Extinction Rebellion schwärmte aus
Vergangenen Samstag blockierten Konstanzer KlimaaktivistInnen der Bewegung Extinction Rebellion wiederholt die Reichenaustraße auf der Höhe des Ebertplatzes. Beim sogenannten Swarming nutzten die Aktivisten eine Rotphase für Autos dazu, den Fußgängerüberweg zu besetzen und mehrere Ampelphasen lang die Reichenaustraße zu blockieren. Die Gruppe protestierte damit gegen das Konstanzer Verkehrschaos. Weitere Aktionen sollen folgen.
Extinction Rebellion (XR) umfasst in Konstanz bereits mehr als 50 AktivistInnen. Die soziale Bewegung setzt sich mit gewaltfreien Protestaktionen für einen Wandel in unserem derzeitigen System ein, wodurch das Risiko des Aussterbens der Menschheit sowie das Risiko der Zerstörung der Ökosysteme minimiert werden soll. Die Bewegung fordert die Regierung auf, öffentlich über die Auswirkungen der ökologischen Krisen aufzuklären und sofort zu handeln. XR fordert die Senkung der vom Menschen verursachten Treibhausgase auf Netto-Null bis zum Jahr 2025.
Die AktivistInnen blockierten mit der angemeldeten Protestaktion die Reichenaustraße mit einem klaren Anliegen: Lasst die Autos stehen! Es gibt umweltfreundlichere Fortbewegungsmittel, um von A nach B zu kommen. Die Gruppe möchte damit nicht einzelne AutofahrerInnen verärgern, sondern Druck auf die Stadt und die Regierung ausüben, Lösungen für eine Verkehrswende endlich umzusetzen, sowie ein allgemeines Bewusstsein für klimafreundlichere Fortbewegung zu schaffen. Sie blockieren: ja. Sie haben ein ernstes Anliegen: ja. Aber den Spaß wollen sie dabei nicht vergessen. Mit Bannern, Gitarrenmusik und Gesang machte die Gruppe Stimmung, um ihr Anliegen an die KonstanzerInnen und Besucher zu bringen.
XR (Bild und Text)
Kontakt per E-Mail: konstanz@extinctionrebellion.de
Tolle Aktion, bitte mehr davon, ohne wenn und ABER.
Das „aber“ könnte nach längerem Nachdenken z.B. heißen, dass zwischen dem Bewusstsein einer Mehrheit der Bevölkerung und dem der Klimaaktivisten immer noch eine große Lücke klafft, die nach einer Schließung oder doch zumindest einer Annäherung verlangt, wenn perspektivisch ein positives Ergebnis für die Menschen UND für das Klima, UND den Planeten erreicht werden soll.
Die Aussage „Die Gruppe möchte damit nicht einzelne AutofahrerInnen verärgern, sondern Druck auf die Stadt und die Regierung ausüben“ steht für mich auf wackligen Beinen und ist ganz sicher nicht bereits vermittelt, indem man sie ausspricht.
Die „Stadt und die Regierung“, auf die Druck ausgeübt werden muss, bleiben von der direkten Aktion zunächst einmal unberührt.
Die blockierten Autofahrer sehen sich nämlich nicht behindert von Stadt und Regierung, sondern von den Aktivisten.
Bisher (meine Hoffnung ist, dass sich das gerade ändert) fühlte sich die Stadt nämlich überwiegend für den Verkehrsfluss und die Regierung für die Automobilindustrie und den Berufsverkehr verantwortlich, und das war auch (leider) immer so akzeptiert worden.
Die Stärke der Aktion liegt meiner Meinung nach nicht darin, dass bereits Druck ausgeübt wird, sondern dass Öffentlichkeit geschaffen und sinnvolle Diskussionen angeregt und unterstützt werden.
Druck sieht anders aus.
Der erste Schritt dahin wäre vielleicht, die Auto-Parteien nicht mehr zu wählen und dann die verantwortliche Politik in die Pflicht zu nehmen. Und zwar nicht die Autofahrer zu drangsalieren, sondern attraktive Alternativen anzubieten, die Vorteile auch und gerade für den kleinen Geldbeutel sichtbar und greifbar machen.
Ungeschickte Bildwahl? Grosszügig gezählt zwei Dutzend Personen auszumachen, vor einer Sackgasse (Schild genau rechts oben vom rechten Banner), die Ampel steht für Fahrzeuge auf rot. Der Gap zwischen erklärter Absicht und Wirkung könnte nicht grösser sein.