Wann folgen Taten, Herr Burchardt?
(red) Vergangenen Freitag war der Konstanzer Oberbürgermeister Uli Burchardt beim SWR- „Nachtcafe“ zu Gast. Angekündigt wurde er vom Sender als „Klimapionier“. Zwei seiner zentralen Aussagen: „In der Stadt darf man den Bezug zur Natur nicht verlieren“ – das werden die Büdingen-AktivistInnen mit Erstaunen vernommen haben. Und: „Die Innenstadt muss autofrei werden“. Klingt gut, aber in Konstanz wird diesbezüglich eher nach den Vorstellungen von Verkehrsplaner Stephan Fischer verfahren, der schon mehrmals erklärte, es ginge nicht darum, den motorisierten Individualverkehr aus der Stadt zu verdrängen, sondern dieser müsse lediglich „intelligenter zum Fließen gebracht werden“. Damit geben wir zurück ins Funkhaus.
Wenn der ÖPNV wenigstens intelligent fließen könnte. .. bei Bussen ist das klar, man kann nicht überall eine separate Spur haben, aber nicht mal die Bahn schafft das, dank jahrelanger Schrankenproblematik.
Eine Lösung der Verkehrsprobleme ist optimistisch gesehen ganz unten angesiedelt in der Prioritätenliste. Oder die Zuständigen sind unfähig oder – wenn man positiv denkt – ihnen sind die Hände gebunden. Da immer einer schreit, geht nichts vor und zurück.
Klimapionier? Ein Lügner ersten Ranges, der weder Scham noch Skrupel hat, für den Stimmenfang bei den jungen Konstanzern der FfF-Bewegung den Klimanotstand auszurufen! Der schwarze Mann der Wirtschaft verkauft sich ohne rot zu werden in der Öffentlichkeit als Naturschützer und Bürgerfreund – und ein Großteil des Gemeinderats schaut weiterhin zu. Der Klimapionier erzählt allen Ernstes, man soll in der Stadt den Bezug zur Natur nicht verlieren? Was bedeuted denn die Döbele-Bebauung, der zudem nahezu alle Räte zustimmen? Er will die Stadt Autofrei? Seit Jahren weigert sich die SV ebenfalls mit Zustimmung der Ratsmehrheit gg. eine Bagatellgrenze, die zumindest etwas für Entlastung sorgen würde. Zalando und weitere Hotels in der Innenstadt tragen ebensowenig wie weitere Nachverdichtungen dieser zur Verkehrsverringerung bei. Von Anfang an war seine Amtszeit eine einzige Lüge – bis heute jedoch hat man Uli B. nicht gezeigt, dass er als Oberbürgermseister von Konstanz nicht tragbar ist, im Gegenteil, man hat ihn 7 Jahre unterstützt, das Ende vom Lied ist eine Stadt im Chaos, eine Stadt aus dem Gleichgewicht, eine Stadt, in der zu viele Menschen keinerlei Vertrauen mehr in jene haben, die einst einen Eid geleistet haben, ihre Entscheidungen im Sinne und zum Wohle der Bürger und der Stadt zu treffen.
Wie es um die Glaubwürdigkeit unseres OB in puncto Einsatz für den Klimaschutz bestellt ist und auf welcher Seite des gesellschaftlichen Spektrums er in Wirklichkeit steht, bekam man bei der Lektüre des Südkurier (Lokalausgabe) am vergangenen Samstag geradezu exemplarisch vorgeführt. Auf der einen Seite Fotos von engagierten Teilnehmern an der beeindruckenden städtischen Klima-Demo. Auf der anderen (Rück-)Seite ein Foto von der nur wenige Stunden später stattgefundenen Eröffnung des Konstanzer Oktoberfestes, auf dem OB Burchardt in fröhlicher Runde mit anderen Grüßaugusts und Spezl´s aus der Lederhosen/Dirndlfraktion zu sehen ist, wie er seinen Maßkrug dem Fotografen entgegenstreckt. Da bleibt einem als Résumé nur ein weiteres Mal der Rückgriff auf Rio Reiser: „Alles Lüge“!
