Neues Rathaus, alte Probleme
Das neue Kreuzlinger Stadthaus (Rathaus) könnte gebaut werden – wenn, ja wenn nicht noch eine Initiative gegen den Neubau unterwegs wäre. Vergangene Woche gab’s dazu zwei gegensätzliche Meldungen: einerseits hat der Kanton die Überlänge des Baus genehmigt, andererseits weist die Initiative dagegen mittlerweile bereits die Mindestzahl an Unterschriften auf. Klingt nach erneuter Hängepartie.
Kurzer Rückblick: Die Kreuzlinger StimmbürgerInnen genehmigten 2016 mit einer hauchdünnen Mehrheit von nur fünf Stimmen das Projekt eines neuen Stadthauses (samt Tiefgarage) auf und unter dem Bärenplatz – jenem wenig attraktiven Parkplatz vor der Veranstaltungshalle „Dreispitz“ und neben der Kirche samt Kloster. Umstritten war das gut 45 Millionen Franken teure Gebäude, weil einem Teil der KreuzlingerInnen der geplante Standort nicht gefiel und auch weiterhin nicht gefällt. Sie hätten es lieber gesehen, würde das neue Stadthaus quasi als Verlängerung des bestehenden hinter diesem gebaut.
Andererseits plant die Stadt Kreuzlingen seit fast 30 Jahren einen Ersatz für dieses bestehende Stadthaus, das mittlerweile für die Behörden der wachsenden Stadt immer enger wird – und absolut nicht behindertengerecht ist. Und so stimmte dann eine knappe Mehrheit dem geplanten Neubau zu.
Dieser muss niedrig bleiben, weil aus Denkmalschutzgründen der Blick auf Kirche und Kloster nicht verbaut werden darf. Als das Projekt dann konkret wurde, stellte sich heraus, dass die Behörden mit den eigenen Bauvorschriften sehr großzügig umgegangen waren: diese sehen eine Maximallänge von 50 Metern für Bauten vor. Das neue Stadthaus soll aber 111 Meter lang werden. So musste also beim kantonalen Baudepartement (Ministerium) eine Ausnahmebewilligung beantragt werden.
Bevor diese vorlag, lancierten die „Freunde der Festwiese“ (= Bärenplatz) eine Volksinitiative, um den geplanten Neubau doch noch zu verhindern. Damit über diese abgestimmt werden kann, müssen mindestens 684 Unterschriften gesammelt werden. Nun ist diese Mindestzahl aktuell bereits erreicht – die Sammlung läuft aber noch bis 11. November weiter. Gleichzeitig aber hat der Kanton Thurgau die Bewilligung für den überlangen Bau erteilt und alle Einsprachen dazu abgelehnt bzw. erst gar nicht angenommen.
Für Kreuzlingen heißt das wieder einmal: Ein neues Stadthaus muss warten – mindestens bis über die Volksinitiative entschieden ist. Sollte sie abgelehnt werden, könnte auf dem Bärenplatz gebaut werden. Wird sie angenommen, stolpert die Planung nach 30 Jahren in die nächste Runde und alles geht zurück auf Anfang.
Lieselotte Schiesser
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