Spitzenkandidat träumt von achtem Sitz

Die Konstanzer SPD zieht mit Jürgen Ruff an der Spitze ihrer Liste in den Kommunal­wahlkampf. Am vergangenen Samstag­nachmittag stellten knapp 70 anwesende GenossInnen im Kulturzentrum am Münster ihren Vorschlag für die Wahl zum Gemeinderat auf. Darunter viele bekannte, aber auch diverse neue Gesichter. Die dabei ausgegebenen Wahlziele klingen allerdings sehr optimistisch.

Mit Blick auf die momentanen landes- und bundesweiten Umfragewerte der SPD mag man sich über so viel Zuversicht eigentlich eher wundern, doch wirklich: Die sieben Mandate vom letzten Mal (nach dem kürzlichen Wechsel von Jürgen Puchta zu den Freien Wählern sind es derzeit allerdings nur noch sechs) sollen verteidigt werden, erklärte Lina Seitzl in ihrer Begrüßung. Bereits 2014 habe man aller Erwartungen zum Trotz leicht hinzugewinnen können, gab sich die Konstanzer Ortsvorsitzende der SPD frohen Mutes. Dieses Kunststück will man jetzt offenbar ein weiteres Mal unter verschärften Bedingungen wiederholen.

Noch optimistischer zeigte sich Jürgen Ruff, Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat, der gar den Kampf um einen achten Sitz eröffnet sah. Mit der Arbeit seiner Fraktion zeigte er sich insbesondere in der Wohnungspolitik sichtlich zufrieden. Hier sei man etwa den MieterInnen der Vonovia eine Unterstützung gewesen. In Zukunft müsse die Wobak weiter gestärkt und auch der öffentliche Nahverkehr verbessert werden. Mit Verweis auf die Konkurrenz von grün und links sprach sich Ruff jedoch gegen einen stark verbilligten bis kostenfreien ÖPNV aus. Ein derartiges Vorhaben gefährde in seinen Augen die Wirtschaftlichkeit der Stadtwerke und damit einen wichtigen Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge. Eine höhere Attraktivität der Stadtbusse soll vor allem durch eine bessere Taktung erreicht werden.

So viel Angriffslust kam bei seinen ParteifreundInnen offenbar gut an: Mit 96 Prozent Zustimmung wurde Ruff von ihnen auf Listenplatz eins gewählt. Seine Ratskollegin Zahide Sarikas konnte sich mit 94 Prozent ebenso über ein gutes Ergebnis freuen und folgt ihm auf Platz zwei. Auch Jan Welsch (Platz drei) und Alfred Reichle (Platz fünf) wollen abermals in den Gemeinderat. Johannes Kumm und Herbert Weber verzichteten hingegen bereits im Vorfeld der Versammlung auf eine erneute Kandidatur. An Webers Stelle möchte nun Winfried Kropp (Platz sieben) seine Expertise zum Thema Mieten und Wohnen einbringen. Neu auf den vorderen Plätzen sind etwa die Elternvertreterinnen Petra Rietzler (Platz vier) und Johanna Vogt (Platz acht). Die Jusos hoffen, mit der Studentin Tanja Rebmann (Platz sechs) im nächsten Gemeinderat vertreten zu sein.

Man habe eine ausgewogene Liste, die komplett geschlechterparitätisch besetzt sei und in der sich alle Altersgruppen und Stadtteile wiederfinden könnten, freuten sich Lina Seitzl und Lore Dizinger, die stellvertretend für die eingesetzte Findungskommission den Listenvorschlag einbrachten. Dieser fand im Laufe des Nachmittags dann auch mehrheitlich die Zustimmung der Versammlung. Lediglich die für Platz 30 vorgeschlagene Anita Fitz fiel bei den Stimmberechtigten durch. Gegenkandidaturen gab es nur für die hinteren Plätze, beide blieben erfolglos und konnten die Stimmung nicht trüben.

Man darf sehr gespannt – und sicher auch skeptisch – sein, ob diese gute Stimmung im Ortsverband sich an der Wahlurne wirklich ein weiteres Mal in sieben oder gar acht Sitze ummünzen lassen wird. Zum Vergleich: Vor der vergangenen Kommunalwahl wurde die SPD in den landes- und bundesweiten Erhebungen noch mit 20 bis 25 Prozent ausgewiesen, heute sind es hingegen nur noch 11 bis 14. Im Gegensatz zu den überregionalen Urnengängen handle es sich in der Kommune aber vorwiegend um personenbezogene Wahlen, bei denen man sich in Konstanz sehr gut aufgestellt sehe, verteidigte Jürgen Ruff jedoch seinen Optimismus. Ob er Recht behalten wird oder das Ziel zu hoch gesteckt ist, wird sich dann Ende Mai zeigen.

dsc (Text & Fotos)