10 Jahre Kultur für den Thurgau

In der Medienbranche wird immer wieder einmal darüber diskutiert, ob die öffentliche Hand bestimmte Medien intensiver fördern sollte. Im Thurgau hat man das mit der Gründung von thurgaukultur.ch vor 10 Jahren einfach getan. Denn letztlich, so die Erkenntnis, kommt Kultur nur dann beim Publikum an, wenn Medien darüber berichten und verlässlich darüber informieren, was wann und wo läuft. Hier ist die Geschichte dieses Pionierprojektes und wie ein solches Modell (auch finanziell) funktioniert.

Am Anfang stand eine Idee: Der Thurgau bräuchte eigentlich eine gut funktionierende Kultur-Agenda, an der man sich darüber orientieren kann, was gerade in der Gegend läuft. Und ein journalistisches Magazin, das sich mit dem kulturellen Geschehen im Kanton auseinandersetzt. „Es gab damals schon ein breites Angebot, aber es wurde kaum wahrgenommen“, erinnert sich René Munz, einer der Gründerväter von damals. Gemeinsam mit dem Aadorfer Anwalt und damaligen Präsidenten der Kulturstiftung des Kantons Thurgau, Humbert Entress, setzte er die Idee um. Mit Geldern aus dem Lotteriefonds entstand im Mai 2009 ein neues Medium. Es war ein Novum damals und, blickt man auf die heutigen Debatten um staatliche Förderungen für Medien, war es zugleich ein Pionierprojekt.

Die Ziele

Heute lautet das Selbstverständnis der Seite so: In der Agenda soll das kulturelle Veranstaltungsleben des Kantons (und seiner Ränder) möglichst umfassend abgebildet werden, im Magazin gibt es eine unabhängige, vertiefte journalistische Auseinandersetzung mit den anliegenden Themen. „In den vergangenen sechs Jahren haben wir uns auf unser Kerngeschäft konzentriert, unsere Strukturen professionalisiert, bestehende Partnerschaften gestärkt, das Netzwerk vergrößert, die finanzielle Ausgangslage verbessert und ganz wichtig, unsere Webseite technisch auf den neuesten Stand gebracht. Damit hat thurgaukultur.ch an Profil gewonnen“, ist Geschäftsführerin Sarah Lüthy überzeugt.

In den vergangenen Jahren gab es immer wieder auch Diskussionen um die Unabhängigkeit eines staatlich finanzierten Mediums. Die klarste Antwort auf die Zweifel an der Unabhängigkeit haben der Verwaltungsrat zusammen mit der Geschäftsstelle und der Redaktion schließlich im Mai 2019 gegeben. Mit der Verabschiedung eines Redaktionsstatuts wurden die Zusammenarbeit und die Rolle der beteiligten Akteure schriftlich festgehalten. „Damit wurde einerseits die journalistische Unabhängigkeit für die Zukunft gesichert. Zum anderen wurden redaktionelle Fragen und die Sicherung der journalistischen Qualität formuliert“, sagt Redaktionsleiter Michael Lünstroth. Und fügt an: „Wir stehen für kritischen Journalismus ein, aber eben auch für einen fairen Umgang mit allen Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartnern.“

Der Kurs kommt bei den Leserinnen und Lesern offenbar an: Seit der Neugestaltung der Seite Ende Mai 2018 steigen die Zugriffszahlen stetig: Aktuell gibt es mehr als 30.000 Seitenaufrufe pro Monat, auch die Zahl der Sitzungen und Nutzerinnen und Nutzer steigt kontinuierlich. Die Seite hat auch prominente Unterstützer wie den aus dem Thurgau stammenden Schriftsteller Peter Stamm: „Ich lese Thurgaukultur so gern, weil man nie weiß, was einen erwartet, weil manchmal auch Abseitiges oder Kontroverses dabei ist und der Newsletter weit mehr ist als eine Sammlung von Programmhinweisen“, sagte der Autor zum 10. Geburtstag von thurgaukultur.ch.

Die Organisation

Hinter thurgaukultur.ch steht die gemeinnützige Thurgau Kultur AG. Aktionärinnen sind der Kanton Thurgau und die Kulturstiftung des Kantons Thurgau. Verwaltungsratspräsident ist Humbert Entress. Neben dem Präsidenten gehört dem Verwaltungsrat auch Martha Monstein, Leiterin des Kulturamtes Thurgau an. Der Verwaltungsrat arbeitet ehrenamtlich.

thurgaukultur.ch wird im Wesentlichen aus öffentlichen Geldern finanziert. Über eine Leistungsvereinbarung (Dauer: 4 Jahre) mit dem Kulturamt des Kantons erhält das Kulturportal 190.000 Franken im Jahr. Die Kulturstiftung des Kantons Thurgau zahlt jährlich 50.000 Franken. Weitere Einkünfte stammen aus Kulturpartnerschaften (12.000 Franken pro Jahr) und Anzeigeneinnahmen (10.000 Franken pro Jahr).

Fest angestellte Teilzeitkräfte sind die Geschäftsführerin Sarah Lüthy, der Redaktionsleiter Michael Lünstroth und die Agenda-Redaktorin Anja Mosima. Für das Magazin schreibt außerdem ein Pool von freien Korrespondentinnen und Korrespondenten, für die ein festes Budget von 30.000 Franken pro Jahr eingeplant ist.

Damit hat diese Website (auf der man/frau auch einen kostenlosen Newsletter bestellen kann) ganz ungewöhnlich gute Voraussetzungen für ein Kulturmagazin (viele Medien, die der Kultur breiteren Raum geben, krebsen eher am Existenzminimum dahin). Das Ergebnis kann sich sehen lassen und lohnt immer wieder einen Blick auch über Grenzen hinweg.

MM/red (Foto: Geschäftsführerin Sarah Lüthy und Redaktionsleiter Michael Lünstroth © thurgau kultur ag)


thurgau kultur ag
Bahnweg 2a
CH-8598 Bottighofen
T +41 71 420 90 00
info@thurgaukultur.ch