Schiss vor den Narren
Dass Narrengesellschaften nicht nur in Konstanz auch jenseits der Fasnacht eine gewichtige Rolle spielen, ist bekannt. Wer sich mit ihnen anlegt, muss in der Regel mit heftigem Gegenwind rechnen. Stehen auch noch Wahlen an, kuscht man lieber vor der organisierten Narretei und winkt deren Forderungen kritiklos durch. So geschehen vergangene Woche im Kulturausschuss.
Folgender Antrag der Konstanzer Narrengesellschaft Niederburg e.V. stand als Vorberatung auf der Tagesordnung: Der Kulturausschuss möge dem Haupt- und Finanzausschuss empfehlen, die Musical-Produktion „Die Fischerin vom Bodensee“ im Bodenseeforum mit einem Zuschuss von 15.750 Euro zu fördern. Diese Mittel, heißt es in dem Antrag weiter, „werden aus dem entsprechenden Budget für die Förderung von Veranstaltungen im Bodenseeforum Konstanz zur Verfügung gestellt“.
Der Ausschuss unter Federführung des Konstanzer Bürgermeisters Andreas Osner war auf schnelles Durchwinken gebürstet, Nachfragen schienen nicht gewünscht, der Wortmeldung von LLK-Rat Holger Reile wurde eher widerwillig stattgegeben. Hier seine Einwände im Wortlaut:
„Über Geschmack lässt sich streiten – oder auch nicht. So gesehen spielt es bestenfalls eine Nebenrolle, ob man die geplante Aufführung einer heimattümelnden Schmonzette aus der muffigen Adenauer-Ära gut findet oder eben nicht. Liest man aber die aktuelle Vorlage, drängt sich schon der Verdacht auf, dass hier mit der beantragten Summe über knapp 16.000 Euro eine bemühte Quersubventionierung für das klamme Bodenseeforum in Gang gebracht werden soll, weil selbiges seit Jahren finanziell aus dem letzten Loch pfeift und die SteuerzahlerInnen schröpft. Schaut man sich die Buchungen beispielsweise für den aktuellen Monat an, werden damit wohl kaum die monatlichen Festkosten gedeckt.
Der Vorlage entnimmt man weiterhin, dass sich der Verein Niederburg e.V. neuerdings dazu berufen fühlt, in fast schon aufdringlicher Impertinenz das Bodenseeforum als geeignetes Veranstaltungshaus für alle anzupreisen. Mit scheint, bei dieser massiven Schützenhilfe haben noch andere die Feder geführt, die dadurch hoffen, berechtigter Kritik an der Brache am Seerhein die Spitze zu brechen. Das ist ziemlich durchsichtig und wenig überzeugend.
Eine zusätzliche Anmerkung noch: Bei der Begründung für den Zuschuss verweist die Narrengesellschaft unter anderem darauf, dass sie auch treibende Kraft bei der SWR-Sendung der „Konstanzer Fasnacht aus dem Konzil“ ist – einer Veranstaltung, die sich angeblich „größter Beliebtheit“ erfreut. Ich fürchte, das meinen die auch noch ernst. Wer sich die letzte Übertragung zugemutet hat – und ich war eines dieser Opfer – kann nur konstatieren: Niveauloser und auch frauenfeindlicher geht es wohl kaum. Und das zu einem Zeitpunkt, an dem derzeit nicht nur in unserer Stadt fast flächendeckend und in vielen Veranstaltungen für Gleichberechtigung gefochten wird. Feuchte Altherrenträume aus der untersten Schublade zogen sich durch die Sendung. Wenn das die Messlatte für Qualität sein soll, dann graut mir vor der Fischerin vom Bodensee heute schon. So wird es Sie nicht verwundern, wenn wir diesem Ansinnen unsere Zustimmung versagen.“
Anmerkung: Der Antrag auf Bezuschussung wurde mit einer Gegenstimme durchgewunken und wird dem Haupt- und Finanzausschuss am 4.4. zur endgültigen Entscheidung vorgelegt. Vor allem aus grünen Kreisen war zu hören, dass man zwar nicht glücklich sei darüber, aber eine Ablehnung des Antrags bei den kommenden Kommunalwahlen zu Stimmenverlusten führen könnte.
red
Danke@Peter Groß für den Beitrag über die Gastgebertreffen!
