Die schnelle Antwort der Bernadottes
Der Offene Brief, der die gräfliche Familie auffordert, doch endlich mit einer Gedenktafel an die im Frühjahr 1945 auf der Mainau verstorbenen KZ-Häftlinge zu erinnern, findet immer mehr Unterzeichner. Umgehend haben nun Gräfin Bettina und Graf Björn geantwortet. Hier der Text im Wortlaut, der gestern einigen Unterzeichnern des Offenen Briefes zuging.
Vielen Dank für Ihre Anregung, an die ehemaligen französischen KZ-Häftlinge zu erinnern, die 1945 zur Erholung auf der Insel Mainau waren und von denen einige an den Folgen ihrer Leiden hier verstorben sind. Selbstverständlich werden wir uns auch diesem Kapitel der Inselgeschichte stellen und eine würdige Form finden, an diese Ereignisse und Menschen zu erinnern.
Gerade weil die Darstellung mancher historischer Abschnitte bis heute lückenhaft ist, haben wir uns das Ziel gesetzt, die Geschichte der Mainau in den kommenden Monaten eingehend aufzuarbeiten, zusammen zu stellen und später in einem geeigneten Konzept den Besucherinnen und Besuchern unserer Insel näher zu bringen und auch auf der Homepage zu präsentieren. Das betrifft auch die hier verstorbenen ehemaligen KZ-Häftlinge und den Ort, an dem sie vorübergehend bestattet worden waren. Wir werden einen Text erarbeiten und online präsentieren, der auch auf einschlägige Publikationen zu diesem Thema verweist, unter anderem auch auf das Buch von Arnulf Moser über „Die andere Mainau 1945“.
Die Erarbeitung eines Gesamt-Konzepts, das auch eine sichtbare Form der Erinnerung definieren muss, ist hingegen nicht in wenigen Wochen realisierbar und nicht ohne fachliche Hilfe zu leisten. Deshalb haben wir die bekannten Zeithistoriker Prof. Dr. Lothar Burchardt, Emeritus der Universität Konstanz, den Direktor der städtischen Museen Konstanz, Herrn Dr. Tobias Engelsing, sowie den Leiter des Stadtarchivs Konstanz, Dr. habil Jürgen Klöckler, gebeten, uns in diesen Fragen fachlich zu unterstützen.
Gemeinsam mit diesen Fachberatern werden wir auch das Gespräch mit Dr. Arnulf Moser suchen, der über große Quellenkenntnis im besagten Thema verfügt und dessen Kenntnisse wir gerne nutzen wollen.
Sobald wir ein Gesamtkonzept vorliegen haben, das auch eine würdige Form des Gedenkens an diese Menschen vorsehen wird, werden wir Sie sowie Medienvertreter gerne zur Vorstellung und zum Gespräch einladen. Bitte haben Sie aber für unser Team und die uns beratenden Fachleute auch etwas Verständnis, denn wie Sie wissen, erfordert sorgfältige historische Quellenarbeit einige Zeit.
Mit freundlichen Grüßen von der Insel Mainau,
Bettina und Björn Bernadotte
Anmerkung: (hr) Es ist zu begrüßen, dass Bewegung in die Angelegenheit kommt. An ihrer Zustimmung, sich dafür einzusetzen, an die 33 KZ-Opfer in „sichtbarer Form“ auf der Insel zu erinnern, wird man die Familie Bernadotte fortan messen dürfen. Der Auftrag an renommierte Historiker, die angeblichen Lücken „mancher historischer Abschnitte“ zu schließen, darf aber nicht erneut dazu herhalten, die überfällige Erinnerungsstätte ein weiteres Mal auf die lange Bank zu schieben. Zu oft schon hat man in den vergangenen Jahren das Thema abgeblockt.
Noch ein Hinweis: Am 5.Januar strahlt das Schweizer Fernsehen SF 1 ab 20.05 Uhr eine Dokumentation aus. Titel: „Der junge Graf und seine Schwestern – Die Bernadottes auf der Insel Mainau“. Gedreht hat den Film die Autorin Maria Pfalzgraf Aebischer, u.a. auch Mentorin an der Universität Konstanz. Angesprochen wurden während der Dreharbeiten auch die Ereignisse im Frühjahr 1945. „Graf Björn“, so Pfalzgraf Aebischer, „wollte nichts dazu sagen“.
Autor: PM/HR