Ausländische ArbeitnehmerInnen als Billiglöhner

Sommerzeit ist Ferienzeit, und das heißt auch, Zeit für Besuche in Restaurants, Biergärten und anderen gastronomischen Einrichtungen zur Entspannung und Pflege der Geselligkeit. Die Kehrseite: Dort schuften ausländische MitarbeiterInnen teils zu Dumpinglöhnen und unversichert. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) schlägt jetzt Alarm und fordert eine bessere Betreuung vor allem unerfahrener Neuankömmlinge, um sie vor der schamlosen Ausbeutung durch habgierige Arbeitgeber zu schützen.

Die NGG wendet sich mit folgendem Brief an die Öffentlichkeit:

Immer wieder melden sich ausländische Arbeitnehmer aus der Gastronomie hilfesuchend bei der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten in Freiburg. Nahezu immer stoßen die NGG-Mitarbeiter dann auf gravierende arbeitsrechtliche Verfehlungen.

„Manches bezeichne ich schon als Ausbeutung“, so der Singener NGG-Geschäftsführer Claus-Peter Wolf. Wolf beklagt vor allem, dass es beim Lohndumping fast keine Untergrenzen gäbe. „Von verbindlichen tarifvertraglichen Regelungen haben die erst kürzlich nach Deutschland gekommenen Arbeitnehmer i.d.R. keinen Schimmer. Oftmals unterschreiben diese Verträge, die sie niemals verstehen können, da es schon an Deutschkenntnissen mangelt“, so Wolf weiter. Ob qualifizierter Koch oder einfacher Küchenhelfer, nach Aussagen der Gewerkschaft NGG würden viele aufgrund von Unkenntnis buchstäblich „über den Tisch gezogen“. Käme dann noch dazu, dass die Beschäftigten nicht einmal krankenversichert seinen, „dann ist da schon eine gehörige Portion an krimineller Energie im Hintergrund“, so Wolf. Für die Betroffenen würde oftmals der Anschein einer „Win-Win-Situation“ erzeugt: Der Beschäftigte erhält einen Nettolohn, der für ausländische Verhältnisse zunächst hoch erscheint, der Arbeitgeber spart bei den Lohnkosten. Meist erst nach Monaten kämen den Betroffenen Bedenken. Sei es durch zwischenzeitliche Bekanntschaften mit deutschen Staatsbürgern oder Landsleuten, die sich sachkundig gemacht hätten, so Wolf. „Immer wieder werden bei uns ausländische Gastronomiebeschäftigte mit einem Bekannten oder einem sprachkundigen Landsmann vorstellig und klagen ihr Leid“, so Wolf. „Aber das ist sicher nur die Spitze des Eisberges“. Abgeschnitten von ihrer Heimat, in der Regel Tausende von Kilometern entfernt von dort, sei der Leidensdruck irgendwann oft doch zu hoch, so die Einschätzung des Gewerkschafters. „Wenn ein gelernter Koch feststellt, dass er um Hunderte von Euro übervorteilt wurde, nur weil er die deutschen Gesetze und Tarifverträge nicht kennt oder nur schlecht Deutsch spricht, dann merkst Du, wie bei ihm der Blutdruck steigt“, so Wolf weiter. „Auf einen Schlag wird das schöne Bild von Deutschland mit seinem guten Image zerstört“.

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Nach Ansicht von Wolf besteht hier dringender Handlungsbedarf. „Diese Beschäftigten benötigen in ihrer Anlaufphase in Deutschland eine rechtliche Begleitung, die sie vor derartigem Missbrauch schützt. Davon sind wir aber weit entfernt“, so Wolf. Zumeist kämen die ausländischen Mitarbeiter eher mit einem „rosarot gefärbten“ Bild vom deutschen Arbeitsmarkt an. „Die Realität holt sie aber in der Regel recht schnell ein. Nur sind dann der Aufwand und die Investition im Heimatland schon so groß gewesen, dass eine schnelle Rückkehr schier unmöglich ist‘, so Wolf abschließend.

MM/O. Pugliese (Foto: Symbolbild © O. Pugliese)


Kontakt: Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Region Baden-Württemberg Süd, Telefon: 07731-640330, E-Mail: region.bwsued@ngg.net