Die Grünen fürchten Verluste den Kommunalwahlen, und stimmen deshalb zu? Dieser Schuss könnte nach hinten losgehen. Für solches Verhalten wurden sie sicher nicht gewählt.
Wer mithilfe dieser Aufführung ins BoFo gelockt werden soll, scheint offensichtlich: das heimische Volk, am besten mit einem Heimatstück. Wie war das noch? Das BoFo wird nie ein Haus für Konstanzer sein. Damit sie es weiterhin finanzieren, muss man eben einen positiven Bezug, ein Wir-Gefühl, herstellen, damit sie stolz auf „ihr Bodenseeforum“ sind. Insofern passt ein Stück, in dem es ums Fischen geht bemerkenswert gut (was den Versuch nicht weniger plump erscheinen lässt). Trotz der grandiosen Idee der Verquickung aller Interessen, könnten die Verantwortlichen mit Ihrer Fischerin baden gehen.
Ein Prestige-Objekt aus reinem Selbstzweck braucht kein Mensch und auch keine Stadt. Dümmliche Sprüche wie „Konstanz ist sexy“, bringen genauso wenig, wie Vergleiche an den Haaren herbei zuziehen, und sich entspannt zurückzulehnen, weil die Seebühne in Bregenz ja auch keine schwarze Null schreibt. Letztendlich beweist das nur, dass die Erwartungen auch auf Null heruntergeschraubt wurden.
Die Grünen könnten statt der „Fischerin vom Bodensee“ ihren ehemaligen Chefdiplomaten, Kriegsminister, Geschäfteschacherer… als „Fischer im trüben Gewässer“ ins BoFo holen.
Der würde mal den Saal vollkriegen, wenn er auch eher den „Frack“ voll verdient hätte für all die schändlichen Kriegs-Aktionen, die in seiner Regierungszeit manipulativ in Gang gesetzt wurden.
Jedoch, dieser Fischer ist wirklich niemanden zu gönnen! Auch wenn soviele Grüne seitdem echt abgeschifft sind!
Die Grünen – Vom brüllenden Tiger zum traurigen Bettvorleger mutiert. Im Großen wie im Kleinen.
Da hat er mal wieder ein wichtiges Thema angesprochen, der Holger Reile, unabhängig davon, dass meine Frau und meine Tochter der SWR Übertragung „Konstanzer Fastnacht…“nach wenigen Minuten die Zuneigung entzogen und einen anderen Sender aufsuchten. Da kann man sich auch als Mann nur fremdschämen.
Es ist aber auf der anderen Seeseite nicht anders, nach einer nicht minder niveaulosen Fastnachtsveranstaltung versucht dieser Tage unser Bürgermeister und seine GemeinderätInnenentourage, die Fehlspekulation um den Welterbebau mit dem durchführen von u.a. Vortragsveranstaltungen der gemeindeeigenen Touristinformation zu kaschieren. Gastgebertreffen nennen sich solche Veranstaltungen und sind zu nichts anderem da, als der Rechtfertigung einer personellen Überkapazität in der TI und dem Vortäuschen der Auslastung des vom Justiz- und Tourismusminister Wolf hoch subventionierten Veranstaltungssaal. Ich hoffe nur, dass das Verhängnis nicht den Bodenseekreis erreicht und die Fischerin vom Bodensee auch hier den Subventionstopf leert. Da sei der Nix davor, dessen Überlinger Sommertheater, nicht mehr finanziert werden konnte.