Antifeminismus im Internet

100 Jahre nach der Einführung des Frauenwahlrechts ist der Antifeminismus noch immer lebendig. Seit einigen Jahren haben antifeministische Anfeindungen in Deutschland erneut Konjunktur: Mit der AfD hat gar eine offen antifeministische Partei den Weg in die Parlamente gefunden. Außerdem erweist sich das Internet als ideales Werkzeug, um gezielt, unkompliziert und anonym zu hetzen. Zum Thema „Antifeminismus im Internet“ gibt es am Donnerstag einen vom Konstanzer „Offenen antifaschistischen Treffen“ (OAT) organisierten Vortrag im Café Mondial.

Deutschland ist beileibe kein Einzelfall, und das Internet kennt ohnehin ja kaum Ländergrenzen. Auch in den europäischen Nachbarländern wird die Opposition gegen Feminismen lauter; und so berichten zivilgesellschaftliche Organisationen aus dem Bereich der Gleichstellungsarbeit und Vielfaltspädagogik, zahlreichen Anfeindungen ausgesetzt zu sein, die sich in gelegentlichen Hasskommentaren bis hin zu gezielten Diffamierungskampagnen entladen.

Existenzgefährdend für Initiativen

Es steht zu erwarten, dass antifeministische Anfeindungen für die betroffenen Initiativen und ihre Mitarbeitenden negative Folgen haben – müssen sie doch mit Rufschädigungen und öffentlichen Diffamierungen ebenso zurechtkommen wie mit Hassbotschaften und Gewaltandrohungen. Sie müssen eine zusätzliche Arbeitsbelastung aufgrund der Anfeindungen ebenso verkraften wie die Sorge um Kürzungen des Etats, wenn Diffamierungen erfolgreich sind. In dieser Befürchtung, die sich analog für antirassistische oder antifaschistische Initiativen und Organisationen formulieren ließe, sind VertreterInnen der demokratischen Zivilgesellschaft geeint.

Von Evangelikalen bis zu Neonazis

Für feministischen Initiativen und Organisationen könnte erschwerend hinzuzukommen, dass Antifeminismus als „Kitt“ von evangelikalen Christen bis zu Neonazis, bisweilen der liberalen Presse bis hin zu rechtsextremen Blogs ein verbindendes Ideologiefragment sehr unterschiedlicher Akteure darstellt. Daraus resultiert ein vielfältiges Konglomerat an Feinden, die auf der Straße ebenso wie im Feuilleton agieren.

Andererseits schreiben Berichterstattung ebenso wie zivilgesellschaftliche Initiativen über ein neues Hoch des feministischen Aktivismus in Europa. Auf theoretischer Ebene thematisiert die Bewegungsforschung, dass Gegenbewegungen in puncto Mobilisierung unter bestimmten Bedingungen positiv auf soziale Bewegungen wirken. Zwar muss sich die globale Einschätzung der Verfasstheit einer sozialen Bewegung nicht im Empfinden der Mitarbeitenden einzelner Organisationen widerspiegeln. Dennoch lohnt es sich, der Spur nachzugehen und herauszufinden, ob Emotionen im Zuge antifeministischer Anfeindungen tatsächlich durchweg entmächtigend wirken oder auch ermächtigenden Charakter haben können.

Es geht also um die Frage, wie AktivistInnen auf die neue Form und Intensität der Diffamierungen und Angriffe sinnvoll reagieren können.

MM/red (Bild: OAT Konstanz)


Vortrag „Antifeminismus im Netz“
Donnerstag, 19.12., 19.00 Uhr, Café Mondial, Zum Hussenstein 12, 78462 Konstanz, Eintritt frei, um Spenden wird gebeten
Referentin ist Franziska Schindler von der Amadeu Antonio Stiftung.