Wie Rüstungskonzerne mit Waffenlieferungen und Grenzsicherungssystemen Milliarden verdienen

Die prominenten und seemoz-LeserInnen bestens bekannten Friedensaktivisten Jürgen Grässlin und Wolfgang Landgraeber kommen am 2. Oktober 2019 nach Konstanz, um bei einer Veranstaltung in der VHS zu erläutern, wie viel Rüstungskonzerne als Profiteure der Abschottung mit Waffenlieferungen und Grenzsicherungssystemen verdienen und was wir dagegen unternehmen können.

Jürgen Grässlin, unter anderem Sprecher der Kampagne „Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel!”, Vorsitzender des RüstungsInformationsBüros (RIB e.V.) und ausgezeichnet mit dem Aachener Friedenspreis, war in diesem Jahr bereits einmal in Konstanz: Als Hauptredner beim Internationalen Bodensee-Friedensweg machte er überdeutlich, dass die Bodensee-Region nicht nur ein idyllischer Hotspot für TouristInnen – sondern mit mindestens achtzehn großen Rüstungsbetrieben und zahlreichen weiteren Zulieferbetrieben auch Europas dichteste Rüstungsregion ist. Seemoz hat Grässlins Rede, in der er vehement für Konversion plädierte, hier veröffentlicht.

[the_ad id=“66238″]

Der Münchner Fernsehjournalist, Filmemacher und Grimme-Preisträger Wolfgang Landgraeber hat eine Vielzahl von Dokumentarfilmen und Fernsehdokumentationen gedreht und mit seinem Film „Der Tod, die Waffen, das Schweigen” das Leben und Arbeiten in Oberndorf am Neckar, dem Sitz des Waffenproduzenten Heckler & Koch, dokumentiert.

Jürgen Grässlin und Wolfgang Landgraeber werden für das „Global Net – Stop the Arms Trade“ am Beispiel ausgewählter Konzerne aufzeigen, wie der reiche Norden von der Not der Menschen im ausgebeuteten Süden profitiert.

Waffenexporte in Krisen- und Kriegsgebiete sind ein äußerst lukratives Geschäft für rüstungsproduzierende Unternehmen. Besonders zynisch ist, dass diese Konzerne weltweit in doppeltem Sinne vom Geschäft mit dem Tod profitieren: einerseits exportieren sie Waffen und verschärfen somit Konflikte, andererseits liefern sie auch Rüstungsgüter, mit denen Grenzen abgeschottet und Menschen an der Flucht gehindert werden. Jahr für Jahr werden Abertausende von Menschen Opfer dieser Abschottungspolitik.

GLOBAL NET – Ein weltweites Netzwerk gegen Waffenhandel

Seit April 2018 steht mit dem Global-Net des Netzwerks um das RüstungsInformationsBüro Freiburg (RIB e.V.) ein Online-Archiv zu legalen und illegalen Rüstungsdeals zur Verfügung. Weil es weltweit zwar viele Einzelinitiativen gegen Waffen und Waffenhandel, aber bisher keinen Ort gab, an dem ihre Erkenntnisse gebündelt wurden, soll auf der Webseite www.gn-stat.org sukzessive ein frei zugängliches umfangreiches Archiv des internationalen Waffenhandels entstehen.

Aus der Erkenntnis, dass Recherche, Aufklärung, politisches Lobbying und gewaltfreier Widerstand nicht länger in regional, national und selbst kontinental begrenzten Kategorien definiert werden darf, ist das Bewußtsein für eine weltweit notwendige Vernetzung erwachsen. Die Betreiber des Global Net wollen Rüstungsexporteuren in Industrie, Politik, Lobbyverbänden, Banken und im Militär mit der Gründung eines weltweiten Netzwerkes gegen Waffenhandel entgegentreten. Es soll über todbringende Fälle von Waffenexporten weltweit – vom Ersten Weltkrieg bis heute – informieren und damit den Opfern eine Stimme geben.

Das Team um Jürgen Grässlin arbeitet dabei mit ExpertInnen aus aller Welt zusammen, die dafür Sorge tragen, dass ausschließlich sorgfältig recherchierte Dossiers mit verlässlichen Informationen veröffentlicht werden.

Neben dem akribisch dokumentierten Fall des Mexiko-Deals von Heckler & Koch wegen der Lieferung mehrerer tausend G36-Sturmgewehre in mexikanische Unruheprovinzen, über den seemoz zuletzt hier berichtete, umfasst das Global Net bisher drei weitere Fälle. Ein umfangreiches Dossier zeigt die historische Verantwortung deutscher Waffenhersteller beim Genozid an den Armeniern auf und belegt, dass bei fast allen Aktionen dieses 1915 einsetzenden systematischen Völkermordes an mehr als einer Million Armeniern die türkischen Truppen überwiegend mit Mauser-Gewehren oder -Karabinern aus Oberndorf bewaffnet waren und auch Krupp-Kanonen aus Essen zum Einsatz kamen. Ein drittes Dossier behandelt Israels Rüstungsproduktion und Rüstungsexportpolitik. Das vierte bisher veröffentlichte Dossier befasst sich mit dem illegalen Deal von Sig Sauer, bei dem zwischen 2009 und 2011 widerrechtlich mehr als 38.000 Pistolen in den kolumbianischen Bürgerkrieg exportiert wurden.

Genügend Beispiele, um aufzuzeigen, wie Rüstungskonzerne des reichen Nordens von der Not der Menschen im ausgebeuteten Süden profitieren, stehen also zur Verfügung.

Sabine Bade (Fotos: © Jürgen Grässlin, Wolfgang Landgraeber und RüstungsInformationsBüro)


Termin: 2. Oktober 2019. Uhrzeit: 19:30 Uhr. Ort: vhs, Astoria-Saal, Katzgasse 7. Eintritt: 7,00 Euro, SchülerIinnen und Studierende mit Ausweis und mit vhs-Vortragskarte frei.

Eine Veranstaltung der Volkshochschule Landkreis Konstanz e.V. und der Friedensinitiative Konstanz