Auch Bürgermeister Boldt will einen Heckerhut

Denn als Sozialbürgermeister müht er sich ab, auch wenn sein Ringen um soziale Demokratie etwas hüftsteif daher kommt. Da harzt es vernehmlich. Aber zuallererst gilt es, kleinere Problemchen zu lösen: Der Bockmist mit dem Chefarzt könnte sich als weiterer Karriereknick erweisen und der lästige vhs-Heini wird jetzt auch noch renitent. Denn Reinhard Zahn will einfach nur arbeiten und das macht ihn auf dieser Position verdächtig. Aber eines nach dem anderen im monatlichen Stadtgeflüster…

Es hat sich mittlerweile herumgesprochen: Konstanz sucht einen neuen Oberbürgermeister, es darf auch gerne eine Frau sein. Hatten wir ja noch nie. Die zu befürchtende Qual dieser Wahl findet am 1. Juli 2012 statt, ein eventuell notwendiger, zweiter Wahlgang zwei Wochen später. Spätestens bis zum 4.6. müssen die Bewerbungen eingegangen sein. Weiterhin halten sich alle bedeckt, wenn es um potentielle KandidatInnen geht. Die Stelle wird bundesweit ausgeschrieben, und zwar in folgenden Medien: Staatsanzeiger, Südkurier, SZ, FAZ und TAZ. Letztere Publikation gehört offensichtlich zur Tageslektüre des noch amtierenden Horst Frank. Einen Antrag, auch die elektronischen Medien in diese Ausschreibung mit einzubeziehen (immerhin gibt es drei Onlineportale in Konstanz, die monatlich bis zu 80 000 LeserInnen im Landkreis Konstanz erreichen), bügelte eine Mehrheit des Gemeinderates ziemlich arrogant ab.

Der Fall Müller-Esch dieselt weiter nach. Nachdem die Linke Liste den Rücktritt von Bürgermeister Claus Boldt und Klinikdirektor Rainer Ott gefordert hatte, zog die Fraktion der Freien Wähler nach. Kurz darauf kam auch die SPD um die Ecke und schlug vor, das Thema Krankenhaus dem Zuständigkeitsbereich des Oberbürgermeisters zuzuordnen . Dieser gab wenige Tage später laut und stärkte Boldt demonstrativ den Rücken. Der habe sich in die Thematik eingearbeitet und sei der richtige Mann, das Konstanzer Klinikum in eine Kreislösung einzugliedern. Kritik an seinem Beigeordneten bezeichnete Frank dann auch als kontraproduktiv. Wenige Tage später muss sich der Oberbürgermeister ziemlich dämlich vorgekommen sein, als er von der Kandidatur Boldts in Ellwangen erfuhr. Dort sucht man einen neuen Bürgermeister und da Boldt von Konstanz schlichtweg die Nase voll hat, wollte er auf die Schnelle wechseln. Wurde aber nichts draus, denn er zog seine Bewerbung zurück. Gegen einen gut vernetzten CDU-Mann hätte er sowieso keine Chance gehabt. Nun bleibt uns also Claus „Maultasch“ Boldt erhalten. Hat hier jemand „Hurra“ geschrieen?

Wir verweilen noch ein wenig bei Claus Boldt, denn ihm droht Ungemach von einer weiteren Baustelle, die ebenfalls ein Stück weit die seine ist. Es geht um die Zukunft des noch in der Probezeit gefeuerten Konstanzer Hauptstellenleiters Reinhard Zahn (seemoz berichtete mehrmals ausführlich). Zahn wehrt sich vehement gegen seine Entlassung und wird dabei von einem großen Teil der vhs-DozentInnen und auch der Bevölkerung unterstützt. Bis heute weiß Zahn nicht, warum ihm der Stiefel gegeben wurde. Voraussichtlich am 8.Dezember wird sein Fall vor dem Arbeitsgericht in Radolfzell erörtert. Die interessierte Öffentlichkeit sollte sich dort um 13.40 Uhr einfinden. Schon zwei Tage zuvor, am 6.Dezember, wird sich auch der Haupt- und Finanzausschuss des Konstanzer Gemeinderates mit der Angelegenheit befassen und am 15.Dezember kommt das Thema im Gesamtgemeinderat zur Sprache. Es bleibt abzuwarten, inwieweit bei letzteren Terminen die Öffentlichkeit daran teilnehmen darf, um zu erfahren, wer bei dieser höchst unappetitlichen Schlammschlacht gegen Reinhard Zahn im Hintergrund die Strippen gezogen hat. Bei Terminänderungen informiert seemoz rechtzeitig.

Und wieder sorgt der Vergnügungspark Connyland im benachbarten Thurgau für negative Schlagzeilen. In kürzester Zeit verendeten mehrere Delphine qualvoll. Innerhalb von nur drei Jahren starben somit 9 Tiere, die dort zum Gaudium der Besucher auf engstem Raum gehalten werden. Bislang kamen die Betreiber bei Kritik gegen ihre unwürdige Tierhaltung immer mit einem blauen Auge davon, doch das könnte sich ändern. Wegen des Verdachts der Befangenheit wurde dem ermittelnden Staatsanwalt der Fall entzogen, denn er pflegt ein freundschaftliches Verhältnis mit dem Connyland-Pressesprecher und auch mit der Familie des Unternehmens. Connyland beschäftigt nun endlich auch die Konstanzer Verwaltung, denn das Delphinarium wirbt auf den städtischen Bussen und auch in den Wartehäuschen des roten Arnolds. Ursprünglich hieß es auf Nachfrage, da könne man nichts machen, denn um die Vermietung der Werbeflächen der Stadtwerke kümmere sich die Firma Schwarz und auf deren Verträge mit Werbeträgern habe man keinen Einfluss. Das soll sich nun auf Antrag der Linken Liste ändern. Die Verwaltung will umgehend prüfen, ob man aus dem Vertrag mit Connyland aussteigen kann.

Hüte kommen wieder in Mode. Nicht nur das Rosgartenmuseum hat dies erkannt und präsentiert seit geraumer Zeit eine sehenswerte Ausstellung, die sich zu Recht großen Zuspruchs erfreut. Da wollte die SPD nicht nachstehen und verlieh dieser Tage den Heckerhut an den Schweizer Politiker Moritz Leuenberger. Der breitkrempige rote Filzhut erinnert an den badischen Revolutionär Friedrich Hecker (1811-1881), nach dem auch die Konstanzer Universität benannt ist. Verliehen wird er an Zeitgenossen, die sich „um die soziale Demokratie besonders verdient gemacht haben.“

Der gute Hecker kann sich gegen diese Vereinnahmung nicht mehr wehren. Freche Spötter vermuten: Ein Friedrich Hecker der Neuzeit hätte bei der SPD wohl täglich wegen umstürzlerischer Aktivitäten mit einem Parteiausschlussverfahren zu rechnen. Chapeau!

Autor: H.Reile

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