Auch Heterosexualität ist heilbar
Im Zebra Kino läuft vom 15. bis 27. März zum 32. Mal das Festival „Queergestreift“ mit einem vielfältigen, herausfordernden Programm – so queer wie noch nie (behaupten zumindest die Veranstalter). Neben 36 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilmterminen gibt es ein Rahmenprogramm à la carte: Neben zahlreichen Filmgesprächen und Diskussionsrunden mit RegisseurInnen, WissenschaftlerInnen und AktivistInnen zählen dazu zum ersten Mal auch drei Lesungen.
Die Frühlingsgefühle erwachen und mit ihnen auch das 32. Queergestreift Filmfestival im Zebra-Kino. Im Anschluss an die Eröffnungsfilme „Can You Ever Forgive Me“ (3 Oscar-Nominierungen; Foto) und „Studio 54“ geht es zum Auftakt am 15.03., beschwipst von einem Gläschen Sekt, ab auf die Tanzfläche im Kula, wo das Queer Party-Team ordentlich einzuheizen verspricht.
Neu im Rahmenprogramm sind dieses Mal drei Lesungen: Bestsellerautor Julian Mars liest aus seinem Roman „Lass uns von hier verschwinden“, Aktivist*in Sascha Rijkeboer stellt autobiographische Texte vor, die sich mit Fragen zu Sinn, Sein und Sollen beschäftigen, und in der Veranstaltung zum brandneuen Theaterstück „Russian Boy“ von Dmitri Sokolov geht es um die Lebensrealitäten schwuler junger Männer in Russland.
Auch thematisch tut sich dieses Jahr einiges, denn 2019 jähren sich die so genannten „Stonewall Riots“ zum 50. Mal. Die teilweise gewalttätigen Aufstände entstanden aus Konfrontationen zwischen Polizei und Aktivist*innen vor dem Stonewall Inn, einer bekannten New Yorker Schwulenbar, und schrieben Geschichte in der Gay-Rights-Bewegung. Das Programm gibt Einblicke in die Anfänge der weltweiten Kämpfe um Anerkennung nicht-heteronormativer Lebenskonzepte.
Etliche Filme beschwören die Zeit während des und kurz nach dem New Yorker Uprising. Sie zeigen prägende Persönlichkeiten und zentrale Themen der queeren Kämpfe der 70er und 80er Jahre, die bis heute nachwirken. Einen Blick noch weiter zurück ermöglicht der Stummfilm-Klassiker „Anders als die andern“ von 1919, ein „sozialhygienisches Filmwerk“ unter Mitwirkung von Magnus Hirschfeld, einem Mitbegründer der Homosexuellen-Bewegung und Vater der Sexualwissenschaft. 100 Jahre nach diesem ersten Film über Homosexualität, der zum Ende der Weimarer Republik schließlich verboten wurde, wird deutlich, was diese Kämpfe bewirkt haben. Aber auch heute noch – 50 Jahre nach Stonewall und 100 Jahre nach Hirschfeld – führen Menschen vor und hinter der Kamera Kämpfe aus, schaffen durch ihr Handeln oder die Präsenz ihrer Körper Sichtbarkeit und fordern, zu oft vergebens, Anerkennung und Gleichstellung für sich und andere ein.
Das Programmheft zum Download und online.
Zeitplan
Freitag, 15. März 2019 – Opening Night
19:00 Uhr: Can you ever forgive me?
21:30 Uhr: Studio 54 – The Documentary – mit Opening Party im Kulturladen
Samstag, 16. März 2019
16:00 Uhr: Zen in The Ice Rift – Zen sul Ghiaccio Sottile
18:00 Uhr: Julian Mars: Lass uns von hier verschwinden – Lesung
19:45 Uhr: Mapplethorpe
22:00 Uhr: The Wild Boys – Les Garçons Sauvages
Sonntag, 17. März 2019
15:00 Uhr: Dykes, Camera, Action!
16:30 Uhr: Die Erbinnen – Las Herederas
18:30 Uhr: Hide and Seek – Chuppan Chupai (2013) – mit Regiegespräch
21:00 Uhr: 1985
Montag, 18. März 2019
19:00 Uhr: L’Animale – mit Regiegespräch
21:30 Uhr: Mapplethorpe
Dienstag, 19. März 2019
18:30 Uhr: Genderblend – Genderbende
20:00 Uhr: Greta
22:00 Uhr: 1985
Mittwoch, 20. März 2019
18:30 Uhr: Russian Boy – Lesung
20:00 Uhr: The Miseducation of Cameron Post
22:00 Uhr: White Rabbit
Donnerstag, 21. März 2019
19:00 Uhr: Anchor and Hope
21:15 Uhr: Birds of the Borderlands – mit Regiegespräch
Freitag, 22. März 2019
18:30 Uhr: Anders als die Andern (1919) – mit Einführung
20:00 Uhr: Der Boden unter den Füßen
22:15 Uhr: White Rabbit
Samstag, 23. März 2019
16:00 Uhr: Greta
18:00 Uhr: Riot
20:15 Uhr: The Miseducation of Cameron Post
22:15 Uhr: Let’s watch Sex: Queerfeministisches Pornokino – mit Regiegespräch und Diskussion
Sonntag, 24. März 2019
11:00 Uhr: Anchor and Hope – Matinee mit Frühstück
16:00 Uhr: Luft – mit Regiegespräch
18:30 Uhr: Sascha Rijkeboer – Lesung
20:30 Uhr: Konsequenzen – Posledice
Montag, 25. März 2019
19:00 Uhr: Kill the Monsters – mit Regiegespräch
21:15 Uhr: Queer Shorts
Dienstag, 26. März 2019
18:30 Uhr: Obscuro Barroco – mit Einführung
20:00 Uhr: Zen in The Ice Rift – Zen sul Ghiaccio Sottile
22:00 Uhr: Konsequenzen – Posledice
Mittwoch, 27. März 2019 – Closing Night
19:00 Uhr: Giant Little Ones
21:00 Uhr: Rafiki – mit Closing Party in der Kantin
MM/Foto: „Can you ever forgive me“ © 20th Century Fox