Wochenend-Einkauf ohne Busfahrer-Streik
Nach der vorläufigen Einigung im Tarifstreit des öffentlichen Personennahverkehrs fällt der für dieses Wochenende geplante Busfahrer-Streik aus. Vorerst zumindest. Denn in einer zweiten Urabstimmung müssen die Busfahrer auch der Konstanzer Stadtwerke diesem Verhandlungsergebnis erst noch zustimmen. So dass dem Wochenend-Einkauf nichts im Wege steht. Aber ohne Auto bitte – nur mit dem Bus.
„In den Verhandlungen haben wir es geschafft, im materiellen Bereich etwas zu bewegen,“ so ver.di-Verhandlungsführer Rudolf Hausmann. „Von der Arbeitgeberseite her ist das Ergebnis schlecht vertretbar“, sagte der KAV-Verhandlungsführer Reinhold Bauer für die kommunalen Arbeitsgeber. Seine Seite habe Zugeständnisse an die Gewerkschaft gemacht, um weitere Streiks zu vermeiden. Zähe Verhandlungen habe es vor allem in den Streitpunkten Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld und Beschäftigungssicherung gegeben.
Die Einigung im Einzelnen:
– 100 % Jahressonderzahlung (zum Teil in mehreren Schritten) bei weitgehender Beibehaltung des bisherigen Urlaubsgeldes
– Beschäftigungssicherung bis Ende 2016
– 30 Tage Urlaub für alle (auch für Azubis)
– Gleiche Sollarbeitszeit für alle Beschäftigten – mehr freie Tage für Fahrpersonal und SchichtarbeiterInnen
– LOB (leistungsorientierte Bezahlung) als freie Tage für alle am 24./31.12. eines Jahres mit Ersatztagen, falls diese auf einen Samstag, Sonntag oder einen dienstfreien Tag fallen. Ein Tag für 2011, ab 2012 zwei freie Tage.
– Eigenständige Entgeltverhandlungen in Baden-Württemberg ab 31. Oktober 2014 möglich.
Bis 31. Oktober 2012 müssen Verhandlungen zu einer verbesserten Entgeltstruktur zu Ende geführt sein. Bis Mitte 2013 können Verhandlungen zu einem Demographie-Tarifvertrag auf Baden-Württemberg-Ebene geführt werden, wenn bis dahin kein Tarifabschluss auf Bundesebene erfolgt ist.
– Für geteilte Schichten werden künftig 3 Euro (bisher 1,02 Euro) bezahlt.
Die Konstanzer Busfahrer scheinen mit dem Ergebnis zufrieden. „Dann hat sich unser Streik doch gelohnt“, sagte mir der Busfahrer meines Vertrauens, der vor zwei Tagen noch reichlich skeptisch klang. „Ich jedenfalls stimme für Annahme“. Noch allerdings steht der Zeitpunkt für die zweite Urabstimmung nicht fest. Mein Freund, der Busfahrer, will aber noch etwas geschrieben sehen: „Wenn die Shopper nun auch noch mit uns im Bus fahren statt mit ihren Pkws die Straßen zu verstopfen, haben wir in dieser Auseinandersetzung alle etwas gelernt“.
Autor: hpk