Darf’s ein Brandteigkarpfen sein?
Nein, damit wollte man sich im Detail nun doch nicht befassen. Die vhs-Debatte kann warten, erklärten die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses. Die Gemeindeprüfungsanstalt soll sich über die Bilanzen hermachen, dann sehe man im Frühsommer 2012 weiter. Dass bis dahin die vhs eventuell vollends zu Bruch gehen könnte, verkommt somit zur Randnotiz.
Kaum zwei Wochen ist es her, da debattierte man schon mal im Kulturausschuss darüber, wo es bei der vhs harzt. Nicola Ferling vom Vorstand war gekommen, um brennende Fragen zu beantworten. Da ihr Output ziemlich dürftig war, kam ein interfraktioneller Antrag zustande, das Thema vhs umgehend im HFA und bei der kommenden Gemeinderatssitzung auf die Tagesordnung zu nehmen.
Als dann aber gestern SPD-Leitwolf Jürgen Leipold vorschlug, sich erst in sechs Monaten (!) damit zu befassen, ging ein erleichtertes Raunen durch die Reihen. Da haben wir nochmal Glück gehabt!
Dass am kommenden Donnerstag die kränkelnde vhs im Gesamtgemeinderat zur Sprache kommt, glaubt wohl keiner mehr. Außerdem scharren da spätestens ab 19 Uhr die RätInnen mit den Hufen, denn das jährliche Weihnachtsessen im Konzil steht an: Fasanenterrine mit Beerensößle gefällig? Oder doch lieber den Zander, Brandteigkarpfen oder gar den Tafelspitz? Wer will sich da, angesichts erlesener Köstlichkeiten, bereits vorab mit einer schwer verdaulichen Debatte belasten und sich den Abend schon im Vorfeld versauen lassen. Also schieben wir die Sache Richtung Frühsommer, wenn nicht nur die Sonne mal wieder über Konstanz lacht. Außerdem, das hoffen nicht wenige, ist bis dahin die ganze Geschichte irgendwie erledigt.
Wohl kaum. Zwar hält der Deckel noch auf dem vhs-Topf, doch es könnte ihn schnell und mit Getöse lupfen. Denn es geht nicht nur um Bilanzen, sondern auch um Existenzen. Aber wen juckt das schon, die Zeiten sind eben hart. Ein ohne Angabe von Gründen entlassener Hauptstellenleiter kämpft am 20.12. vor dem Arbeitsgericht um seinen guten Ruf. Dozentinnen und Dozenten fordern seine Wiedereinstellung, werden aber nicht ernst genommen. Frühere vhs-Führungskräfte wie das Ehepaar Schmid oder Lothar Stetz sehen sich dem Vorwurf der Misswirtschaft ausgesetzt und ein völlig überforderter Vorstand kippt auch noch ohne Not Öl ins Feuer.
Dazu mit Claus Boldt ein auch für die vhs zuständiger Bürgermeister, der zur Zeit vor lauter Baustellen gar kein Land mehr sieht, mittlerweile unter jedem Teppich einen Handstand machen könnte und krampfhaft im ganzen Land nach einem neuen Job sucht. Seine Bewerbungsmappe wird bei in Frage kommenden Arbeitgebern wohl eher für Lachsalven sorgen. Und mit dabei in diesem Elendsdampfer, dem bald auch noch die letzten Ratten den Rücken kehren: Mehrere Wirtschafts- und Steuerprüfer, für stattliche Honorare in Lohn und Brot gesetzt, um heraus zu finden, was es nun auf sich hat mit der finanziellen Schräglage bei der vhs. Dass dabei auch Amigos die Hand aufhalten, rundet die desolate Vorstellung der Verantwortlichen nur ab.
Handlungsbedarf also, wohin das Auge auch blicken mag. Nicht nur, aber eben auch für den Gemeinderat. Doch der hievt das Dilemma weit hinein ins nächste Jahr. Sollen das doch andere richten. Fahrlässig ist wohl eher ein moderater Begriff für diese Vorgehensweise. Ach ja, es gäbe auch noch Hecht vom Grill am Donnerstag und vorab ein Schwarzwurzelrahmsüpple mit leckeren Maronen. Guten Appetit wünscht allerseits
Autor: Holger Reile
P.S.: Danke herzlichst für die Einladung zum Weihnachtsschmaus. Ich würde gerne kommen, habe aber keine Lust.
In Moskau gehen die – betrogenen Bürger auf die Straße – und wir nicken wohlwollend mit dem guten Glas Rotwein in der Hand. In Konstanz fördern die gewählten Politiker und Parteien institutionelle Ungerechtigkeit und das scheint niemanden wirklich zu interessieren.
Ist das Demokratie? Was hat das mit Gerechtigkeit zu tun, was mit Menschenrechten?
IN Konstanz können einige Leute tun und lassen was sie wollen, sie genießen parteiübergreifende Solidarität, weil eine Krähe der anderen keine Augen aushackt.
Chapeau Herr Reile!
Lieber Herr Reile, wieso denn keine Lust?! Nach dem Studium der von Ihnen dankenswerter Weise ausführlich dargestellten Speisekarte, kann ich nur wenige Kritikpunkte finden, vielleicht der fehlende Hummer… Das könnte ein gelungenes Diner werden.
Trotzdem mache ich einen Verbesserungsvorschlag, auch um die hohe moralische und soziale Verantwortung des Rates zu unterstreichen:
Eine Videoüberwachung des Bedienungspersonals! Trotz Überbezahlung (5 – 7 E/Std.?) neigen einige dazu, an den von den Tischen der rechtschaffenen Bürger abfallenden Brotsamen zu schmarotzen (siehe die berüchigte Maultaschen-Connection). Das kann doch nicht geduldet werden! Sicher, seit der voreiligen Abschaffung der hochnotpeinlichen Halsgerichtsordnung sind die Strafmittel arg bescheiden geworden, aber eine soziale Existenzvernichtung (fristlose Kündigung) sollte allemal noch drinliegen, oder? In diesem Sinne: „En Gute“, werte RätInnen!
Chapeau Herr Reile, das nenn ich Charakter!
Mit der Saubande würde ich auch nicht essen gehen…