Das neue vhs-Programm: Ein vielseitiges Angebot
Die Volkshochschule des Landkreises Konstanz (vhs) stellte vergangene Woche ihr neues Programm für das Halbjahr 2019/20 in Konstanz vor. Nikola Ferling vom Vorstand der vhs erläuterte die inhaltlichen Schwerpunkte, Bürgermeister Andreas Osner sprach die positive Rolle der vhs in der Erwachsenenbildung an, die seiner Meinung nach auch weiterhin gegeben sei. Allgemeine Einschätzung: Da ist die kommenden Monate für jede/n was dabei.
Am 20. September beginnt das neue Programm mit einer Vielfalt von über 110 Vorträgen zu den Schwerpunkten: Wohin steuert die Welt? / Unsere Gesellschaft heute / Nachhaltigkeit und Klimaschutz / Sterben und Tod. Namhafte Referenten, mit oder ohne akademischen Titel, bieten Vorträge an. Hier kann der Interessierte Hintergrundinformationen erfahren, ergänzend und kritisch mitdiskutieren. Stadtführungen und Besichtigungen von Betrieben und markanten Örtlichkeiten ergänzen das Angebot.
Darüber hinaus bietet die vhs auch Integrationskurse zur deutschen Sprache und politischen Gestaltung unserer Gesellschaft an. Bildungsabschlüsse können in Abendkursen nachgeholt werden. Die ca. 60 festangestellten Mitarbeiter zeigen mit ihrem erarbeiteten Programm, das in Konstanz, Radolfzell, Singen und Stockach und an anderen Orten des Landkreises angeboten wird, wie ernst sie den Auftrag „Volksbildung“ nehmen. Die vhs ist in 28 Außenstellen präsent. Das jährliche Budget von ca. 5 Millionen Euro wird zu etwa 20 Prozent von den Kommunen getragen und der Rest aus Kursbeiträgen und anderen Unterstützungsgeldern finanziert.
Die ersten Vorläufer der heutigen Volkshochschule gab es bereits 1878 zum Beispiel mit der „Humboldt Akademie“. Beabsichtigt war damals, das Bildungsniveau bei Erwachsenen zu heben. In der Weimarer-Verfassung von 1919 wurde dieses Ziel dann verankert und die Volkshochschulen entwickelten sich zu einer breiten Bewegung. In der Nazi-Zeit, 1933 bis 1945, wurden die Schulen verboten bzw. von den Nazis indoktriniert. Nach 1945 bekamen die Volkshochschulen neuen Auftrieb, und in diesem Jahr jährt sich ihr 100. Geburtstag. Das wird auch im Landkreis Konstanz gefeiert, obwohl die Volkshochschulen hier vor Ort nur auf ca. 50 Jahren zurückblicken können.
Unter der Überschrift: „Lange Nacht der Volkshochschulen – 100 Jahre Wissen teilen – wir laden ein“ bietet die vhs Konstanz am 20. September kostenfrei Führungen und Vorträge an. So kann der Dachstuhl des Münsters unter kundiger Leitung besichtigt werden, unter der Überschrift „Finstere Geschichten aus Konstanz“ erfährt der Interessierte viel über Hehler und Huren, Diebe und Mörder und wie die damalige Gerichtsbarkeit mit ihnen umsprang. Das Tanzbein kann der Anfänger beim „Tango Argentino“ schwingen oder wie wäre es, mit „Klang-Yoga“ in eine entspannte Nacht zu gleiten?
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Das vollständige Programmangebot kann direkt bei der vhs in der Katzgasse 7 geholt oder telefonisch unter 07531-5981-0 abgefragt werden.
Ein weiterer interessanter und wichtiger Integrationsansatz der vhs sind zweisprachige Kinderlesungen, die unter dem Arbeitsansatz „Grundbildung“ in der Stadtbibliothek von September bis in den November hinein durchgeführt werden. Lesepaten mit chinesischer, rumänischer, türkischer, italienischer und griechischer Muttersprache lesen Kindern vor. Zweisprachig vorgelesene Geschichten, das zeigt die Erfahrung, erleichtern den Zugang zu Sprache und Kultur.
Nach dem offiziellen Pressegespräch lud die Pressesprecherin Kirstin Meditz noch zu einem Beispiel praktischer Arbeit ein: Der Lehrer Ulrich Büttner, der als „Konstanzer Nachtwächter“ durch die Altstadt führt und Geschichte und Histörchen anschaulich werden lässt, bot einen Kurzdurchgang seiner Nachtwächterroute an. Stadtgeschichte zum „Anfassen und zum Schmunzeln“.
Fazit: Das Angebot der vhs deckt mit Kursen, Vorträgen und Besichtigungen Probleme und Annehmlichkeiten der täglichen Erfahrungswelt ab: konstruktiv, integrativ und tolerant.
Hendrik Riemer (Text & Bild; von links: Nikola Ferling, Ulrich Büttner, Andreas Osner)
Volksbildung und Integration schön und gut. Seit dem Abgang von Dr. Stetz, also seit nun mehr als zehn Jahren, sind die gesellschaftspolitischen Vorträge und Verantaltungen der vhs brav im Mainstream und keine Hilfe mehr zur Beantwortungen der brennenden Herausforderungen unserer Zeit. Sozusagen ein Abstieg von Tiger zum Bettvorleger. Braucht’s das? Ist „Wissenstransfer“ nicht vielmehr eine Beschönigung für Affirmation? Und, anderes Thema, wäre für Seemoz statt einer Lobrede auf die vhs nicht besser eine Analyse der Auswahl, Arbeitsbedingungen und Saläre der DozentInnenschaft angesagt?
Es muss mal gesagt werden: Die Volkshochschulen sind ein überaus wichtiger Teil der Bildungslandschaft! Die Volkshochschulen bieten einen derart vielfältigen Zugang zu Wissen und Bildung, zu Kultur und Kunst wie kaum eine andere Bildungsintitution in unserem Land. Sie sind einer der wichtigsten Orte an denen „Wissenstransfer“ – ein neues Wort für eine alte Sache – tagtäglich stattfindet. Gut zu wissen, dass die Stadt die VHS unterstützt und wertschätzt.