.

Ulrich Riebe

1976 in Nürnberg geboren, studierte er Elektrotechnik und Philosophie, Kunst- undMedienwissenschaften, Informatik. Er arbeitet seit 1997 selbstständig in der IT-Branche sowie als Grafiker und Fotograf. Im Treppenhaus sind Sie schon einer großen Arbeit von ihm begegnet: Einer Panoramaaufnahme von Konstanz bei Nacht. Hier im Obergeschoss sehen Sie drei Fotografien: Eine Morgenfahrt auf der ältesten Fähre, ein Gespräch in der Kabine der jetzigen Autofähre sowie eine Aufnahme der Uni – mit dem philosophischen Geist, der über den Räumlichkeiten der Philosophiefakultät zu schweben scheint. Ulrich Riebe fotografiert mit einer Spiegelreflexkamera und setzt aus bis zu 16 Einzelaufnahmen, die ein Kugelpanorama aufzeigen, eine Ansicht zuammen. Somit verschwimmen die Ebenen, Perspektiven sind verzerrt und starke Farbkontraste entstehen. Man muss die Bilder eine Weile betrachten, um sich zu orientieren. Sie können Ulrich Riebe gerne einen Besuch in seinem Atelier in der Rheingasse 4 abstatten und dort weitere Arbeiten sehen.

Bernd Sommer

1969 in Konstanz geboren und somit der einzige Künstler mit Konstanzer Ursprung. Er ist seit 1998 Stukkateurmeister im Familienbetrieb und hat in seiner Wohnung ein Atelierzimmer, in welches er sich nach Feierabend zurückzieht, um zu malen. Dort entstehen zum Beispiel die roten Zebras, die Sie hier sehen können. Schwarz und weiß ist Bernd Sommer zu eintönig und da er in der Kunst tun und lassen kann, was er will, lässt er die Tiere in Rot erscheinen. Ein anderes Bild zeigt die Einflüsse der cineastischen Leinwand auf seine Kunst: Ein Szenario wie bei Matrix, mischt sich mit der Figurenwelt aus den Tributen von Panem und den Gemälden Basquiats. In einem anderenGemälde kommt Sommers Liebe zu Nancy Sinatra zum Vorschein. Ihr Song „Bang Bang“ ist festgehalten in einem expressionistischen „Spiegelbild“ – wobei dies wörtlich zu nehmen ist: Wo beginnt die Realität und wo endet sie? Kleinere Arbeiten zeigen Portraits in Öl, die Personen aus der Lebenswelt von Bernd Sommer darstellen.

Abschließend möchte ich noch etwas zum Konzept der Ausstellung sagen: Ich persönlich finde es wunderbar, dass Menschen, die neben Beruf, Familie und Alltag Zeit finden, um Kunst zu schaffen. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwierig es ist, sich diese Zeitfenster zu erhalten, sich nicht ermutigen zu lassen und die Anstrengung aufzubringen, abends noch ins Atelier zu gehen oder an den Schreibtisch, wenn man doch eigentlich auch gemütlich auf dem Sofa fernsehen könnte. Und ich finde es absolut unterstützenswert, dass diese Künstlerinnen und Künstler, die wir heute Abend näher oder von einer anderen Seite kennenlernen können, einen Raum für ihre Arbeiten bekommen. Nicht erst in 100 Jahren, sondern heute. Wir sind hier nicht auf einer Kaffeefahrt und Sie dürfen die Ausstellung jederzeit verlassen, aber ich bitte Sie, dass Sie sich die Fragen stellen, ob es nicht auch für Sie persönlich eine Möglichkeit gibt, diese Menschen, die sich hier zeigen, zu fördern. Sie können, aber müssen nicht unbedingt in ein Gemälde oder ein Buch investieren. Vielleicht ist es auch einfach mal eine Begegnung, ein Besuch in einem der Ateliers, die hier alle nahe liegen. Oder ein Kompliment, das die Kunstschaffenden am Arbeiten hält. In diesem Sinne möchte ich mein Kompliment an alle Beteiligten aussprechen, danke auch Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche allen einen schönen Abend!

Veronika Fischer (www.fronelle.de). Das Foto von Anja Mai zeigt den Künstler Andreas Wacker.