„Hopp! Hopp! Kohle stopp!“
Anstatt die Schulbank zu drücken, demonstrierten am Freitagnachmittag etwa 800 SchülerInnen in der Konstanzer Innenstadt. Sie forderten lautstark ein klimapolitisches Umdenken von Politik und Wirtschaft und appellierten auch an die Verantwortung jedes Einzelnen auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Gesellschaft. Es ist bereits die zweite Demonstration der Initiative „Fridays for Future“ in der Stadt am See und mehr ist in Planung.
Man könnte fast meinen, das Klima unterstütze die SchülerInnen in ihrem Einsatz, denn bei bestem Wetter lachte die Sonne auf die Protestierenden herab. Vom Herosé-Park aus zogen sie mit bunten Plakaten über Fahrradbrücke und Münsterplatz auf die Marktstätte. Unter dem Label FridaysForFuture bestreiken derzeit in mehreren Ländern SchülerInnen den Unterricht, um ein Zeichen gegen inkonsequente Klimapolitik zu setzen. Vorbild ist die schwedische Aktivistin Greta Thunberg, die seit August 2018 freitags den Unterricht verweigert und dafür zum Teil herablassende Kritik erhält. Das Fernbleiben vom Unterricht sei kein Selbstzweck, konterte ein jugendlicher Redner am Freitagmittag diese Reaktionen auf die Schulstreiks, sondern sei notwendig, damit das Anliegen der jungen Generation überhaupt ernstgenommen werde.
Denn, so der Tenor der Wortmeldungen, die Zukunft der SchülerInnen werde nicht etwa durch Schulschwänzen, sondern durch Egoismus und Verantwortungslosigkeit von PolitikerInnen und Wirtschaftsbossen gefährdet. Immer weiter versuchten diese Kompromisse auszuhandeln, in dem irrigen Glauben, mit dem Klima verhandeln zu können. Mehrere RednerInnen forderten zudem ein stärkeres kommunales Agieren beim Klimaschutz. Etwa eine Einschränkung des motorisierten Innenstadtverkehrs und den Ausbau von Fahrradinfrastruktur, nachhaltigem Wohnen und öffentlichem Personennahverkehr. Inzwischen sind auch grenzüberschreitende Aktionen, gemeinsam mit SchülerInnen aus Kreuzlingen geplant. Abschließend bebte die Marktstätte dann noch einmal: „Wer nicht hüpft, der ist für Kohle!“, skandierten die Jugendlichen in Richtung Berlin, auf dass die Kanzlerin es noch in der Hauptstadt spüre.
Bei PassantInnen und den an der Wegstrecke ansässigen EinzelhändlerInnen und GastwirtInnen stießen die demonstrierenden SchülerInnen auf viel Zuspruch. Neben einigen Schaulustigen war bei der Abschlusskundgebung auf der Konstanzer Marktstätte auch kurz die ebenfalls zum Adressatenkreis der Protestierenden zählende Stadtspitze zugegen. Oberbürgermeister Uli Burchardt und Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn waren jedoch eher zufällig am Rande des Geschehens und nur auf der Durchreise zum Mittagessen ins nahegelegene Casablanca. Immerhin aber zu Fuß.
dsc (Text und Fotos)