Neulich an einer Stockacher Tanke
Wer eine Tankstelle ansteuert, tut das in der Regel, um neuen Stoff für sein stinkendes Blech zu fassen. Andere decken sich mit Getränken, Zeitschriften oder Lebensmitteln ein, aber auf Wahlkampfpropaganda stößt man an einer Tanke eigentlich nie. Unser Berichterstatter allerdings hat kürzlich erfahren dürfen (siehe Bild), dass es auch Ausnahmen gibt.
Ja, es ist Wahlkampfzeit und ja, da kann man mit allem rechnen. So auch hier in Stockach, bei meinem Besuch der dortigen Tankstelle von Agip. Ich möchte den dortigen Paketservice nutzen und überlege mir nebenher, wann es hier wohl die erste Elektroladesäule geben wird. Da fällt mein überraschtes Auge auf ein Wahlplakat, das ich bei einer Tankstelle nun wirklich nicht vermutet hätte. Da steht was in der Art von lebenslang freie Fahrt für freie Dieselbürger, ein Plakat der AfD.
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Ansonsten sind hier keine Plakate weit und breit zu sehen, was auch nicht verwunderlich ist an einer Stelle, wo eine Teilsperrung durch eine Straßenbaustelle nicht gerade für vermehrten Verkehr sorgt. Kurz darauf stehe ich am Schalter, um mich zu entpaketisieren und sehe dort, nun vollends überrascht, AfD-Infoflyer in stattlicher Zahl. Hui, jetzt wird es aber spannend hier.
Auf meine höfliche Frage an einen sichtlich überforderten jugendlichen Mitarbeiter an der Kasse, ob es hier einen kausalpolitischen Zusammenhang zwischen der AfD und Agip gäbe, nimmt er mal lieber gleich den Hinterausgang und holt die Chefin. Die, so sagt er, könne mir da sicher konkrete Auskünfte geben.
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Diese kommt dann auch gleich herbei und ich formuliere ihr gegenüber meine Frage derart um, ob denn Wahlwerbung in und vor Tankstellen generell erlaubt sei und ob Herr Agip höchstselbst davon wüsste. Die Antwort kommt dann zunächst unerwartet spontan aus dem Off von einem Menschen, der hinter mir ansteht und mir klar macht, dass dies ja wohl ein demokratisches Land sei und ich mich gefälligst nicht so haben solle. Spannend, das Wort „Demokratie“ in gerade diesem Kontext zu hören. Muss ganz kurz an das Wahlprogramm der AfD denken … ach was soll’s…
Nun gut, die Tankstellen-Chefin erklärt mir dann, dass das durchaus erlaubt und grundsätzlich ihre Sache sei, was vor und in ihrer Tankstelle angeboten werde. Ob sie oder Agip denn eine persönlich gewogene Einstellung gerade zur AfD hätten, will ich wissen, zumal ja auch keine anderen parteilichen Flyer hier zu sehen seien. Das wird von der Dame gleich deutlich verneint. Und auch das solitäre Außenplakat der AfD vor den Tanksäulen muss ich wohl einer rein zufälligen Fügung zuschreiben in meiner von der „Lügenpresse“ manipulierten Gedankenwelt.
Aber, jetzt kommt das durchaus Erfreuliche, nennen wir es einfach mal so: Beim Rausgehen ruft sie mir hinterher, dass sie gerne auch von anderen Parteien Wahlkampfmaterial auslegen will, aber bislang sie dieser Wunsch noch nicht an sie herangetragen worden. Das ist doch mal ein Wort! Wenn nicht sogar eine herzliche Einladung zu noch mehr Demokratie und parteipolitischem Engagement in den benzingeschwängerten Agip-Hallen.
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Also, liebe Stockacher KandidatInnen aller anderen Parteien: Kommet zuhauf mit euren Flyern und Wahlplakaten zur Agip Tankstelle in der Radolfzellerstraße 35 zu Stockach. Hier wird Demokratie noch groß geschrieben. Das Angebot zum freien Auslegen von Wahlwerbematerial an einem so hochfrequentierten Ort würde ich mir auf keinen Fall entgehen lassen wollen. Falls noch Fragen dazu sind, gibt es direkt dort sicherlich weitere hilfreiche telefonische Auskunft unter der 07771-2625.
Auf geht’s in eine spannende Gemeinderatswahlschlussrunde 2019. Und bitte nie den Humor dabei verlieren, denn Demokratie soll ja schließlich auch Spaß machen, nicht wahr?
Ralph Schiel (Text & Fotos)
Wie viel FPÖ steckt in der AfD?
https://www.profil.at/ausland/deutschland–fpoe-afd-10055281
Einfach mal direkt bei Agip nachfragen ob eine engere Beziehung zur AFD besteht und wie man ausgerechnet auf diese Vermutung kommt.
Die Tankstellen-Chefin ist in Stockach bekannte AfDlerin, auch auf der AfD Veranstaltung in Stockach mit Alice Weidel war sie zu sehen.