Ausstellung zu Jugend-Konzentrationslagern

„Wir hatten noch gar nicht angefangen zu leben!“, heißt der Titel der Wanderausstellung über die Jugend-Konzentrationslager in Moringen bei Göttingen und Fürstenberg nahe dem Frauenkonzentrationslager Ravensbrück in der Uckermark, die vom 14. bis 30. November im Foyer des Singener Rathauses gezeigt wird.

In der Nachkriegszeit gehörten diese „Jugendschutzlager“ lange zu den „vergessenen“ Terrorstätten und verdrängten Kapiteln des Nationalsozialismus. Dabei waren dort aufgrund politischer, religiöser, rassischer oder sozialer Verfolgung von 1940 bis 1945 nahezu 3000 Jugendliche zwischen 10 und 25 Jahren als sogenannte „Gemeinschaftsfremde“ inhaftiert. Moringen war das Lager für Jungen und Fürstenberg nahe dem Frauenkonzentrationslager Ravensbrück in der Uckermark dasjenige für Mädchen. Unter anderem nutzten nicht wenige Jugendämter und Erziehungsheime diese Lager, um „missliebige“ oder „schwer erziehbare“ Jugendliche los zu werden. Aus ihrem jeweiligen Lebenszusammenhang gerissen, waren diese dort dem SS-Terror, der kriminalbiologischen Selektion und der Zwangsarbeit ausgesetzt. Wie in den Lagern für Erwachsene gehörten auch hier erniedrigende Bedingungen, mangelnde Ernährung, peinigende Strafen und sadistische Quälereien zum Alltag. Nicht wenige starben in der Haft, andere litten ihr Leben lang an körperlichen und seelischen Beeinträchtigungen.

Auf Initiative des Vereins „inSi e.V.- Integration in Singen“ wurde diese unbedingt sehenswerte Wanderausstellung (bislang rund 320.000 BesucherInnen in 285 Städten und Gemeinden Deutschlands und Österreichs) nun auch nach Singen geholt. Der Verein „inSi“ begleitet Zuwanderer mit und ohne Fluchtgeschichte. Unterstützt wird die Ausstellung zudem u.a. vom lokalen „Bündnis unterm Hohentwiel“ und dem Förderprogramm des Bundes „Demokratie leben“.

Die gemeinsame Ausstellung, mit der man insbesondere auch Jugendliche ansprechen wolle, verfolge „das Ziel, in der Öffentlichkeit ein Zeichen für Respekt, Menschenwürde und Toleranz zu setzen, damit wir auch weiterhin sicher und friedlich in unserer Stadt miteinander arbeiten und leben können“, so die Mitteilung des 2. Vorsitzenden von „inSi“, Bernhard Grunewald, dessen Vater selbst zweieinhalb Jahre Häftling in Moringen war. Und sie wende sich „gegen Versuche, die Nazizeit zu verharmlosen und eine ‚180-Grad-Wende in der Erinnerungskultur‘ zu fordern (AfD-Vorstand Björn Höcke), gleichzeitig aber Hass, Zwietracht und Fremdenfeindlichkeit unter uns zu säen.“

Mit einem Grußwort von Oberbürgermeister Bernd Häusler und einer Einführung von deren Organisator und Autor Martin Guse wird die Ausstellung am kommenden Donnerstag, 15. November, um 19.00 Uhr im Rathaus-Foyer eröffnet werden. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.

MM/UP