Jeder Mensch braucht eine Höhle
Die Kultkneipe Räuberhöhle in Ravensburg feiert kommenden Samstag ihren 40. Geburtstag. Man darf davon ausgehen, dass sich dann nicht nur gestandene Oberschwaben aus mehreren Generationen vor Ort einfinden werden, um das Jubiläum feierlich zu begehen. Denn die „Höhle“, wie sie kurz genannt wird, hat einen Bekanntheitsgrad erreicht, der weit über die Ravensburger Stadtgrenzen hinaus geht.
Eine rauschende Jubiläumsparty ist angesagt, natürlich mit der Haus- und Rock ´n Roll-Band „Bub & The Bubbles“, dem Höhlenchor, DJ Made und vielen weiteren Überraschungen. Der bekannte Videokünstler Simon Gallus wird an diesem Abend die Frontseite der Räuberhöhle mit Licht, Effekten und Clips bespielen. Wer pünktlich um 19 Uhr anwesend ist, wird mit einem kostenlosen Glas Räuber-Sekt empfangen.
Aber nicht nur am 24.11. wird gefeiert. Die Jubiläumsfeierlichkeiten gehen bis zum 31.12.2018. An Silvester legt DJ Made unter dem Motto, „RASSISMUS NEIN DANKE“ Partymusik querbeet aus der ganzen Welt auf. Dazwischen gibt es noch zwei Konzerte. Am Samstag, 01.12. mit Anja Miller und am Samstag, 15.12., das lang ersehnte Weihnachtskonzert mit „Bub & The Bubbles“ – „Schrille Nacht – the rock will come“.
In den letzten 40 Jahren ist viel passiert im alten Gemäuer in der Ravensburger Oberstadt. Legendär waren die Fahrten nach Wackersdorf, wo ganze Busse mit Räuberhöhlengästen hinfuhren. In neuerer Zeit war vor allem der zähe Kampf für den Erhalt der Räuberhöhle prägend, der durch die Hilfe von Ravensburgs Oberbürgermeister Daniel Rapp zum Erfolg führte. Fortan steht die Höhle quasi unter Artenschutz, und das ist auch gut so.
Die Burgschenke zu den 11 Räubern, wie die Räuberhöhle tatsächlich heißt, ist mittlerweile wohl die einzige Kneipe, die sich mit einem eigenen Unterstützerverein, bestehend aus 800 Mitgliedern, schmücken kann. Und der ist äußerst rührig. So gibt es mit Bub & the Bubbles eine Hausband, einen Höhlenchor, eine signifikante Höhlenhymne, eigene Briefmarken und Postkarten, verschiedene Höhlensonderstempel, ein Höhlengästebuch, einen bundesweiten Widerstandspreis für Freiheit und Gerechtigkeit, einen wöchentlichen Behindertenstammtisch, eine breite antifaschistische Bewegung, dazu Ausstellungen und Konzerte – „Mehr BUNT geht nicht!“
Anfangs begegneten die Alteingesessenen der Räuberhöhle mit Skepsis und Argwohn. Mittlerweile aber wollen die meisten Ravensburger diese Kneipe, die so wunderbar anders ist als die durchgestylten Destinationen der Neuzeit, nicht mehr missen. Denn immer noch gilt: „Jeder Mensch braucht eine Höhle“.
Made Höld (Bild und Text)