Rüstung und Häs

Das Wasser des Bodensees ist schwarz. Wer steckt dahinter? Wer weiß schon, was in dieser beschaulichen Gegend wirklich so alles produziert wird? Für Saliha wird die Zeit des dunklen Wassers zur Zeit der Entscheidung. Lieber nach dem Abi nach Australien reisen? Oder mit der Idylle brechen und politischen Widerstand organisieren? Annalena Küspert, die selbst am Bodensee aufgewachsen ist, hat für das Theater Konstanz „Am Wasser“ geschrieben, das am 14. Dezember in der Spiegelhalle uraufgeführt wird.

Das Stück über die Idylle, die großen und kleinen Strippenzieher und Profiteure sowie (vermeintlich) private Entscheidungen hat bereits im Vorfeld einiges an Aufmerksamkeit erfahren, die zeigt, wie sehr auch hier in der Idylle die Interessen bestimmter Kreise das Denken und Handeln der Menschen beeinflussen: Das Stadttheater hat die Überlinger Hänselezunft, einen Traditionsverein, für die Aufführung um einen Häs (für Neigschmeckte: um ein traditionelles Kostüm) gebeten, aber die Hänselezunft hat, wie der Südkurier berichtete, die Leihgabe abgelehnt. Zu eng ist scheint’s das Korsett, das die Rüstungsindustrie den Menschen dort anlegt.

Schwarzes Wasser

An einem schönen Tag im Mai ist der Bodensee auf einmal schwarz gefärbt – und niemand weiß warum. Während die Bürgermeisterin des schönen Örtchens das Tourismusimage wahren will, entdeckt Saliha das schwarze Wasser, abgefüllt in Flaschen, als Beautytrend, der sich übers Internet vermarkten lässt. Ihre Großmutter ist skeptisch, denn sie sieht in der Verfärbung ein böses Omen. Und tatsächlich verhält sich der Vater von Salihas Freund verdächtig. Er arbeitet dort, worüber man am Bodensee ungern Worte verliert: für die Rüstungsindustrie. Und womöglich hat diese mit der Schwarzfärbung des Wassers etwas zu tun?

Für Saliha wird die Zeit des dunklen Wassers zur Zeit der Entscheidung. Lieber weiter leise sein und mit ihrem Freund die Australienreise nach dem Abi antreten? Oder mit der Idylle brechen und politischen Widerstand organisieren?

Rüstung am See

Die Rüstungsindustrie des Bodensees ist Politikum – dass diese malerische Gegend ihren Wohlstand Fabriken verdankt, die in anderen Teilen der Welt für Tod sorgen, ist erschreckend und wird von den meisten wirkungsvoll verdrängt. Welche Möglichkeiten haben Privatpersonen, kritisch nachzufragen und Protest und Veränderung zu fordern?

Annalena Küspert, die selbst am Bodensee aufgewachsen ist, hat dieses Stück eigens für das Theater Konstanz geschrieben. Sie fordert damit nicht nur junge Menschen auf, mit wachen Augen in ihre Umgebung zu schauen.

MM/red (Foto: Theater Konstanz)


„Am Wasser“, Theaterstück von Annalena Küspert
Regie Nicola Bremer, Ausstattung Steffi Rehberg, Musik Saga Björklund Jönsson, Dramaturgie Elisa Elwert
Mit Friederike Drews, Sarah Siri Lee König, Jana Alexia Rödiger; Ralf Beckord, Thomas Ecke, Peter Posniak
Uraufführung: 14. Dezember 2019, 20.00 Uhr, Spielstätte Spiegelhalle