Als Konstanzer hat man Ja zum Glück die Möglichkeit nach Kreuzlingen zu gehen. Auf dem Rückweg kann man dann den tollen Kiesplatz auf Klein Venedig bewundern ( wo gerade ein Zelt steht, weil es wichtig ist in erster Seereihe im Zelt zu feiern ), am Stau an der Bodan Strasse entlang, zum zukünftigen Bauplatz des nächsten innerstädtischen Parkhauses…
Spaß beiseite, Ich wollte mir die Sendung auch anschauen, leider war es so langweilig dass es mir irgendwann zu blöd wurde. Dass es hier keine Ideen zur zukünftigen Stadtgestaltung geben wird war ja absehbar. Was soll man auch erwarten von einem Klimapionier in dessen „Fahrradstadt“ es nicht einmal eine echte Fahrradstraße ( die Fahrradbrücke ausgenommen ) gibt, geschweige denn eine durchgängige Verkehrsachse für Fahrradfahrer, bspw. von der Innenstadt zur Uni.
Das Thema Klima wird indes nur dann benutzt wenn es der eigenen Sache dient. Da bekommt man ( zurecht ) als Verwaltung einen Shitstorm weil man ein lokales Fest an einen Veranstalter aus Stuttgart vergibt. Und als dieser bereits nach zwei Jahren aufgibt, wird als Grund der Klimaschutz missbraucht. Es sieht natürlich in einem Firmenportfolio besser aus wenn ein Fest aufgrund einer höheren Fügung nicht mehr stattfinden kann als dass man es aufgrund mangelnder Wirtschaftlichkeit o.ä. nicht mehr fortführt. Und um nicht eigene Fehler zugeben zu müssen beruft man sich als Verwaltung dann eben auf das Klima. Wer möchte da schon öffentlich widersprechen.
Und weiter aus dem Funkhaus: Oberbürgermeister Uli Burchardt bezieht sich auch ganz welt-und fachmännisch auf den Kopenhagener Städteplaner Jan Gehl und zitiert: „Du musst den Menschen zum Maßstab der Stadtentwicklung machen“. Und er fordert „Je dichter die Städte werden, je enger die Städte werden, je kleiner die Wohnungen werden … umso besser muss die Aufenthaltsqualität werden. … ich muss mich draußen wohl fühlen….“ Er fordert weiter „ Es geht darum in der Stadt den Bezug zur Natur nicht zu verlieren… Natur muss in die Stadt zurück…..“ Seine phantasievollen Vorschläge dazu: „Es müssen Dächer grün werden, es müssen Fassaden grün werden, es muss die Natur in die Stadt zurück kommen, es müssen Bienen in die Stadt kommen…“
Herr Burchardt bestätigt, dass es sein Job als Politiker ist, Lösungen zu finden und stellt fest „Es hat alles ganz viel mit Wertschätzung, mit Verstehen zu tun“ und „ Es braucht zügige Schritte und ich persönlich bin der Meinung, dass das, was da gerade passiert , Friday for Future , Klimanotstand und dieses Ding eine enorme Beschleunigung bringt und das ist das was wir brauchen, eine enorme Beschleunigung oder anders gesagt, auf gut Deutsch, einen Tritt in den Hintern.“
Einen Bürgermeister, der sich in der Öffentlichkeit in dieser peinlichen Weise als Klimapionier gibt, gleichzeitig aber, ohne Not, gemeinsam mit Großinvestor Buff für dessen Interessen und gegen die BürgerInnen seiner Stadt vor Gericht zieht um eine grüne Lunge dieser Stadt, den Büdingenpark, zu zerstören und zudem damit Steuergelder verschwendet, sollten wir in jedem Fall ernst nehmen. Insbesondere im letzten Punkt seiner Aussagen….. „auf gut deutsch…“