Nichtöffentliches Fracksausen der Unbelehrbaren

Bei der heutigen Gemeinderatssitzung steht ein Thema auf der Tagesordnung, das weitgehend in geheimer Sitzung abgehandelt werden soll. Worum es dabei geht, ist unschwer zu erraten. Zum gefühlt hundertsten Mal steht das gläserne Mahnmal am Seerhein zur Debatte.

Im Wesentlichen soll eine neue Geschäftsführung her, um das fast schon abgesoffene Boot halbwegs über Wasser zu halten. Schon zum Jahresende pfiffen es die Konstanzer Spatzen schrill von allen Dächern: Ruth Bader, langjährige Organisatorin der Konzilfeierlichkeiten, werde wohl vorübergehend die Leitung des Hauses übernehmen. Darüber wird nun heute entschieden und man kann getrost davon ausgehen, dass sich eine Mehrheit des Rates krampfhaft an den Strohhalm Bader festklammern wird und es weitergeht wie bisher.

Die Alternative wäre die sofortige Schließung, angeregt von Linker Liste und Anselm Venedey (Freie Wähler), um in Ruhe darüber zu beraten, wie vor allem der finanzielle Schaden zu begrenzen sei. Venedey hat sich sogar über einen Beitrag im städtischen Amtsblatt dafür entschuldigt, jemals für das Bodenseeforum gestimmt zu haben. Sehr zum Ärger seiner Fraktionskollegen Ewald Weisschedel und Jürgen Faden. Aber die Schar derer, die immer noch an eine Zukunft dieser finanziell maroden Immobilie glaubt, bröckelt deutlich: Mehrere RätInnen der FGL (Freie Grüne Liste) und auch der SPD, die in den vergangenen Jahren treu der zügellosen Geldverbrennung zugestimmt hatten, drohen allmählich von der Stange zu gehen. Irgendwie verständlich, dass den RätInnen gewaltig die Düse geht, denn die Kommunalwahlen rücken näher.

Auch Oberbürgermeister Uli Burchardt spürt zumindest insgeheim, dass ihm sein Lieblingsprojekt schmerzlich vor die Füße fallen könnte, denn seine Wiederwahl in rund zwei Jahren, die er bereits angekündigt hat, weil sein Herz angeblich so sehr für Konstanz poche, wird durch das BoFo deutlich in Frage gestellt. Punkten könnte er im letzten Moment mit etwas Selbstkritik, doch das liegt ihm, dem Beratungsresistenten mit zunehmend autokratischen Zügen, weitgehend fern. Seinem Naturell entsprechend richtet er lieber den groben Säbel gegen alle BoFo-Kritiker. Diese hätten der Stadt enormen Schaden zugefügt und die Presse habe ihren Teil dazu beigetragen, das Veranstaltungshaus schlecht zu schreiben.

So wird nun heute Frau Bader ins BoFo-Boot gezerrt und mit einer schäbigen Kapitänsmütze ausgestattet. Ihr wird gar nichts anderes übrig bleiben, als ab sofort und rund um die Uhr Akquise für den Laden zu betreiben, also große Veranstaltungen an Land zu ziehen, und zwar weit über dieses Jahr hinaus. Was aber, wenn – wie geplant – erst in einem halben Jahr endgültig darüber entschieden werden soll, ob es überhaupt weitergeht und dann bereits gebuchte Tagungen wieder rückgängig gemacht werden müssen? Da schielen jetzt schon satte Schadensersatzansprüche um die Ecke.

Bis dahin lassen sich die verbliebenen BoFo-Getreuen im Rat von gut bezahlten Experten ein weiteres Mal darüber aufklären, was zu tun sei, um das Schlimmste zu verhindern. Einer aus der Konstanzer Führungscrew gibt sich locker. Touristikchef Eric Thiel, eine ständig lächelnde Frohnatur, wurde vom Südkurier befragt und äußerte sich zum Bodenseeforum folgendermaßen: „Das sind Kinderkrankheiten – das geht vorbei.“

Holger Reile