Alles nur Menstruationsneid
Der Rechtsruck macht auch (oder soll mensch sagen: gerade) vor deutschen Hochschulen nicht Halt. Burschenschaften, vom Campus nie ganz verschwunden, freuen sich neuerdings über Zulauf. In den akademischen Männerbünden geht es dabei nicht nur bierselig und mitunter gesichtsverstümmelnd her, viele pflegen eine deutsch-völkische Herrenmenschenkultur. Die freiberufliche Journalistin Veronika Kracher trägt bei einer Veranstaltung in Konstanz Argumente vor, warum solche Männlichkeitsphantasien viel mit Antisemitismus zu tun haben. Aus der Einladung des veranstaltenden OAT:
Die Journalistin … (konkret, taz, jungle world) analysiert in ihrem Vortrag „Die Burschenschaft: Sexualisierter Antisemitismus und deutsche Männlichkeit“ die historische Entstehung von Burschenschaften, setzt sich auf sozialpsychologische Art und Weise mit dem Männerbund und der ihm inhärenten Ablehnung des Weiblichen auseinander und erläutert, wieso das Bild einer spezifisch deutschen Männlichkeit als solches von Grund auf antisemitisch konnotiert ist.
Historisch gesehen spielen in der Ideologie der Studentenverbindung, die ihre einst demokratischen und freiheitlichen Wurzeln bereits zum Wartburgfest 1817 den gleichen Flammen übergaben, denen man damals schon die Werke jüdischer Schriftsteller*innen übergab, eine maßgebliche Rolle bei der Entwicklung des modernen deutschen Nationalstaates, als auch damit einhergehend der ihm innewohnenden antisemitischen Ideologie, als auch einer spezifisch deutschen Vorstellung von Geschlechtlichkeit.
Bei dieser wird der stramme, deutsche und naturwüchsige Mann, wie er durch den archetypischen Burschen vertreten wird, dem effeminierten, impotenten Juden, dem Vertreter der pervertierten Moderne, entgegengesetzt, und steht somit stellvertretend für den nationalsozialistischen Kampf des deutschen Reiches gegen das internationale, kosmopolitische Jüdische.
Zudem kann das homoerotische Begehren, welches dem Männerbund innewohnt, sich aufgrund internalisiertem Hass gegen alles als weiblich, zärtlich und somit schwach Verstandene nur sadistisch artikulieren: gegen die Untergebenen in der Verbindung einerseits, gegen die pathische Projektion des effeminierten Juden andererseits. In beiden Fällen wird man durch die massenpsychologische Erfahrung des Kollektivs in seinem Denken und Tun bestätigt.
MM/jüg
Mensur ist Menstruationsneid! – Antisemitismus und Männlichkeit bei Burschenschaften
Wann: Freitag, 19.4., 19.00 Uhr. Wo: Café Mondial (Zum Hussenstein 12, 78462 Konstanz). Veranstalterin: Offenes Antifaschistisches Treffen Konstanz
Hinweis des OAT: „Bei der Veranstaltung werden wir dahingehend Gebrauch des Hausrechtes machen, dass Personen, die rechten Organisationen, explizit Burschenschaften und Studentenverbindungen, angehören, sowie Personen, die bei der Veranstaltung (als auch im Vorfeld) durch nationalistische, sexistische, rassistische, antisemitische und/oder homo-/transphobe Aussagen auffallen, der Eintritt nicht gestattet wird bzw. sie der Veranstaltung verwiesen werden, um den Besucher*innen einen angenehmen Abend und störungsfreien Ablauf des Vortrages zu ermöglichen.“
Der Periodenneid scheint ein weit verbreitetes Phänomen zu sein.
Der moderne Mann steht dazu: https://www.youtube.com/watch?v=3syC3FhzTOM